Gelsenkirchen. Schalke eröffnet die Zweitligasaison gegen den HSV. Trainer Grammozis freut sich auf die Neuen und die Rückkehr der Fans – warnt aber.

Wenn man so will, kommt beim Schalker Saisonstart an diesem Freitag alles zusammen. Die Rückkehr der Zuschauer: 19.770 Fans werden in der Arena sein. Eine komplett veränderte Mannschaft, in der wahrscheinlich acht Neuzugänge in der Startelf stehen werden. Und ein Gegner, der durchaus als Warnung dienen kann, wie schwer es für den in der Zweiten Liga gestrandeten Traditionsklub in den kommenden Monaten werden wird. Was aber auf jeden Fall spürbar ist in den Stunden vor dem Zweitliga-Auftakt zwischen Schalke 04 und dem Hamburger SV an diesem Freitag (20.30 Uhr/ Sat.1 und Sky): In Gelsenkirchen freut man sich nach langen Monaten wieder auf ein Fußballspiel. „Wir haben richtig Bock auf diese Partie“, sagt Trainer Dimitrios Grammozis – und das nimmt man ihm ab.

Schalke kann gegen Hamburg gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die zuletzt verprellten Anhänger können wieder mit ins Boot geholt werden. Dazu will Grammozis eine Leistung sehen, „mit der sich unsere Fans identifizieren“ können: „Wir wollen mutig und aktiv sein. Es ist einfach geil, wenn wieder die Leute da sind, die uns anfeuern.“ Wenn das gelingt, wächst auch der Glaube, dass auf Schalke ein Neuanfang möglich ist. Mit einer komplett neuen Mannschaft. Die zwölf Neuverpflichtungen, die der Klub getätigt hat, werden alle ihren Platz im Spieltags-Kader finden. Aus dem Abstiegs-Aufgebot sind nur noch wenige dabei wie die Verteidiger Malick Thiaw (19) und Timo Becker (24) oder der erfahrene Torwart Michael Langer (36), der den mit Corona infizierten Ralf Fährmann (32) vertritt. Schalke hat sich ganz neu aufgestellt. Das ist eine Chance. Es birgt aber auch die Gefahr, dass am Anfang noch nicht alles funktioniert. Und Zeit ist das, was Schalke neben Geld in der Zweiten Liga am wenigsten hat.

HSV für Schalke als mahnendes Beispiel

„Wir wissen, dass der Umbruch außergewöhnlich war“, konstatiert der Trainer: „Aber wir sagen nicht, dass wir jetzt noch unendlich Zeit brauchen. Ich finde, dass sich die Mannschaft in relativ kurzer Zeit gut zusammengefunden hat. Man kann sagen, dass wir auf einem guten Stand sind.“ Bei allen Bedenken mahnt Grammozis: „Wir sollten uns nicht zu klein machen trotz der Demut, die wir natürlich an den Tag legen müssen.“

Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis.
Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis. © getty Images

Der Auftakt-Gegner Hamburger SV steht dafür, wie schwer es in der Zweiten Liga sein kann. Seit drei Jahren steckt der Europapokalsieger von 1983 hier fest, unter dem neuen Trainer Tim Walter nimmt er nun seinen vierten Anlauf. Schalke hat sich vorgenommen, aus den Fehlern zu lernen, die andere Traditionsvereine zu einer langen Verweildauer in der Zweiten Liga gezwungen haben. Neuzugänge wie Victor Palsson, Dominick Drexler, Danny Latza oder Simon Terodde (hier geht es zur kompletten Schalker Transferübersicht) bringen jede Menge Erfahrung aus den Untiefen dieser Klasse mit, auch Grammozis war vor seiner Zeit auf Schalke Trainer beim Zweitligisten Darmstadt 98. So soll gewährleistet sein, dass alle wissen, worauf es ankommt. „Die Zweite Liga ist brutal, sie ist intensiv – es werden viele Spiele dabei sein, die auf des Messers Schneide stehen und die wir nicht 4:0 gewinnen“, warnt der Trainer. Den HSV hat er bei dessen Generalprobe gegen den FC Basel (1:0) unter die Lupe genommen. Zurückgekehrt ist er mit vielen Erkenntnissen, aber „mit schlotternden Knien auf keinen Fall“.

Schalke-Trainer Grammozis präsentiert sich selbstbewusst

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Grammozis lebt die Zuversicht vor: „Wir wissen, was wir können.“ Nur bei dem, was am Ende dieser Saison stehen soll, bleibt der Trainer vage: Das Wort Aufstieg nimmt nicht in den Mund. „Natürlich wissen wir, dass wir eine gute Rolle spielen müssen. Und das werden wir auch tun, wenn wir das zeigen, was ich mir erhoffe. Wir sind eine gute Mannschaft, wir müssen uns nicht verstecken“, sagt Grammozis. Aber der 43-Jährige betont auch: „Wichtig ist, dass wir auch wieder Stabilität ausstrahlen – nicht nur als Mannschaft, sondern auch als Verein.“

Mit der Rückkehr der Zuschauer ist ein Anfang gemacht. Die Vorfreude ist da. Vielleicht präsentiert sich Schalke ja wirklich wie verwandelt.