Gelsenkirchen. Schalkes neuer Vorstands-Chef Bernd Schröder präsentierte sich bei seiner Vorstellung als Teamplayer. Er setzt auf Stabilität in allen Bereichen.
Kurz vor seiner Vorstellung hielt sich Bernd Schröder nicht in einem Hinterzimmer der Arena auf, er feilte nicht wie bei solchen Anlässen üblich an letzten Formulierungen. Er flanierte durch das Medienzentrum des Zweitligisten Schalke 04, freute sich über die größte Dichte an Kamerateams seit Champions-League-Zeiten, führte Smalltalk über alltägliche Dinge. Die ersten Signale sendete er vor seinem ersten offiziellen Satz. Der neue Vorstandsvorsitzende der Königsblauen, seit 1. Januar im Amt, gibt sich offen, wissbegierig, professionell, sympathisch, immer positiv.
Und auch die ersten Worte des 55-Jährigen zeugen von einer Wende in der Vereinskultur, die bereits eingeleitet wurde und die er nun perfektionieren soll. Schalke 04, der Verein der schillernden Persönlichkeiten, der Klub von Oskar Siebert, Günter Eichberg, Rudi Assauer, Clemens Tönnies, soll keinen Anführer mehr benötigen. Keine spontanen Entscheidungen. Keine großen Worte. „Ich bin noch in der Phase des Zuhörens, des Kennenlernens, wofür Schalke gerade steht“, sagte Schröder zu Beginn auf Fragen zu seinen konkreten Projekten.
Schalke: So äußert sich Aufsichtsrats-Chef Hefer
Schröder ist keiner, der aus dem Fußballgeschäft kommt, kein geborener Schalker. Er ist diplomierter Wirtschaftsmathematiker, hatte Führungspositionen in der Bertelsmann-Gruppe und beim Juwelier Christ, bevor er im Mai 2019 bei Bayer Leverkusen einstieg. Er ist keiner, der die Öffentlichkeit sucht, ein Mann aus dem Hintergrund. Genau nach so einem hatte der Aufsichtsrat gefahndet. „Wir haben einen modernen Manager gesucht, einen, der im Team führt, der sich aber auch mal zurücknehmen kann. Die Kernaufgabe eines Vorstandsvorsitzenden ist die Entwicklung der langfristigen Strategie. In den letzten Jahren ist das zu kurz gekommen. Es ist viel zu sehr von Spieltag zu Spieltag, von Saison zu Saison geplant worden“, sagte Axel Hefer (44), der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Auch Hefer steht für die neue Kommunikationskultur. Seit Juli 2021 ist er im Amt, erstmals trat er nun vor die Medien.
Schalke: Kein klares Wort zu Gazprom
Auf dem Podium saß er nicht – neben Schröder saßen die beiden anderen Vorstandsmitglieder Christina Rühl-Hamers (Finanzen) und Peter Knäbel (Sport). „Zusammen ist man immer stärker. Wir werden alles im Team entscheiden. Und das wird mein Führungsstil bleiben“, sagte Bernd Schröder. Und er überließ bei etlichen Fachfragen Rühl-Hamers und Knäbel das Wort. Aufsichtsrats-Chef Hefer gefällt das, die Idee eines starken Mannes findet er veraltet: „Der Blick zurück ist verlockend, aber wir müssen nach vorn schauen. Der Typus des Fußball-Managers muss sich wandeln, und er wandelt sich bereits. Viele Vereine agieren weltweit.“
Der Nachrichtenwert der Vorstellung war gering. Schröder wich auch Nachfragen zum umstrittenen Hauptsponsor Gazprom aus: „Wir haben in Gazprom ein Unternehmen verlässlich an unserer Seite, das auch in schwierigen Zeiten zu uns stand. Darüber bin ich froh.“ Mehr gebe es dazu nicht zu sagen. Ebenso kurz fiel seine Auskunft zu einer möglichen Ausgliederung aus: „Das steht nicht auf der Agenda.“
Rühl-Hamers sagte, die Lizenz für die kommende Saison werde Auflagen beinhalten – die könne Schalke aber sicher erfüllen. Knäbel sprach über die Zukunft des umworbenen Sportdirektors Rouven Schröder, der kürzlich einen Wechsel im Sommer ausgeschlossen hatte („Ich glaube nicht, dass es zu einem Sinneswandel bei ihm kommt“) und des Trainers Dimitrios Grammozis („Zwischen Dimi und dem Verein ist alles geklärt“) – und lobte die sportlich Verantwortlichen: „Kein Schalker muss sich mehr für sein Team schämen.“
Bernd Schröder will Schalke in die Zukunft führen
Im Gegensatz zu früheren Vorstellungen, und Schalke hatte davon viele, gab es keine großspurigen Ankündigungen. „Ich bin angetreten, um Schalke in die Zukunft zu führen. Wir müssen definieren, wie Schalke in drei, fünf, zehn Jahren aussehen soll“, sagte Bernd Schröder. Sportlich sei die Bundesliga das Ziel – auf dem Fundament vernünftiger Finanzen. „Wir brauchen Stabilität, jenseits aller Emotionen.“ Da hat er sich was vorgenommen. Aber sein Weg beginnt gerade erst.