Gelsenkirchen. Gegen St. Pauli vertritt Sven Piepenbrock den erkrankten Dimitrios Grammozis auf der Schalker Bank. Für den 39-Jährigen der erste große Auftritt.

"Neu“, sagte Sven Piepenbrock am Freitagmittag während einer Medienrunde, „ist für mich nur, dass ich hier sitze und nicht beim Mittagessen.“ Der 39 Jahre alte Co-Trainer des FC Schalke 04 wirkte bei seinem ersten größeren Auftritt in der Öffentlichkeit recht locker. Sonst ist er nur der Schattenmann von Cheftrainer Dimitrios Grammozis. An diesem Samstag allerdings wird Piepenbrock der hauptverantwortliche Trainer beim Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli (20.30 Uhr/Sky und Sport1) sein, denn Grammozis hat sich mit dem Coronavirus infiziert und befindet sich in Isolation.

Wirklich darüber nachdenken, was ihn am Millerntor erwartet, konnte er noch nicht: „Die Tage waren zu voll.“ Denn das Corona-Chaos rund um Grammozis und Verletzungspech hat Schalke 04 seit dem 5:2-Sieg gegen den SV Sandhausen in der Vorwoche heimgesucht. Eine Vielzahl von Spielern ist angeschlagen: Auch Marius Bülter, Florian Flick, Darko Churlinov, Yaroslav Mikhailov, Marc Rzatkowski und Ralf Fährmann fallen für das Spiel in Hamburg kurzfristig aus. Mit den Stürmern Keke Topp (17, aus der U19), Rufat Dadashov (30, aus der U23), Mittelfeldspieler Jimmy Kaparos (19, aus der U23) und Torwart Felix Wienand (19, aus der U23) müssen sogar vier Spieler aus der Knappenschmiede den Kader auffüllen.

Schalke mit vier Knappenschmiede-Spielern nach St. Pauli

Nebengeräusche, die die Vorbereitung auf das Spitzenspiel der 2. Bundesliga stören. Sven Piepenbrock allerdings freut sich dennoch auf das Duell mit dem Tabellenführer. „Freude ist immer da“, sagte er. „Das ist der Antrieb für das, was wir alle hier machen.“ Etwas zurückhaltend erklärt er auch, dass es für ihn keinen großen Unterschied mache, ob er nun am Spielfeldrand stehe und Kommandos gebe oder in zweiter Reihe auf der Trainerbank sitze: „Es bleibt das gleiche Spiel.“

Sven Piepenbrock (links) im Gespräch mit Cheftrainer Dimitrios Grammozis.
Sven Piepenbrock (links) im Gespräch mit Cheftrainer Dimitrios Grammozis. © firo

Viel Erfahrung als Cheftrainer hat Piepenbrock jedoch nicht. Lediglich in der Jugend war er zeitweise hauptverantwortlicher Trainer. In den Talentschmieden des VfL Bochum und von Hannover 96 lernte er das Coaching. Im Profibereich arbeitete er bislang nur als Assistent von Dimitrios Grammozis. Zunächst beim SV Darmstadt 98, seit Februar 2021 auf Schalke.

Piepenbrock gilt als engster Vertrauter von Grammozis auf Schalke, ja sogar als guter Freund. Er ist jemand, dem der Cheftrainer blind vertraut. Schon vor sechs Jahren, in der U15 des VfL Bochum, arbeitete das Duo erstmals zusammen. Obwohl sich die Wege der Beiden zwischenzeitlich trennten, als Piepenbrock zu Hannover 96 wechselte, hielt der Kontakt. „Wir haben uns regelmäßig getroffen und über Fußball gefachsimpelt“, erklärte Piepenbrock, der anders als Grammozis selbst nie Profi war. In Oberhausen hat er lediglich in der Landes- und Bezirksliga gespielt.

Schalke: Piepenbrock während des Spiel in Kontakt mit Grammozis

Mit dem Chef wird Piepenbrock während des Spiels stetig in Kontakt bleiben, wie er angekündigt hat. Per Telefon wird Grammozis sich mit Matthias Kreutzer (Co-Trainer) oder dem Videoanalysten Lars Gerling austauschen. „Von dort werden die Informationen dann an die Bank weitergegeben“, wo neben Piepenbrock wie gewohnt auch Co-Trainer und Klub-Ikone Mike Büskens sitzen wird. Video-Schalten zu Grammozis unmittelbar vor dem Spiel oder in der Halbzeit sind nicht geplant, denn die Schalker haben die Sorge, dass diese technischen Spielereien den Fokus auf das Spiel beeinträchtigen könnten.

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Und gerade gegen die Hamburger Blitzstarter, die zuletzt regelmäßig in der Anfangsviertelstunde getroffen haben, wird vor rund 30.000 Zuschauern Konzentration gefragt sein. „St. Pauli steht zu Recht da oben“, sagte Piepenbrock. „Sie sind spielstark und zeichnen sich durch viele gute Einzelspieler aus. Es wartet ein starker Gegner auf uns – aber auch wir brauchen uns nicht zu verstecken. Auch mit unserem derzeitigen Personal nicht.“