Mittersill. Danny Latza soll Schalke 04 in die Zweitliga-Saison führen. Im ersten Interview als Kapitän spricht er über das Team und seine Ziele.
Als der frisch gebackene Kapitän Danny Latza zum Interview mit dieser Redaktion einen großen Saal im Schloss Mittersill betritt, gewittert es gerade draußen. Seine gute Laune kann das nicht verderben. Kurz zuvor hat die Mannschaft des Zweitligisten FC Schalke 04 erfahren, dass Latza ihr Kapitän sein wird. Ein Gespräch mit dem 31-Jährigen über seine Jugend, das Trainingslager und Ziele.
Sie haben als Sechsjähriger bei Arminia Ückendorf angefangen. Haben Sie damals davon geträumt, einmal Schalke-Kapitän zu werden?
Danny Latza: Zur Anfangszeit meiner Laufbahn bei Arminia habe ich mit meinen Freunden gespielt. Da stand der Spaßfaktor im Vordergrund. Das war auch in meinen ersten Jahren bei Schalke in der Knappenschmiede so. Als ich dann älter wurde und immer mehr Stufen nach oben geschafft hatte, wurde es dann ernster.
Schalke-Kapitän Danny Latza: Ich wäre sowieso vorangegangen
Ist es Ihnen denn wichtig, nun Mannschaftskapitän zu sein?
Latza: Die Entscheidung des Trainers ehrt mich, darauf bin ich sehr stolz. Unabhängig davon, ob ich Kapitän geworden wäre oder nicht – ich wäre sowieso vorangegangen. Trotzdem war mir von Anfang an klar, dass ich als Führungsspieler kommen soll – und dass ich ein Kandidat sein werde. Deshalb kam die Entscheidung nicht völlig überraschend.
Ihre Rückkehr zu Schalke 04 stand bereits im März fest. Dimitrios Grammozis war erst seit ein paar Tagen Trainer, Sportdirektor Rouven Schröder noch gar nicht da, die Liga offen. Warum haben Sie sich so früh entschieden?
Latza: Es ist für mich eine Ehre, für Schalke spielen zu dürfen. Ich bin ein Gelsenkirchener Jung. Es war ein ganz besonderes Gefühl, als C- und B-Jugendlicher Balljunge in der Arena zu sein. Wenn ich mit Mainz in der Arena zu Gast war, dann waren das ganz spezielle Spiele. Als dann die Anfrage von Peter Knäbel und Mathias Schober kam, habe ich mich mit meiner Frau ausgetauscht, was der richtige Schritt wäre. Und dann habe ich unterschrieben.
Im Trainingslager in Mittersill besteht die Mannschaft aus mehreren Gruppen – Zugängen, Talenten, Spielern aus der Abstiegssaison. Das muss doch kompliziert sein, Alt und Neu zu verbinden.
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Latza: Das stellen Sie sich zu schwierig vor. Wir sind schnell zu einer Einheit geworden, auch wenn am Anfang immer vieles neu ist. Aber dadurch, dass man sich immer wieder über den Weg läuft und viel zusammen trainiert, tauscht man sich automatisch aus. Ich habe am Anfang viele Eindrücke gesammelt und dann nach und nach Vorschläge gemacht, was man verbessern kann.
Was zum Beispiel?
Latza: Das bleibt unter uns (lächelt).
Auch ihre Mitspieler betonen, nicht nur Sie, auch andere Zugänge wie Simon Terodde und Victor Palsson würden vorangehen. Nehmen Sie sich das vor oder ergibt sich das automatisch?
Latza: Dafür bin ich doch gekommen. Ich weiß, worum es geht. Ich habe Führungsqualitäten.
Bei so viel Erfahrung und Ihrer Schalke-Vergangenheit: Mussten Sie überhaupt zum Einstand singen?
Latza: Ja klar, das gehört dazu (lacht).
Was haben Sie gesungen?
Latza: Three little birds von Bob Marley. Das ist sehr einfach. Und für die Jungs ist es einfach, da mitzumachen (lacht).
Auch Spieler wie Amine Harit, Omar Mascarell und Matija Nastasic sind noch da, obwohl sie eigentlich gehen sollen. Müssen Sie als Führungsspieler auf diese Situation besonders aufpassen?
Latza: Ich habe gehofft, dass sie sich gut eingliedern – genau das haben sie getan. Sie machen einen super Job. Ich habe den Eindruck, dass sie mit voller Motivation dabei sind.
Harit, Mascarell, Nastasic und andere sind mit Schalke abgestiegen. Sie haben mit Mainz trotz ähnlich schlechter Ausgangslage den Klassenerhalt geschafft. Können Sie inzwischen begründen, was Mainz besser gemacht hat?
Latza: Ich weiß nicht, was hier passiert ist.
Vielleicht haben Sie durch die Unterhaltungen im Trainingslager einen Eindruck bekommen.
Latza: Damit beschäftige ich mich nicht. Ich möchte die Jungs nicht löchern, was vergangene Saison alles passiert ist – das ist abgehakt. Meine Saison in Mainz war sehr stressig, hat viel Kraft gekostet. Ich bin sehr froh, dass der Verein die Klasse gehalten hat. Aber jetzt liegt mein Fokus nur noch auf Schalke.
Sie haben lange in Mainz gespielt, waren zuletzt Kapitän. Haben Sie Schalke in dieser Zeit aus den Augen verloren?
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Latza: Ich war in dieser Zeit nicht mehr so oft im Ruhrgebiet, hatte ja einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Natürlich habe ich Schalke verfolgt, ich habe schließlich die ganze Jugend hier durchlaufen. Viele aus meiner Familie und von meinen Freunden sind Schalker.
Wohnen Familie und Freunde noch in Gelsenkirchen?
Latza: Ja. Selbst die Freunde aus meiner damaligen Zeit sind wieder da – auch von ihnen waren einige zwischendurch mal weggezogen, jobbedingt. Meine Familie wohnt ebenfalls noch hier.
Das Magazin „11Freunde“ hat ihren ersten Jahren nach ihrer Jugendzeit die Schlagzeile „Irgendwo zwischen Jungprofi und Opelgang“ gegeben.
Latza: (lacht) Ich weiß schon, worauf das hinausläuft…
Sie hatten eine Vokuhila-Frisur, sonnenbankgebräunt, Ohrstecker.
Latza: Zu der Zeit war das der Trend – da hat man das getragen. Ich war eben etwas extravaganter… (grinst)
Nach drei Einsätzen bei den Profis wurden sie dann von Felix Magath aussortiert. Warum?
Latza: In dem Jahr, in dem auch mein Vertrag auslief, war ich zweimal verletzt – ich hatte mir zuerst den Mittelfuß gebrochen und danach eine Knochenabsplitterung im Sprunggelenk. Deshalb hatte ich nicht mehr den Entwicklungsstand, den Magath wollte – und er hat mir nicht zugetraut, dorthin zurückzukehren. Deshalb habe ich die meiste Zeit nur in der Regionalliga gespielt. Der Schritt in die 3. Liga zu Darmstadt 98 war rückblickend eine gute Entscheidung. In Darmstadt habe ich super Leute kennengelernt, die mich immer noch begleiten.
Nach zwei Jahren in Darmstadt kam ein Wechsel zum VfL Bochum.
Latza: Ich kam nach Leon Goretzka, habe seine Nummer übernommen. Die zwei Jahre waren eine schöne Zeit. Sportlich hat es leider nur zu einem Mittelfeldplatz gereicht. Ich hätte mir gewünscht, weiter oben mitzuspielen.
Die Rückennummer von Goretzka war die 18. In Mainz hatten Sie die 6, nun spielen Sie mit der 8. Zufall oder Absicht?
Latza: Wenn die Nummer 6 freigewesen wäre, hätte ich sie genommen. Bei der 8 war ich auch nicht abgeneigt, denn auf dieser Position spiele ich gern, als Freigeist im Mittelfeld.
Das zeigte sich auch in den ersten Testspielen. Die Belastung im Trainingslager ist nicht ohne. Ist die hohe Intensität selbst für einen erfahrenen Spieler wie Sie ungewöhnlich?
Latza: Ja, ich habe zwar etliche Trainingslager mitgemacht – aber das ist eins der härtesten.
Zwölf Tage Trainingslager – das ist sehr lang. Besteht nicht die Gefahr eines Lagerkollers?
Das ist Schalke-Kapitän Danny Latza
Im Alter von sechs Jahren begann Danny Latza seine Karriere bei Arminia Ückendorf. Zwei Jahre später wechselte er zu Schalke 04. Bei den Königsblauen durchlief er sämtliche Jugendmannschaften, schaffte es als Mittelfeldspieler bis zu den Profis.
Den Durchbruch schaffte er bei Darmstadt 98 (3. Liga) und dem VfL Bochum (2. Bundesliga), bevor er vor sechs Jahren zu Mainz 05 wechselte. Mit dem großen Erfolg Klassenerhalt und als Kapitän verließ er die Mainzer im Sommer.
Latza: Bisher nicht. Aber es stimmt – so viele Tage am Stück war ich mit einem Verein noch nie unterwegs. Wir haben sehr viel Zeit, uns auf unser Spiel zu konzentrieren, viele taktische Dinge einzustudieren, detailversessen zu sein.
Am ersten Spieltag geht es in zwei Wochen gegen den HSV – Sie werden Schalke aufs Feld führen. Beim HSV läuft die Vorbereitung noch nicht so rund. Welches Gefühl haben Sie?
Latza: Wenn man sieht, wie intensiv die Einheiten sind und dennoch jeder voll mitzieht, dann stimmt mich das extrem positiv. Trotz der hohen Intensität bleiben die Jungs auf dem Platz und brechen nicht weg. Alle beißen auf die Zähne. Das ist bemerkenswert, das habe ich dem Trainer auch so gesagt. Das macht Lust auf mehr.
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Noch niemand hat offen das Ziel „Aufstieg“ ausgesprochen. Sie vielleicht?
Latza: (lächelt) Wir wollen erfolgreich sein.