Mittersill. Schalke hat 26,5 Millionen Euro für eine verkaufte E-Sport-Lizenz eingenommen. Der Profimannschaft kommt das Geld aber nicht zugute.
Der FC Schalke 04 erlebt schon seit Wochen einen historischen Tag nach dem anderen. Auch der 30. Juni ist so einer - es ist der letzte Arbeitstag von Marketingvorstand Alexander Jobst. Ab Donnerstag besteht der Vorstand erst einmal nur aus zwei Personen, die noch nicht einmal ein Jahr im Amt sind: Peter Knäbel und Christina Rühl-Hamers. Kurz vor seinem Abschied verkündete Jobst am Dienstagnachmittag noch den Verkauf des Startplatzes der League of Legends European Championship (LEC) an die Schweizer E-Sport-Organisation Team BDS, verbunden mit 26,5 Millionen Euro Erlös. Doch kann Schalke diese Einnahme in neue Spieler für die Profimannschaft investieren?
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Im Trainingslager in Mittersill klärte Sportdirektor Rouven Schröder kurz und knackig auf und antwortete auf die entsprechende Frage: "Nein." Auf Rückfrage antwortete er: "Dieser Posten ist keiner, der mich berührt. Es war von vornherein klar, dass nur ein gewisses Budget freigegeben worden ist. Kleinere Brötchen werden gebacken."
Inzwischen ist klar, welche wirtschaftlichen Maßnahmen Finanzvorständin Rühl-Hamers dem Aufsichtsrat im Frühjahr vorgestellt hatte, als es um eine Planung der Zweitliga-Saison ging.
- Unternehmensanleihe: Fällig wird 2021 eine Unternehmensanleihe - die Höhe: 15,893 Millionen Euro. Rühl-Hamers' Vorschlag wurde umgesetzt: Schalke zeichnete eine neue, bis 2026 gültige, Unternehmensanleihe in derselben Höhe.
- Reduzierung der Personalkosten im Profikader: Einige Top-Verdiener ist Schalke schon losgeworden: Darunter sind nicht nur etliche Profis, deren Verträge ausliefen (z. B. Nabil Bentaleb), sondern auch Spieler, die ihren Vertrag hätten aussitzen können - wie Suat Serdar, Mark Uth und Sebastian Rudy. Einige müssen aber noch verkauft werden, erste Kandidaten sind Matija Nastasic, Ozan Kabak und Amine Harit. Der Etat für die Personalkosten wurde ganz erheblich reduziert - genau festgezurrt ist er noch nicht. Sollte es noch mehrere lukrative Verkäufe geben, könnte Sportdirektor Schröder noch zusätzliche Mittel genehmigt bekommen.
- Verlängerung der Verträge mit Sponsoren: Besonders wichtig war für Schalke, dass Hauptsponsor Gazprom seinen Vertrag langfristig verlängert hat. Das bringt finanzielle Sicherheit. Auch weitere Partner bleiben - nicht alle zu denselben Konditionen wie in der Bundesliga.
- Auffangen der Verluste durch TV-Gelder und Corona: Durch den Abstieg hat Schalke erhebliche Einnahmen-Verluste. Die TV-Gelder sind gering, wegen der Corona-Pandemie ist eine ausverkaufte Veltins-Arena noch nicht in Sicht. Eine Teil-Zulassung von Fans würde den Verlust etwas abfedern. Der Verkauf der E-Sport-Lizenz (26,5 Millionen Euro) ist deshalb ebenso wichtig, um die entstandenen Lücken zu stopfen wie die Einnahmen durch Transfers. Suat Serdars Wechsel zu Hertha BSC bringt 6,5 Millionen Euro, auch die Einnahmen für Weston McKennie sind für Schalke wichtig. Die 18,5 Millionen Euro für den US-Amerikaner zahlt Juventus Turin aber nicht komplett, sondern über einen Zeitraum von drei Jahren. Im Sommer 2021 werden dementsprechend etwa 6,15 Millionen Euro fällig.
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Dass Schalke sechs Punkte abgezogen werden, ist inzwischen sehr unwahrscheinlich. Schalke hat die Erträge für diese Saison deutlich erhöht. Als Schalke den Lizenzantrag eingereicht hatte, war der Sponsorenvertrag mit Gazprom ebensowenig klar wie der Verkauf der E-Sport-Lizenz.
Schalke: 2023 wird eine Anleihe in Höhe von 34 Mio Euro fällig
Sollte der direkte Wiederaufstieg nicht gelingen, muss Rühl-Hamers aber in einem Jahr erneut kreativ werden. Im Kader, der die Zweitliga-Saison spielen soll, stehen nicht mehr viele Profis, die in einem Jahr eine hohe Transfereinnahme generieren können. Und Schalke muss schon einmal Geld für 2023 beiseite legen - dann wird eine Unternehmensanleihe mit einem Volumen von knapp 34 Millionen Euro fällig. Von ihrem Tafelsilber können sie nach dem E-Sport-Verkauf nicht mehr viel veräußern. Noch besitzt Schalke alle Marketing- und Cateringrechte - und ist stolz darauf. Die will der Klub eigentlich nicht auch noch veräußern müssen.
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Denn wenn das auch noch geschehen müsste, bliebe anschließend nur noch ein Weg, um viel Geld einzunehmen: die von vielen Fans ungeliebte Änderung der Rechtsform.