Gelsenkirchen. Im März 2019 wurde Domenico Tedesco auf Schalke beurlaubt, über den Auflösungsvertrag wird diskutiert. Doch was ist daran wirklich bemerkenswert?

Im Sommer 2018, drei Jahre ist das erst her, war beim FC Schalke 04 die Welt noch in Ordnung. Die Königsblauen waren gerade Vizemeister geworden und hatten sich für die Champions League qualifiziert - zudem scheiterten sie nur knapp am Einzug ins DFB-Pokalfinale. Trainer Domenico Tedesco, damals 32, galt als der neue Stern am deutschen Trainerhimmel. Am 13. August 2018 hatte der damalige Sportvorstand Christian Heidel im Rahmen des Schalke-Tages etwas zu verkünden. Um 11.04 Uhr schnappte er sich das Mikrofon und sagte: "Ich muss leider sagen, dass Domenico Tedesco seinen Vertrag, der bis 2019 lief, vorgestern aufgelöst hat." Nach einer kurzen Pause ergänzte er: "Und einen neuen bis 2022 unterschrieben hat!" Da jubelten Zehntausende.

Schalke: Tedesco bekam ein Jahres-Grundgehalt von 2,5 Millionen Euro

Drei Jahre später ist der Vierjahresvertrag, den Tedesco unterschrieben hatte, wieder Bestandteil der Diskussionen. Doch nicht etwa, weil er ihn erfüllt hat - auf Schalke ist inzwischen Dimitrios Grammozis tätig, sein Nachnachnachnachnachfolger.

Tedesco, der in seinem ersten Schalke-Jahr 2017/18 lediglich knapp 500.000 Euro Grundgehalt kassiert hatte und damit einer der schlechtbezahltesten Bundesliga-Trainer war, bekam nun ein Jahres-Grundgehalt von 2,5 Millionen Euro - für einen aufstrebenden Trainer eines Vizemeisters durchaus marktüblich.

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Die Saison aber verlief gar nicht nach Wunsch: Schalke verlor die ersten fünf Spiele, rutschte immer tiefer in den Abstiegssumpf. Tedesco verlor die Kontrolle über die Mannschaft, musste im März 2019 gehen - es war die erste Amtshandlung von Heidels Nachfolger Jochen Schneider. Die Verhandlungen über eine Abfindung überließ Tedesco seinem Berater, sein Vertrag hatte zu diesem Zeitpunkt noch drei Jahre Gültigkeit. Er hätte ihn absitzen und etwas mehr als 7,5 Millionen Euro einstreichen können.

Tat er aber nicht. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte Tedesco einmal: "Ich habe immer wieder gesagt, dass Schalke mir wichtig ist, dass es nicht irgendein Verein für mich und in meinem Leben ist. Ich wollte da unbedingt hin und als ich dort war, unbedingt dort bleiben. Ich kann nicht zwei Jahre lang erzählen, dass Schalke für mich ein besonderer Klub ist und dann um jeden Euro feilschen. Das hätte ich unanständig gefunden."

Schalke und Tedesco vereinbarten Ratenzahlung

Der Deal ging so: Tedescos Berater handelte auf Wunsch des Trainers mit Schalke aus, dass ein Jahresgehalt als Abfindung gezahlt wird - aber nur 1,5 Millionen Euro davon garantiert. Um Schalke, schon damals finanziell angeschlagen, zu schonen, vereinbarten beide Seiten auf Schneiders Bitte eine Ratenzahlung - jeweils 500.000 Euro am 5. Januar 2020, 5. Juli 2020 und 5. Juli 2021. Die noch ausstehende Summe - eine Million Euro - würde nur dann fällig, wenn Tedesco keinen Job hat.

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Die ersten 500.000 Euro zum Beispiel am 15. Juli. Diese Summe muss Schalke wohl auch zahlen. Nach Vertragsende bei Spartak Moskau am 30. Juni sucht Tedesco in der Tat gerade einen Verein. Sollte Tedesco am 1. Mai 2022 immer noch ohne Klub sein, wird eine weitere halbe Million Euro fällig. Dieses Vertragsdetail enthüllte Sport Bild am Mittwoch.

Klar ist: Tedesco verzichtete auf mindestens fünf Millionen Euro aus seinem ursprünglichen Arbeitsvertrag. Um Geld ging es ihm auch in Russland nicht. Spartak Moskau hatte ihm einen unterschriftsreifen Vertrag zur Verlängerung vorgelegt - dieser hätte Tedesco eine zweistellige Millionen-Summe gebracht.