Gelsenkirchen. Schalke 04 feierte nach dem 2:1 in Sandhausen eine Party in Königsblauen. Auch Sportdirektor Rouven Schröder freute sich - aber er warnte auch.
Das Spiel war schon lange beendet, da lief die große Wahnsinnsparty in Königsblau noch. 10.000 Fans des FC Schalke 04 klatschten, was die Hände hergaben und brüllten, bis sie keine Stimme mehr hatten – abwechselnd „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“ oder Lieder wie „Oh wie ist das schön“. Nach zwei dunklen Jahren stehen die Königsblauen dicht vor dem Wiederaufstieg in die Bundesliga. Dank Torjäger Simon Terodde gewannen sie in einem dramatischen Endspurt mit 2:1 (0:0) beim SV Sandhausen und übernahmen zwei Spieltage vor Schluss die Tabellenführung. Werder Bremen patzte parallel gegen Holstein Kiel und verlor mit 2:3.
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Torjäger Terodde versagte nach dem Spiel genauso die Stimme wie einigen Fans. „Ich muss erst einmal realisieren, was sich heute abgespielt hat“, stammelte er heiser. Das muss etwas heißen, denn der 34 Jahre alte Stürmer hat schon viel gesehen in seiner Karriere. Etwas gefasster war S04-Trainer Mike Büskens, der den Schalke-Fans im Stadion Luftküsse zuwarf, sich verbeugte und mit einfachen Worten schwärmte: „Es war ein fantastisches Publikum, ein unfassbarer Support.“ Sportdirektor Rouven Schröder war einfach nur stolz: „Das geht runter wie Öl. Es ist Ekstase, unglaubliche Emotionalität. Der Schalke-Fan hat das gebraucht, dass wir so spät treffen, in die eigene Kurve. Grandios.“
Schalke-Torjäger Terodde: "Normalerweise brichst du zusammen"
Schon weit vor dem Spiel bekamen die S04-Profis mit, wie viele Zuschauer sich auf den Weg gemacht hatten. Zwei Drittel des Hardtwald-Stadions waren königsblau dekoriert. „Die Unterstützung fing schon weit vor dem Anpfiff an“, sagte der beeindruckte Terodde. Keine Frage: In der an legendären Spielen nicht armen Schalker Vereinsgeschichte dürfte dieser Krimi einen besonderen Platz einnehmen.
Diese prächtige Kulisse sorgte aber 70 Minuten lang nicht für ein prächtiges Spiel – auf dem Rasen gab es das für die Königsblauen in dieser Saison typische Auf und Ab. In der ersten Hälfte bestimmten sie klar das Spiel, dominierten es mit 67 Prozent Ballbesitz sogar – doch mehr als eine Doppelchance für Simon Terodde und Rodrigo Zalazar (19.) sprang dabei nicht heraus. Wie so oft in diesem Jahr zeigte Schalke spielerische Schwächen. Auch nach der Pause änderte sich das nicht, der SV Sandhausen gestaltete das wenig unterhaltsame Spiel sogar ausgeglichen, alles deutete auf ein 0:0-Spiel hin. Die Laune wurde schlechter, weil Bremen parallel auch noch mit 2:0 führte.
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Ab der 71. Minute ging es dann Schlag auf Schlag – im Zentrum stand Terodde, der wichtigste Schalker Spieler der Saison. Nach einem Pfostenschuss von Darko Churlinov verwandelte Terodde den Abpraller zum 1:0. Angedeutet hatte sich der Treffer nicht. Schalkes Fans schauten kaum noch auf den Platz, bereiteten sich auf die Feier vor, nachdem sie gehört hatten, dass Werder Bremen einen 2:0-Vorsprung verspielt hatte. Doch dann patzte Schalkes Abwehr: Im Anschluss an eine Ecke traf Dennis Diekmeier zum 1:1-Ausgleich (83.) – die Tabellenführung war nun in Gefahr. Es ging nun hin und her.
„Normalerweise brichst du zusammen, aber die Fans haben uns am Ende zum Sieg gepusht“, sagte Terodde. In der 90. Minute kam er noch einmal an den Ball – nachdem Blendi Idrizi den Ball in den Fünfmeterraum gestochert hatte, traf er mit seinem 27. Saisontor zum 2:1-Sieg. Wegen eines Frustfouls handelte sich Sandhausens Alou Kuol kurz darauf noch die Rote Karte ein (90.+2) – und nach dieser letzten leidenschaftlichen Szene konnte die königsblaue Party beginnen.
Schalke trifft im vorletzten Saisonspiel auf St. Pauli
Und sollte Darmstadt heute nicht gegen Aue gewinnen, könnte Schalke mit einem Sieg gegen den FC St. Pauli (Samstag, 20.30 Uhr/Sky) den direkten Wiederaufstieg perfekt machen. Dann wäre Terodde bestimmt wieder heiser. Rouven Schröder warnt: "Wir haben noch nichts erreicht. Entscheidend ist: Nie zu früh freuen."