Gelsenkirchen. Wer neuer Schalke-Trainer wird, ist völlig offen. Einige spannende Namen sind verfügbar - doch auch eine interne Lösung ist nicht ausgeschlossen.
Dimitrios Grammozis ist nicht länger Trainer von Schalke 04. Einen Tag nach der 3:4-Niederlage gegen Hansa Rostock zogen die Verantwortlichen des Zweitligisten aus Gelsenkirchen die Reißleine. „Die Überzeugung, dass unser avisiertes Ziel, der Aufstieg in die Bundesliga, in der bestehenden Konstellation noch eine ausreichend hohe Wahrscheinlichkeit besitzt, hatten wir nicht mehr“, begründet Sportdirektor Rouven Schröder die Trennung.
Wie es auf Schalke jetzt weitergeht, ist noch völlig offen. Über das weitere Vorgehen auf der Trainerposition wird der Klub im Laufe des Montags informieren, heißt es vom Verein. Denkbar sind drei Varianten: Eine (interne) Übergangslösung bis zur Länderspielpause Ende März, eine Anstellung für die verbleibenden neun Saisonspiele oder eine längerfristige Lösung über den Sommer hinaus.
Doch welche Trainer sind überhaupt auf dem Markt und würden eventuell infrage kommen? Eine Übersicht.
Schalke auf Trainersuche: Wolf und Neuhaus sind bereits aufgestiegen
Uwe Neuhaus (62): Seit seiner Entlassung bei Arminia Bielefeld ist der gebürtige Hattinger ohne Klub – aber ein ausgewiesener Experte der 2. Bundesliga. Mit den Ostwestfalen schaffte er in der Saison 2019/20 den Aufstieg in die Bundesliga. Neben der sportlichen Entwicklung der Arminen konnte Neuhaus dabei auch menschlich mit seiner ruhigen Art überzeugen – diese könnte auch auf Schalke gut ankommen. Obwohl Neuhaus eine Dortmunder Vergangenheit hat.
Friedhelm Funkel (68): Es ist ein Name, der immer wieder fällt, wenn in Deutschland in Trainer gesucht wird, denn kaum jemand in der Branche hat mehr Erfahrung als Funkel (515 Bundesligaspiele und 271 Zweitligaspiele als Trainer). Sechsmal stieg er schon aus der zweiten in die erste Liga auf. Und: Schon nach der Entlassung von Manuel Baum auf Schalke im Dezember 2020 galt der Trainer-Routinier als Kandidat in Gelsenkirchen – letztlich bekam aber Christian Gross den Job.
Hannes Wolf (40): Auch Wolf hat in seiner Trainerkarriere schon bewiesen, dass er in die Bundesliga aufsteigen kann. Mit dem VfB Stuttgart gelang ihm dieser Coup in der Saison 2016/17 – damals wurde er in Deutschland sogar zum Trainer des Jahres gewählt. Aktuell ist Wolf als U19-Nationaltrainer beim DFB angestellt. Dass ihn der Verband gegebenenfalls ziehen lassen würde, wurde schon im vergangenen Jahr klar, als er acht Spieltage vor Schluss als Interimstrainer von Bayer Leverkusen eingesprungen ist und die Werkself noch in die Europa League führte.
Schalke auf Trainersuche: Auch Daniel Farke ohne Verein
Bruno Labbadia (56): Auf einen Aufstieg kann Bruno Labbadia in seiner Karriere zwar noch nicht zurückblicken, dafür aber auf reichlich Erfahrung in der Bundesliga – auch bei taumelnden Traditionsvereinen. Beim Hamburger SV, dem VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC war er in den vergangenen Jahren bereits tätig. Dort war er zuletzt allerdings wenig erfolgreich. Seit Anfang 2021 ist er ohne Verein. Was für Labbadia sprechen könnte, ist sein gutes Verhältnis zu Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel. Schon 2015 verpflichtete Knäbel Labbadia als Trainer – damals noch beim Hamburger SV.
Daniel Farke (45): Erst seit wenigen Tagen ist Farke wieder auf dem Trainermarkt, nachdem er seinen Vertrag beim russischen Klub FK Krasnodar aufgrund der politischen Situation aufgelöst hat. Einen Namen machte sich der 45-Jährige bei Norwich City in England. Gleich zweimal führte er die Canaries aus der zweitklassigen Championship in die Premier League (2019 und 2021). In den Aufstiegssaisons überzeugte Norwich in der eigentlich kampfbetonten Liga vor allem spielerisch durch tollen Kombinationsfußball – Impulse, die auch Schalke gut brauchen könnte.
Schalke sucht Grammozis-Nachfolger: Wird es eine interne Lösung?
Doch neben der externen Lösung könnten die Schalker eventuell auch einen Trainer aus den eigenen Reihen zum Chef befördern – etwa Onur Cinel. Der 36-Jährige trainiert derzeit erfolgreich die U17 der Königblauen. Nach elf Spieltagen steht er mit seiner Mannschaft ungeschlagen auf dem ersten Tabellenplatz der U17-Bundesliga-West. Auf Schalke hat Cinel schon auf diversen Trainerpositionen Erfahrungen sammeln können, in der vergangenen Saison auch als Co-Trainer der Profis, zuvor unter anderem als Co-Trainer von Norbert Elgert in der U19.
Dass Mike Büskens (53) als Co-Trainer in die Chefrolle aufrückt, ist theoretisch auch eine Option. Zumindest für den Fall, dass Schalke eine Interimslösung präsentieren sollte, währe eine Beförderung Büskens naheliegen, denn kaum jemand kennt den Klub so gut wie er. Langfristig soll der 53 Jahre alte Eurofighter aber weiter als Co-Trainer arbeiten.
Experten fordern Mike Büskens als Schalke-Trainer
Aber: Rufe nach einem Engagement von Büskens als Schalke-Coach sind durchaus vernehmbar – so auch im Sport1-Doppelpass von Stefan Effenberg und Steffen Freund. „Es sollte jemand sein, der den Verein und die Mannschaft kennt. Auf Mike Büskens trifft das zu. Er ist schon lange da, kennt den Verein, ist beliebt. Am ehesten sehe ich ihn als passenden Kandidaten für diese Aufgabe“, sagt Freund.
Ein erneutes Engagement von Jahrhundert-Trainer Huub Stevens (68) gilt als ausgeschlossen. Nach seiner insgesamt vierten Amtszeit bei S04 Ende 2020 deutete er an, dass dies seine letzte Trainerstation sein sollte.