Sandhausen. Nach dem Sieg gegen Sandhausen wollen sich die Schalke noch nicht dem Träumen hingeben. Allesamt blicken Spieler und Umfeld auf das Restprogramm.
Das Spiel war am Freitagabend schon anderthalb Stunden beendet, als sich der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 laut hupend durch viele Fans in Königsblau zwängte. Die S04-Profis schauten fasziniert aus dem Fenster und kamen erst während der dreistündigen Rückfahrt ins Ruhrgebiet ein wenig zur Ruhe. Und das nach einem denkwürdigen Abend, den es in der leidenschaftlichen Vereinsgeschichte noch nicht oft gegeben hatte. Mit 2:1 (0:0) gewann Schalke beim SV Sandhausen, übernahm am drittletzten Spieltag die Tabellenspitze der 2. Bundesliga. Der Aufstieg ist nun ganz nah.
Schalkes Trainer Mike Büskens zog einen ganz großen Vergleich. „Das war heute ein zweites Mailand“, sagte er. „Einen solchen Abend habe ich in meinen 30 Jahren bei diesem großartigen Verein nur einmal erlebt – am 21. Mai 1997, als im Uefa-Pokal-Finale 25.000 Schalker mit in Mailand waren.“ Nun waren es rund 10.000 von 13.000 im kleinen Hardtwald-Stadion.
Große Party mit den Schalke-Fans
Auch interessant
Der Abend in Sandhausen hatte einer Saison mit vielen intensiven Momenten noch weitere irre Bilder hinzugefügt, die noch lange im Gedächtnis bleiben. 70 Minuten lang war die Partie eine müde Angelegenheit, wenig fiel Schalke ein, ob das Abwehr-Bollwerk des Außenseiters zu knacken. Auf Simon Teroddes überraschendes Führungstor (71.) folgte der schnelle Ausgleich durch Dennis Diekmeier (83.). Alles sah nun nach einem 1:1 aus, einem Rückschlag im Aufstiegsrennen. Doch in der letzten Minute des Spiels stocherte Terodde den Ball zum zweiten Mal über die Linie und rannte im Vollsprint in eine den vielen Fankurven mit S04-Fans. „Am liebsten wäre ich aus dem Stadion gerannt“, krächzte Terodde mit heiserer Stimme.
Mit den Fans gab es eine große Party, in der Kabine hüpften die Spieler zur Melodie von „Freed from desire“ durch die Kabine. Bilder davon postete Schalke-Legende Gerald Asamoah in den Sozialen Netzwerken, die Profis ließen auf ihren Profilen andere Fotos folgen, meist viel ihnen nur ein Wort ein. Viele wählten schlicht „Wahnsinn“.
Noch fehlt Schalke die Souveränität
Auch interessant
Auch Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder ließ sich von der Atmosphäre anstecken. Allerdings fand er nach dem Schlusspfiff auch warnende Worte. „Wir haben noch nichts erreicht“, sagte er. Trotz Tabellenführung ist es immer noch rechnerisch möglich, dass Schalke an den beiden letzten Spieltagen auf den vierten Platz abrutscht – die Gegner FC St. Pauli (Samstag, 7. Mai, 20.30 Uhr/Sky und Sport1) und 1. FC Nürnberg (Sonntag, 15. Mai, 15.30 Uhr/Sky) sind nicht leicht zu besiegen – und von Souveränität auf dem Rasen sind die Schalker weit entfernt. Sie gewannen zwar sechs der vergangenen sieben Spiele, aber nur das 3:0 in Ingolstadt war locker herausgespielt.
News und Hintergründe zu Schalke 04
- Schalke feiert Party in Sandhausen - Büskens mit Liebeserklärung
- Kommentar: Diese Bilder bleiben: Schalke ist dem Aufstieg nun ganz nah
- Irres Schalke-Interview Simon Terodde verliert seine Stimme
- Schalke-Noten: Churlinov stark - Außenverteidiger schwächeln
Als sich Trainer Mike Büskens gesammelt hatte, stimmte auch er Schröder zu. „Noch sind zwei Spiele zu spielen“, sagte der 54-Jährige. „Wir müssen die Spannung hochhalten. Gegen St. Pauli müssen wir die gleiche Leidenschaft auf den Platz bringen wie in Sandhausen.“ Stürmer Marius Bülter äußerte sich ähnlich. „Oben ist weiterhin alles sehr eng. Die beiden Spiele werden alles andere als einfach. Deshalb rechnen wir nicht und schauen auch nicht auf andere Mannschaften.“ Schon vor einer Woche wollte Schalke den So-gut-wie-sicher-Aufstieg feiern – die Mannschaft war nervös und unterlag Werder Bremen mit 1:4. „Da haben wir gesehen, wie schnell es gehen kann“, erklärte Schröder.
Das soll nicht noch einmal passieren. Einen Sieg brauchen die Schalker noch, um sich einen Platz in den Top 3 zu sichern. Vier Punkte genügen wahrscheinlich zum direkten Aufstieg. Bei diesen guten Voraussetzungen dürfen die Königsblauen das Aufstiegs-Bier schon kalt stellen.