Gelsenkirchen. Schalke steht auf Platz vier der Zweiten Liga. Der Aufstieg ist möglich. Aber was passiert, falls das Ziel nicht erreicht wird? Ein Überblick.
Wenn alles normal gelaufen wäre, wäre der FC Schalke 04 heute ins Flugzeug Richtung Belek in der Türkei gestiegen. Doch es ist eben nichts normal. Der Fußball-Zweitligist hatte sein Trainingslager nach den Corona-Infektionen von Simon Terodde und Ko Itakura abgesagt. Nachdem am Sonntag nun alle Tests der Spieler und Betreuer negativ ausgefallen waren, wird Schalke ab heute zu Hause in Gelsenkirchen an den Grundlagen für den Wiederaufstieg arbeiten.
Schalke: Aufstieg bleibt das große Ziel
Aktuell ist der Bundesliga-Absteiger Tabellenvierter. Die Planungen der Chefs laufen längst zweigleisig, bis Anfang März 2022 müssen bei der Deutschen Fußball-Liga die Lizenzunterlagen eingereicht werden. Der Aufstieg bleibt das große Ziel. Was aber passiert, wenn Schalke nicht aufsteigt? In diesem Fall würde sich wieder einiges ändern.
Der Trainer
Der Vertrag von Trainer Dimitrios Grammozis endet am 30. Juni 2022. Es gilt als sicher, dass der 43-Jährige kein neues Angebot erhält, sollte Schalke nicht unter den ersten drei Teams landen. Erst Abstiegs-, dann Nicht-Aufstiegstrainer – das wäre für ein zweites Jahr in der Zweiten Liga eine zu große Hypothek. Sportdirektor Rouven Schröder, der im Sommer 2021 am liebsten Steffen Baumgart (jetzt Köln) geholt hätte, könnte einen „eigenen“ Trainer installieren. Sportvorstand Peter Knäbel hatte Grammozis geholt, als Schröder noch nicht da war.
Das Trainerteam
Auch Grammozis‘ engster Vertrauter Sven Piepenbrock müsste dann gehen. Fest steht, dass die Schalke-Legenden Mike Büskens (Co-Trainer) und Gerald Asamoah (Leiter der Lizenzspieler-Abteilung) bleiben – egal in welcher Liga, und egal unter welchem Cheftrainer.
Die Mannschaft
Es stünde wieder ein Umbruch bevor. Leih-Spieler wie Abwehrchef Ko Itakura und Linksverteidiger Thomas Ouwejan könnte Schalke wegen zu hoher Kaufoptionen wohl nicht fest verpflichten – und wenn, dann nur, um sie mit Gewinn weiter zu verkaufen. Wichtige Verträge wie die von Torwart Martin Fraisl, Abwehr-Riese Salif Sané, Rechtsverteidiger Mehmet Can Aydin und Dribbler Darko Churlinov enden. Die finanzielle Not könnte möglicherweise einen Verkauf von Abwehr-Talent Malick Thiaw nötig machen. Und: Top-Torjäger Simon Terodde wird im Laufe der kommenden Saison 35 Jahre alt – das Spiel allein auf ihn auszurichten, wäre zu riskant.
Problem Leihspieler
Im Sommer 2022 kehren sieben Leihspieler zurück – darunter die Spitzenverdiener Amine Harit (Marseille) und Ozan Kabak (Norwich). Wieder könnte sich die schwierige Situation ergeben, dass das Duo bis zum letzten Tag der Vorbereitung mittrainiert, da interessierte Vereine den Kaufpreis drücken wollen. Eine große Herausforderung für Rouven Schröder. Es stehen zudem weitere Leihspieler auf der Matte, die bisher kaum Spielpraxis sammelten – wie Levent Mercan, Nassim Boujellab, Can Bozdogan.
Die Finanzen
Ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga würde die Schwierigkeiten noch einmal erhöhen. Das größte Problem hat Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers bereits durchgeplant: Im Juli 2023 wird eine Unternehmensanleihe in Höhe von rund 34,1 Millionen Euro fällig. Zum Teil refinanziert werden soll sie durch eine neue Anleihe. Das Problem: Schalke wird wahrscheinlich eine zweistellige Millionen-Summe selbst übernehmen müssen. Es kann sein, dass deshalb Tafelsilber veräußert werden muss – zum Beispiel die Catering-Rechte.
Auch die erneuten Geisterspiele sind schlecht für die Finanzen. Schalke hat in der aktuellen Saison zwar mit einem reduzierten Zuschauer-Schnitt geplant, aber nicht mit mehreren Geisterspielen. Die Finanzplanung für die kommende Saison muss möglicherweise angepasst werden. Rühl-Hamers rechnet damit, dass Schalke eine Zweitliga-Lizenz nur unter Auflagen erhalten würde – unter anderem, weil Kabak und Harit zunächst wieder im Gehalts-Etat eingeplant sind.
Die Mitarbeiter
Rund 600 Mitarbeiter arbeiten auf der Geschäftsstelle der Königsblauen – damit hat der Zweitligist mehr Angestellte als die meisten Bundesligisten. Die Personalkosten sind hoch. Die Mitarbeiter sollen deshalb auf viel Geld verzichten, damit sie eine Job-Garantie erhalten. Einen entsprechenden Plan verkündete der Vorstand Ende November. Mitarbeitern, die Schalke verlassen wollen, werden keine Steine in den Weg gelegt. In einer Mitteilung des Vorstandes hieß es: „Um auch in einem längerfristigen Zweitligaszenario finanzielle und sportliche Planungssicherheit zu gewährleisten, prüfen wir fortlaufend die Schaffung weiterer Handlungsoptionen.“
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Die Vereinsführung
In der Führungsetage des FC Schalke 04 sind keine Änderungen zu erwarten. Der neue Vorstandsvorsitzende Bernd Schröder hat erst am 1. Januar begonnen, muss sich nun ein Bild machen. Bernd Schröder wird im Sommer erste eigene Akzente gesetzt haben. Die Mandate der Aufsichtsrats-Führung gelten mindestens bis Sommer 2023. Ein Jahr ohne Aufstieg würde Peter Knäbel und Rouven Schröder verziehen. Im zweiten Jahr wäre das aber schon anders – der Druck würde wachsen. Ihre Verträge gelten bis 2024.