Gelsenkirchen. Martin Max über das Gastspiel bei seinem Ex-Klub Hansa Rostock, Schalkes spielerische Entwicklung und neue königsblaue Sturmtalente.

Er kommt aus dem Kohlenpott, ist seit Kindertagen Schalke-Fan und wurde 1997 als „Eurofighter“ unsterblich: Heute arbeitet Martin Max (396 Bundesliga-Spiele, 126 Tore für Gladbach, Schalke, 1860 München und Rostock) in der Knappenschmiede, wo er die Knipser von morgen formt.

Auch die Schalker Profis hat der Recklinghäuser stets im Blick – erst recht am Samstagabend (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky), wenn sie bei seinem Ex-Klub FC Hansa Rostock antreten.

Martin Max, Sie sind schon als Jugendlicher mit dem Mofa zum alten Parkstadion geknattert. Auch mit dem kommenden S04-Gegner Hansa verbindet Sie eine besondere Geschichte. Erinnern Sie sich an den Sommer 2003?

Martin Max: Zum Ende meiner 15-jährigen Bundesliga-Laufbahn bin ich nach Rostock gewechselt. Ich war fast 35, stand beim TSV 1860 unter Vertrag, wo ich zweimal Bundesliga-Torschützenkönig geworden bin. Eigentlich wollte ich in München bleiben, aber die Sechziger wollten meinen Vertrag nicht verlängern.

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Stand damals auch eine Rückkehr zum S04 zur Debatte?

Max: Nein, von dort hatte sich niemand gemeldet, sonst hätte ich mir das sicher überlegt. Ich hänge an meiner Heimat – und an Schalke. Trotzdem bekam ich einen der vielleicht schönsten Karriere-Abschlüsse, die ich mir hätte vorstellen können.

Bei Hansa bestritten Sie 2003/04 nochmal 33 von 34 Bundesliga-Spielen und erzielten 20 Saisontore – als 35-Jähriger. Damit waren Sie bester deutscher Torschütze der Saison.

Max: Ja, es lief ganz gut für mich – auch für Hansa. Trainer Armin Veh hat mich damals nach Rostock geholt, musste jedoch im Herbst gehen. Dann kam Juri Schlünz, eine Rostocker Legende. Für ihn zu spielen, hat mir riesigen Spaß gemacht. Ich habe damals, vielleicht auch aufgrund meiner Routine, keinerlei Druck gespürt und regelmäßig getroffen. Am Ende waren wir Neunter, nur zwei Plätze hinter Schalke. In der Rückrunde verloren wir kein Heimspiel.

Martin Max im Trikot von Hansa Rostock.
Martin Max im Trikot von Hansa Rostock. © firo

Unter anderem feierten Sie ein 3:1 gegen Schalke, Sie erzielten zwei Tore: eines mit links, eines per Kopf.

Max: Ich erinnere mich genau daran. Eddy Achterberg war Co-Trainer auf Schalke. In der Halbzeitpause habe ich mit ihm gefrotzelt: „Eddy, nach der Pause mach ich zwei Dinger!“ So kam es dann auch.

Haben Sie nach Toren gegen Schalke etwas verhaltener gejubelt als sonst?

Max: Ich bin Schalker durch und durch, aber als Stürmer erlebst du eine innere Explosion, wenn du triffst. Diese Emotionen kann man nicht zurückhalten. Es wäre meiner Meinung nach auch nicht authentisch gewesen. Schließlich trägst du in dem Moment das Trikot eines anderen Vereins und stehst in der Pflicht, alles zu geben. Auf eines aber bin ich bis heute besonders stolz: Gegen den BVB habe ich meiner Saison beim FC Hansa gleich dreimal getroffen.

Warum haben Sie nach dem Jahr in Rostock die Schuhe an den Nagel gehängt?

Max: Zu Saisonende war ich fast 36. Ich hatte schon seit zwei, drei Jahren massive Probleme wegen eines Knorpelschadens im Knie. Außerdem war ich getrennt von meiner Familie, die in München lebte. Das war sehr ermüdend. Es war einfach an der Zeit. Und besser als mit 20 Toren kann man sich als Stürmer vermutlich nicht verabschieden.

Jubelte lange Jahre für Schalke 04: Martin Max.
Jubelte lange Jahre für Schalke 04: Martin Max. © firo

Was macht eigentlich den FC Hansa aus?

Max: Ganz klar: die besondere Stimmung. Darauf muss sich die Schalker Mannschaft am Samstagabend einstellen. Rostock hat ein sehr enges Stadion, in dem es ziemlich hitzig werden kann. Als Profi musst du das einfach genießen, dabei spielt es keine Rolle, ob du für die Heim- oder die Auswärtsmannschaft spielst. Privat habe ich mich in Rostock ebenfalls sehr wohl gefühlt: Meine Wohnung war nur fünf Minuten vom Strand entfernt. Ich bin oft im tiefen Sand spazieren gegangen – eine tolle Therapie für meine Sprunggelenke (lacht).

Unlängst haben Sie sich mit S04-Torjäger Simon Terodde getroffen, zum gemeinsamen Fotoshooting. Was für einen Eindruck haben Sie von ihm?

Max: Ein toller Mensch, der absolut bodenständig ist. Über seine sportlichen Qualitäten müssen wir nicht reden.

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Olaf Thon hat Terodde fürs Nationalteam ins Gespräch gebracht. Sie selbst haben 2002 als 33-Jähriger im DFB-Trikot debütiert.

Max: Den Gedanken von Olaf kann ich nachvollziehen. So einen Stürmer-Typen haben wir in Deutschland sonst nicht. Aber Simon hat ein Stück weit den Nachteil, dass er nicht in den DFB-Auswahlteams groß geworden ist. Dann bist du oftmals nicht auf dem Radar. So ist es mir auch ergangen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass Hansi Flick Simon berufen wird.

Sie selbst sind seit 2019 Stürmer-Trainer in der Knappenschmiede. Wann bringt Königsblau mal wieder einen richtigen Knipser hervor?

Max: Ich bin davon überzeugt, dass in den kommenden Jahren einige gute Strafraumspieler aus der Knappenschmiede kommen werden. Das ist mein Ziel und mein Anspruch. Ohne Namen zu nennen: Ich habe ein paar sehr vielversprechende Talente unter meinen Fittichen. Die meisten von den Jungs mussten vermutlich erst mal meinen Namen googeln, aber ich denke, dass ich ihnen einiges mit auf den Weg geben kann.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Gewinnt Schalke beim FC Hansa?

Max: Ich hoffe auf eine gute Vorstellung und tippe auf ein 1:0 – für uns. Die Mentalität, die Einstellung haben bislang gepasst, jetzt muss langsam auch das Spielerische hinzukommen. Wir brauchen mehr Torgefahr, auch aus dem Mittelfeld.