Gelsenkirchen. Marc Rzatkowski ist neu bei Schalke 04 - eine etwas überraschende Verpflichtung mitten in der Saison. Wir verraten, was genau dahintersteckt.

Ein wenig kommt diese Verpflichtung aus dem Nichts: Zweitligist Schalke 04 verpflichtet den 31-jährigen Marc Rzatkowski fürs Mittelfeld. Ein Spieler, der neun Monate lang vereinslos war, kommt für eine Position, auf der die Königsblauen eigentlich schon genug Spieler im Kader haben. Was steckt dahinter? Wir verraten die vier Gründe.

Schalke: Schröder reagiert auf Grammozis-Kritik

Erstens: Sportdirektor Rouven Schröder reagiert mit der Verpflichtung auf die Kritik von Trainer Dimitrios Grammozis. Der hatte vor zwei Wochen gesagt: "Wir haben nicht den Mega-Kader. Wenn man sich andere Kader anschaut, dann haben die eine größere Tiefe." Auf den beiden Positionen im offensiveren Mittelfeld - der Doppel-Acht - ist Schalke nur auf den ersten Blick sehr gut besetzt. Danny Latza und Blendi Idrizi sind aktuell verletzt, Dominick Drexler nicht hundertprozentig fit und Rodrigo Zalazar in einer Formkrise. Beim 1:0-Erfolg in Paderborn half Florian Flick auf dieser Position aus - spielte aber nicht ganz so gut. Eine Alternative wäre auch Darko Churlinov, doch die Leihgabe vom VfB Stuttgart wird aktuell auf der rechten Seite gebraucht. Das heißt: Grammozis hat zwar sechs Spieler für zwei Positionen, aber konstant gut waren diese bisher nicht besetzt.

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Warum Rzatkowski? Schröder und Grammozis kennen den 1,72 Meter kleinen Techniker aus der gemeinsamen Zeit beim VfL Bochum. Schröder stand mit Rzatkowski sogar zweimal gemeinsam auf dem Rasen - in der Hinrunde der Saison 2009/2010 in den Regionalligaspielen der U23 des VfL beim 1. FC Kaiserslautern II (0:0) und bei Borussia Mönchengladbach II (1:1). Als spielender Co-Trainer lernte Schröder "Ratsche" gut kennen. In der Saison 2012/2013 war Rzatkowski Profi beim VfL, Grammozis ließ als Routinier seine Karriere in der "Zweiten" der Bochumer ausklingen. Beide dürften sich oft über den Weg gelaufen sein.

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Drittens: Rzatkowski kennt die 2. Bundesliga gut, nicht nur aus seiner Zeit in Bochum (2010/11 und 2013/13), sondern auch beim FC St. Pauli (2013 bis 2016). Insgesamt stand der gebürtige Bochumer in der Zweiten Liga in 114 Spielen auf dem Platz, erzielte 16 Tore und legte 23 Treffer auf. Der Linksfuß kann auch auf den Außenpositionen aushelfen, eine Stärke sind Standardsituationen.

Schalke: Die Kosten sind minimal

Und viertens: Die Kosten für Schalke sind minimal. Vereinsintern heißt es etwas scherzhaft, Rzatkowski würde "fast zum Nulltarif" spielen. Das ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen - aber Rzatkowski kostet als vereinsloser Spieler keine Ablöse, sein Grundgehalt ist gering.

Technisch stark - so kennen die Fans des VfL Bochum Marc Rzatkowski (hier im November 2012). Nun spielt er für Schalke 04.
Technisch stark - so kennen die Fans des VfL Bochum Marc Rzatkowski (hier im November 2012). Nun spielt er für Schalke 04. © Udo Kreikenbohm / FUNKE Foto Services

Doch klar ist auch: Seit fünf Jahren ist Rzatkowski weg aus dem deutschen Profifußball, spielte seitdem für Red Bull Salzburg (2016 bis 2018) und die New York Red Bulls (2018 bis 2020). "Ich lebe hier wie im Film", sagte er über seine Zeit in der US-Metropole einmal zu "Bild". Nach dem Aus mit New York in der ersten Runde des Play-offs am 21. November 2020 (2:3 bei Columbus Crew) endete seine Zeit in den USA.

Seitdem hielt er sich privat fit - bis sich seine ehemaligen Vereinskollegen Schröder und Grammozis an ihn erinnerten. Wie schnell Rzatkowski aber fit für die 2. Bundesliga wird - das ist noch offen.