Gelsenkirchen. Der Neu-Schalker Dominick Drexler erinnert an einen früheren Publikumsliebling: Ein Offensivspieler, der auf dem Platz auch „eklig“ sein kann.

Die Pfiffe waren bei jeder Ballberührung zu hören, aber als es dann auch noch unschöne Rufe gegen Dominick Drexler gab, sah sich der Stadionsprecher zum Einschreiten genötigt. „Leute, entspannt doch mal“, rief der Mann am Mikrofon den Kieler Fans zu – eine bemerkenswerte Geste der Fairness. Drexler war beim Zweitliga-Spiel des FC Schalke 04 in Kiel (3:0) zur Reizfigur der gegnerischen Anhänger geworden. Der Neu-Schalker hatte von 2016 bis 2018 selbst für Holstein gespielt.

Zwei Partien hat Dominick Drexler jetzt für Schalke absolviert: Dem Debüt beim 1:3 gegen den HSV folgte der Auftritt beim 3:0-Sieg in Kiel. Und es verfestigt sich der Eindruck, dass Schalke mit Drexler einen Typen verpflichtet hat, der irgendwie an den früheren Publikumsliebling Jörg Böhme erinnert.

So erklärt Drexler sein Spiel

Ein guter Kicker. Aber auch einer, der unangenehm sein kann. Als Drexler dieser Tage damit konfrontiert wurde, dass sein früherer Trainer Friedhelm Funkel ihn in der eigenen Mannschaft viel besser aufgehoben sieht als in der des Gegners, empfand er das als großes Kompliment. Schalkes neue Nummer 24 räumte ein, dass sein Spiel durchaus „auch mal eklig sein“ sein könne und erklärte: „Auf dem Platz geht’s für mich nur ums Gewinnen, das werde ich auch nicht ablegen.“

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Auch Jörg Böhme, der von 2000 bis 2005 für Schalke spielte, war im linken Mittelfeld ein dynamischer Feuerkopf, der auf dem Platz keine Verwandten kannte – der aber mitunter unberechenbare und geniale Akzente in der Offensive setzte.

Auch die Karrieren von Böhme und Drexler zeigen Parallelen

Böhme war im Sommer des Jahres 2000 vom damaligen Absteiger Arminia Bielefeld nach Schalke gekommen – seine Vita las sich zunächst nicht so, als wäre da ein kommender Nationalspieler im Anmarsch: Zuvor hatte er sich auf mehreren Stationen (Carl Zeiss Jena, 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt, 1860 München) durch die Fußball-Welt geschlagen. Auf Schalke wurde Böhmes Verpflichtung zunächst skeptisch beäugt – ein Jahr später zählte er 2001 zum Team der Meister der Herzen.

Dominik Drexler hatte ebenfalls schon einige Profi-Stationen hinter sich (unter anderem Rot-Weiß Erfurt, Greuther Fürth, VfR Aalen und Holstein Kiel), bevor er vor drei Jahren zum 1. FC Köln kam und dort unter Beweis stellte, dass er das Rüstzeug für einen größeren Klub mitbringt. Mit Köln stieg er dann 2019 in die Bundesliga auf – erst mit damals 29 Jahren kam er oben an.

Drexler: Die Zweite Liga ist keine Tristesse

Auf Schalke soll Drexler nun genau diese Erfahrung einbringen, wie man aus der Zweiten Liga in die Bundesliga aufsteigt. Sein Rat: Schalke darf diese Spiele in der Zweiten Liga nicht als Alltag oder Tristesse begreifen, sondern der Klub muss sie als positive Herausforderung sehen. „Die Frage Zweitliga-Alltag kann man komplett streichen”, findet der 31-Jährige: „Es ist völlig egal, gegen wen wir spielen. Auch gegen Villingen im Pokal geht es genauso darum, dass wir als Schalke 04 eine breite Brust haben.“ Beim Oberligisten FC 08 Villingen spielt Schalke am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) in der ersten DFB-Pokalrunde. Drexler glaubt, dass sich mit ein einigen Siegen sogar eine Euphorie entwickeln kann. „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn man mal fünf, sechs Spiele erfolgreich gestaltet, kann einem das viel geben“. Mit dem 3:0 in Kiel ist der Anfang gemacht.

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Dominick Drexler ist ein zäher Bursche, er sagt: „Ich bin jemand, der gut beißen und auch über Grenzen hinweg gehen kann.” Bei seiner Schalke-Premiere gegen den HSV fiel er sogar dadurch auf, dass er auf dem Platz die Grätsche auspackte und so Bälle für die Mannschaft eroberte – fast im Stile eines Verteidigers, obwohl er doch Offensivspieler ist. Auch das erinnerte an Jörg Böhme, wobei Drexler die Grätschen nicht als sein Stilmittel ansieht: „Ganz ehrlich: Die Situation, wieder vor Fans zu spielen, hat mich dabei angesteckt.“ Eigentlich sieht er sein Spiel eher „in der Offensive, wenn ich kreativ sein möchte.”

Eben ein Typ wie Böhme.