Gelsenkirchen. Während Schalke zuletzt einen Dämpfer hinnehmen musste, ist Darmstadt in der 2. Liga gut drauf. Nun kommt es zum Duell zwischen beiden Teams.

Wer nur auf die Tabelle der 2. Bundesliga und die Historie der jeweiligen Klubs schaut, der würde nur einen klaren Favoriten ausmachen. Doch ganz so einfach ist es nicht, wenn der FC Schalke 04 am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) Darmstadt 98 empfängt – der Dritte trifft auf den Sechsten, der Traditionsklub auf den Außenseiter.

Vorbehaltlose Freude auf dieses Spiel gibt es nur bei den Darmstädtern. „Das ist eines dieser Spiele in dieser Saison, wo dich die Erstliga-Luft umweht – Momente, auf die die Spieler und auch wir als Trainerteam hinfiebern“, sagte Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht. „Wir wollen so einen Hochkaräter wie Schalke ärgern und bezwingen. Das würde uns gefallen.“

Zuletzt blieben die „Lilien“ viermal in Folge unbesiegt (drei Siege, ein Unentschieden, 12:2 Tore). Sie spielen eine bemerkenswerte Saison. Vor der Saison hatten sie Trainer Markus Anfang, Mittelfeld-Chef Victor Palsson und Torschützenkönig Serdar Dursun verloren – Palsson ist inzwischen ein Schalker.

Schalke-Gegner Darmstadt stellt das beste Sturmduo der Liga

Als Anfang-Nachfolger kam Lieberknecht – ein Trainer, der zuletzt mit Eintracht Braunschweig und dem MSV Duisburg abgestiegen war und mit den Zebras sogar in der 3. Liga gegen den Abstieg kämpfte. Skepsis begleitete die Verpflichtung. Nun ist davon nichts mehr zu hören. Für den Sturm verpflichtete Darmstadt Luca Pfeiffer (auf Leihbasis vom FC Midtjylland) und Pascal Tietz (vom SV Wehen Wiesbaden) – beide waren nur Experten bekannt. Zusammen haben sie nach zwölf Spielen 17 Tore erzielt und bilden das beste Sturm-Duo der Liga.

Schalkes Kapitän Danny Latza.
Schalkes Kapitän Danny Latza. © firo

Lieberknecht kann ruhiger arbeiten als sein Schalker Kollege Dimitrios Grammozis, obwohl dessen Team in der Tabelle drei Plätze höher steht. Die Form der Königsblauen ist eben nicht so gut, zuletzt gab es zwei deprimierende 0:1-Niederlagen im DFB-Pokal bei 1860 München und in der Zweiten Liga beim 1. FC Heidenheim. Schalkes Offensivspiel hakt.

Dass sich Grammozis dennoch auf das Spiel freut, hat auch damit zu tun, dass er viele ehemalige Wegbegleiter trifft. Von Februar 2019 bis Juni 2020 trainierte er Darmstadt 98, bevor er sich mit dem Klub nicht über eine Vertragsverlängerung einig wurde. „Ich weiß schon, wie manche Jungs ticken, mit denen ich noch arbeiten durfte. Aber Darmstadt hat auf vielen Positionen neue Spieler, spielt bisher eine tolle Runde, hat im Oktober sogar die meisten Punkte geholt. Es wartet eine Herausforderung auf uns“, sagt Grammozis.

Schalke-Kapitän Latza fordert Aggressivität von seinen Mitspielern

Kapitän Danny Latza ist überzeugt davon, dass Schalke diese Aufgabe vor über 50.000 Zuschauern in der Arena meistern kann. „Wir trainieren sehr intensiv, sehr fleißig“, sagte Latza am Freitag und ergänzte: „Das wollen wir auch im Spiel umsetzen. Die vergangene Woche war nicht befriedigend, in den Wochen davor haben wir aber konstant gut gespielt und die Punkte eingefahren.“ Er fordert von seinen Mitspielern viel Aggressivität: „Wir müssen sofort die Fans mitnehmen und Darmstadt spüren lassen, dass hier nichts zu holen ist.“

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Gelingt das aber nicht, ändert sich nicht nur die Tabelle. Mit einem Sieg könnte Darmstadt die Schalker überholen. Und während Torsten Lieberknecht den Sieg bei einem Hochkaräter genießen könnte, müsste Dimitrios Grammozis um seinen Job bangen. Denn nicht nur Schalkes Fans wollen erfolgreichen Fußball und Fortschritte im Offensivspiel sehen – sondern auch die Verantwortlichen.