Gelsenkirchen. Unter Dimitrios Grammozis spielte Schalke stets im 3-5-2-System. Das könnte sich unter Mike Büskens bald ändern - womöglich schon in Ingolstadt.
Konstanz. Das war bei Schalke 04 in den vergangenen Jahren und Monaten ein Fremdwort. Auch deshalb spielt der stolze Klub aus Gelsenkirchen inzwischen in der 2. Bundesliga. Aber: Zumindest in Sachen Formation hatten die Königsblauen in der laufenden Saison eine gewisse Kontinuität gezeigt. Bis auf wenige Ausnahmen spielte Schalke immer im 3-5-2-System.
Trainer Dimitrios Grammozis war und ist ein großer Verfechter dieses Spielsystems und wich trotz Kritik auf Schalke nicht davon ab. Schlüsselpositionen in dieser Formation waren die Außenspieler, die in der Rückwärtsbewegung als Außenverteidiger fungierten, in der Offensive aber gerne auch zu Links- beziehungsweise Rechtsaußen wurden. Wenn man so will, Schienenspieler, die den kompletten Flügel auf und ab laufen.
Schalke: Thomas Ouwejan droht in Ingolstadt zu fehlen
Auf Links hatte diesen Job auf Schalke stets Thomas Ouwejan inne. Für ihn war die Rolle nahezu perfekt, denn der niederländische Linksverteidiger hat vor allem in der Offensive seine Stärken. Gerade die Flanken des 25-Jährigen suchen in der 2. Bundesliga ihresgleichen. Ein adäquates Pendant auf rechts hatten die Schalker aber zuletzt nicht – auch, weil Mehmet Aydin und Winter-Neuzugang Andreas Vindheim schon länger verletzt ausfallen. Reinhold Ranftl, Darko Churlinov und Henning Matriciani versuchten sich in dieser Rolle zuletzt – mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Nun aber könnte mit dieser letzten Kontinuität auf Schalke gebrochen werden, denn Grammozis ist nicht mehr im Amt. Beim Auswärtsspiel gegen den Tabellenletzten FC Ingolstadt an diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky) ist erstmals Mike Büskens hauptverantwortlich für die Schalker Mannschaft. Und: Thomas Ouwejan wird in Ingolstadt sehr wahrscheinlich verletzt ausfallen – also der Spieler, auf den das Grammozis-System mehr oder weniger zugeschnitten war.
Noch am Freitag sagte Ingolstadts Trainer Rüdiger Rehm: „Da wird jetzt nicht alles auf links gedreht worden sein. Aber trotzdem weiß ich auch, wie Mike Büskens gerne spielen lässt.“ Heißt: Mit einem Systemwechsel von S04 rechnet der 43-Jährige nicht unbedingt. Genau das deutete der Schalker Trainer jedoch an.
Schalke-Trainer Büskens: "Werden in der Lage sein, mit Viererkette zu spielen"
„Wir werden mit Sicherheit in der Lage sein, mit Viererkette zu spielen“, verriet Büskens. „Das ist ein Gedanke, den wir haben.“ Letztlich ist ihm die System-Debatte, die schon seit Monaten geführt wird, aber „zu einfach“. In welcher Formation letztlich gespielt wird, sei für den 53-Jährigen zweitrangig. Für ihn gehe es darum, „wofür wir stehen wollen“. Es zähle vor allem die richtige Einstellung. Als Beispiel dafür, dass nicht immer ein Systemwechsel der Königsweg ist, nannte Büskens Werder Bremen, die nach dem Trainerwechsel Ende 2021 weitgehend auf taktische Umstellungen verzichtet haben. „Trotzdem haben sie eine Serie hingelegt, die ihresgleichen sucht.“ Von Rang zehn kletterte Werder dank zuletzt neun Siegen aus zehn Spielen bis an die Tabellenspitze.
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Wie Büskens seine Schalker beim Auswärtsspiel in Ingolstadt aufstellen, wird, „hängt davon ab, wie ich fühle“, sagte er. Sein Gespür für die Mannschaft ist allerdings getrübt – vom Coronavirus. Denn seit Sonntag befindet sich der Coach nach positivem Test in häuslicher Isolation. Heißt: Seit er Cheftrainer ist, konnte er noch keine Trainingseinheit persönlich leiten. Ihm bleiben nur Video-Livestreams und Telefonate mit den Spielern. „Die Frage ist, ob wir das alles jetzt aus meinem Keller heraus entscheiden sollten“, stellte Büskens klar.
Trotzdem verspricht der Schalker Trainer: „Wir werden alles dafür tun, dass wir noch eine richtig gute Rolle in der Tabelle spielen werden.“ Woher er dieses Vertrauen nimmt? „Die Mannschaft hat Charakter“, betont er. Beweisen kann sie es schon beim Tabellenletzten in Ingolstadt.