Gelsenkirchen. Schalke 04 spielt am Sonntag in der 2. Bundesliga beim SC Paderborn. Für die Ostwestfalen stürmt der Ex-Schalker Felix Platte. Ein Interview.
Für Felix Platte ist ein Aufeinandertreffen mit Schalke 04 nicht alltäglich. Ganz im Gegenteil. „Viele meine Freunde sind Schalke-Anhänger“, sagt der Paderborner Stürmer vor dem Heimspiel gegen die Königsblauen am Sonntag (13.30 Uhr). Der 25-Jährige, der 2015 mit der U19 des S04 Deutscher A-Jugendmeister wurde, hat an seine Zeit in Gelsenkirchen gute Erinnerungen und schaffte sogar etwas, von dem etliche Fußballer nur träumen können: Er lief in der Champions League gegen Weltstars auf.
Herr Platte, Sie waren zuletzt angeschlagen? Wie geht es Ihnen?
Felix Platte: Danke, mir geht es sehr gut. Ich hatte zuletzt Probleme mit der Gesäßmuskulatur, was wahrscheinlich durch die Statik oder den Rückennerv ausgelöst wurde. Die medizinische Abteilung hat versucht, das zu beheben. Ich habe ein paar Extraeinheiten im Kraftraum eingeschoben und viel für die Stabilität getan.
Am Sonntag steht das Spiel gegen Ihren ehemaligen Verein FC Schalke 04 an. Spüren Sie ein besonderes Kribbeln?
Ja, ich freue mich auf Schalke. Für mich ist das schon ein besonderer Klub, weil ich dort den Sprung von der Jugend in den Seniorenbereich geschafft habe. Ich bin heute noch ein kleiner S04-Fan. Viele meine Freunde sind Schalke-Anhänger. Kontakt zu ehemaligen Mitspielern gibt es nicht mehr viel, es hat sich ja auf Schalke nach dem Abstieg auch eine Menge verändert. Ich kenne noch einige Physiotherapeuten von früher.
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Sie sind bei Norbert Elgert, der kürzlich sein 25-jähriges Jubiläum als Schalker Jugendtrainer gefeiert hat, durch die Schule gegangen. Es wird erzählt, dass sich Elgert auch noch bei Spielern zum Geburtstag meldet, wenn sie schon jahrelang nicht mehr bei Schalke spielen. Haben Sie nach ihrem S04-Abschied auch Anrufe bekommen?
Ja. Wir haben regelmäßigen Kontakt. Zu meiner Darmstädter Zeit gab es auch ein längeres Telefonat. Norbert Elgert schickt mir zum Geburtstag regelmäßig seinen Glückwunsch. Und ich mache das umgekehrt auch. Kürzlich hat er mir zu meinen zwei Toren nach dem Sieg bei Werder Bremen gratuliert. So etwas freut mich natürlich sehr. Ich bin ihm für das, was ich in der Schalker Jugendzeit lernen konnte, dankbar. Die menschlichen Aspekte sind bei Herrn Elgert einfach herausragend.
Hat Sie der sportliche Abstieg von Schalke 04 getroffen?
Das hat schon wehgetan, seinen ehemaligen Klub so sang- und klanglos absteigen zu sehen. Man hat in der vergangenen Bundesligasaison schon früh gesehen, dass sie es schwer haben würden, weil Schalke von Beginn an unten drin stand. Aber es gibt immer zwei Seiten: Ich persönlich freue mich, in der Rückrunde mit dem SC Paderborn in der Arena auf Schalke auflaufen zu dürfen.
Sie sind mit Paderborn in dieser Saison noch ungeschlagen, haben unter anderem mit dem 4:1-Sieg bei Werder Bremen ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Was macht den SCP so stark?
Ich denke, dass wir uns immer besser finden. Wir Spieler sind menschlich eine Einheit und verstehen uns gut. Das sind Faktoren, die in der 2. Liga unheimlich wichtig sind. Mental sind wir top aufgestellt. Wir genießen unseren aktuellen Erfolg, alle geben Gas. Aber wir sind auch realistisch und können die Spielklasse entsprechend einschätzen: Es kann auch wieder eine andere Phase kommen.
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Ihr Trainer Lukas Kwasniok hat Sie kürzlich als „Strafraum-Monster“ bezeichnet. Können Sie sich damit anfreunden?
(lacht) Ich hoffe und glaube, dass es als Kompliment gedacht ist. Da hat unser Coach wohl nicht mein Aussehen mit gemeint, sondern meine Spielweise. Ich gehe halt im Strafraum dahin, wo es wehtut, versuche die Bälle zu erarbeiten und immer mein Bestes zu geben. Ich fühle mich von Lukas Kwasniok extrem wertgeschätzt. Das ist für einen Stürmer immer besonders wichtig.
Nach dem Schalker und Bremer Abstieg und dem verpassten Aufstieg des Hamburger SV überschlagen sich die Experten bei den Superlativen für das Fußball-Unterhaus. Ist es für Sie auch die stärkste 2. Liga aller Zeiten?
So weit ich weiß, waren noch nie so viele Großvereine in der 2. Liga dabei. Die beste 2. Liga aller Zeiten trifft es schon ganz gut. Es sind viele attraktive Klubs drin. Und es macht einfach großen Spaß, in dieser Liga dabei zu sein. Unser Auswärtsspiel in Bremen war gefühlt Bundesliga.
Wer ist eigentlich am Sonntag Favorit? Paderborn oder Schalke 04?
Oh, die Favoritenfrage ist schwer zu beantworten. Wenn man nach dem Vereinsnamen geht, dann müsste man Schalke sagen. Aber ich tue mich in dieser Liga grundsätzlich schwer mit Favoriten-Einschätzungen. Oft entscheidet wirklich, wer am Spieltag die bessere Form hat und vielleicht ein paar Prozent mehr in die Waagschale wirft. Wir wollen natürlich versuchen, auch nach dem Schalke-Spiel weitet ungeschlagen zu sein.
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Ist es eigentlich ein komisches Gefühl, wenn Sie ihren ehemaligen Schalker U19-Teamkollegen Thilo Kehrer jetzt als Nationalspieler in der DFB-Elf sehen?
Komisch würde ich nicht sagen, es macht mich eher stolz, wenn ich ihn im Trikot der Deutschen Nationalelf sehe. Ich habe mit Thilo noch Kontakt, er hat seinen Weg gemacht. Ich freue mich einfach, dass ich früher mit ihm zusammenspielen durfte. Über die Jahre trifft man halt immer wieder Jungs, mit denen man früher in der Jugend zusammengespielt hat. Irgendwann gehen die Wege dann in verschiedene Richtungen.
Sie haben 2015 mit Schalke ein Highlight erlebt und sind in der Champions League im Achtelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid aufgelaufen. Haben Sie die Bilder von der 0:2-Niederlage und von ihrem Lattenschuss noch im Kopf?
Ich habe Bilder und einige Videos von dem Spiel auf meinem Handy und werde noch relativ oft auf das Real-Spiel angesprochen. Aber eigentlich lebe ich im Hier und Jetzt. Vielleicht gucke ich da im höheren Alter nochmal drauf und schwelge dann ausgiebig in Erinnerungen (lacht).
Haben Sie Ihr Trikot damals eigentlich mit einem Real-Star getauscht?
Nein, ich habe es behalten und meinem Vater als Andenken geschenkt. Darüber hat er sich mehr gefreut, als wenn ich ihm ein Shirt von Real Madrid mitgebracht hätte.