Gelsenkirchen. Im Interview spricht Huub Stevens über den Schalker Interimstrainer Mike Büskens. Er sagt: “Es kann nur einen geben und das ist Mike.“
Reflexartig wurde vorsichtig auch der Name Huub Stevens genannt, als es um die Nachfolge des freigestellten Dimitrios Grammozis bei Schalke 04 ging. Viermal war der 68 Jahre alte Niederländer schon Trainer der Königsblauen – zuletzt Ende 2020 als Interimslösung für zwei Spiele. Inzwischen ist er jedoch im Ruhestand.
Sein Telefon klingelte am Sonntag dennoch. Mike Büskens rief seinen ehemaligen Trainer an und bat um Rat, ob er für die verbleibenden neun Spiele auf Schalke übernehmen soll. Darüber spricht er im Interview.
Herr Stevens, Mike Büskens hat erzählt, dass er Sie um Rat gefragt hat, ob er den Cheftrainer-Job auf Schalke annehmen soll. Was genau haben Sie ihm geraten?
Huub Stevens: Mike ist Schalker durch und durch. Ich habe ihm gesagt, dass er es machen muss – ohne Wenn und Aber. Das ist sein Job. Er ist derjenige, der jetzt übernehmen und dem Verein helfen muss. Wenn man als Assistent gefragt wird, ob man als Chef aushilft, kann man nicht nein sagen.
War es überraschend für Sie, dass die Wahl der Schalker auf Büskens fiel?
Stevens: Wer hätte es denn sonst machen sollen? Es kann nur einen geben und das ist Mike. Er ist genau die richtige Wahl. Es gibt niemanden, der sich besser mit der Truppe auskennt als Mike. Er kennt die Jungs aus seiner Zeit als Co-Trainer ganz genau und weiß, wie die Spieler funktionieren. Für Schalke ist es die beste Lösung. Aber mir ist wichtig zu betonen, dass das Ganze extrem schade für Dimi ist.
Es heißt, Sie hatten ein gutes Verhältnis zu Grammozis.
Stevens: Stimmt. Ich habe ihm am Sonntag direkt eine Nachricht geschrieben und ihm gesagt, dass er jetzt weitermachen soll. Auch aus dieser Situation wird er lernen. Direkt nach der Trennung ist es schwer für einen Trainer, aber das sind Erfahrungen, die Dimi in seiner Karriere weiterbringen werden. Er ist wirklich ein guter Typ und hat mit seiner Art gut zu Schalke gepasst. Aber wenn es nicht gut läuft, kann der Vorstand auch keine 16 Spieler entlassen, um etwas zu ändern, sondern nur den Trainer. Egal, wie gut man ist: Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, weiß man als Trainer, dass man irgendwann dran ist.
Die Schalker Verantwortlichen wollen durch den Trainerwechsel neue Impulse setzen. Büskens aber hatte schon als Co-Trainer großen Einfluss aufs Team. Inwiefern passt das zusammen?
Stevens: Er wird sicher nicht alles verändern, aber auch als Co-Trainer hat man immer eigene Ideen und Gedanken, die er jetzt umsetzen kann. Als er noch Assistent war, war es seine Aufgabe, den Coach zu unterstützen, Ideen mit dem Chef zu besprechen und Empfehlungen abzugeben. Aber entschieden hat immer der Cheftrainer. Jetzt ist Mike derjenige, der die Entscheidungen trifft – das ist etwas ganz anderes.
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Hätte nicht auch ein externer Trainer helfen können?
Stevens: Es sind nur noch neun Spiele und ein fremder Trainer kennt die Mannschaft gar nicht. Mike ist so lange dabei und kennt Schalke wie kein Zweiter. Er hat auch im Sommer geholfen, die Mannschaft mit zusammenzustellen. Klar, waren da Dimi und Rouven Schröder die Hauptverantwortlichen, aber Sie können sicher sein, dass Mike mit einbezogen wurde. Das ist ganz normal, genau wie die Tatsache, dass Mike oder auch Rouven mich immer mal wieder nach meinen Einschätzungen zu Spielern gefragt haben.
Neun Spiele sind es noch bis zum Saisonende. Reicht es für Schalke zum Aufstieg?
Stevens: Schwer zu sagen. Wir müssen abwarten, wie die Mannschaft jetzt reagiert. Charakterlich scheint die Mannschaft wirklich in Ordnung zu sein – ganz anders als noch vor etwas mehr als einem Jahr, als ich zum letzten Mal übernommen hatte. Damals war das Team nicht intakt. Diese Mannschaft ist viel besser zusammengestellt als damals. Mike könnte es hinbekommen, aber leicht wird es nicht. Auch er wird gegen bestimmte Dinge ankämpfen müssen, aber das ist ganz normal. Es wird auch emotionale Situationen geben, auf die er reagieren muss.