Gelsenkirchen. Nach nur einem Jahr tritt Jens Buchta als Aufsichtsrats-Vorsitzender von Schalke 04 zurück. Es waren keine einfachen Monate. Ein Kommentar.

Es hätte viele einfachere Zeitpunkte gegeben, den FC Schalke 04 als Aufsichtsrats-Vorsitzender zu übernehmen - zum Beispiel nach einem der Pokalsiege, mitten in einem Champions-League-Teilnahmejahr oder nach einer üppigen Transfereinnahme. Jens Buchta aber übernahm den Posten Ende Juni 2020 von Clemens Tönnies, als es Schalke besonders dreckig ging: Die Mannschaft lag in Trümmern, finanziell war die Lage in der Corona-Pandemie existenzbedrohend. Zwölf Monate lang bemühte sich Buchta, die zahlreichen Brände zu löschen - vergeblich. Schalke stieg ab. Dass er nun nicht an seinem Stuhl klebt und den Weg für einen Neuanfang frei macht, ist richtig.

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Die Liste von Buchtas Fehlentscheidungen ist lang: Er vertraute dem ehemaligen Sportvorstand Jochen Schneider etwas zu lange, nickte dessen fehlerhafte Trainer-Entscheidungen ab. Das Budget, das Buchtas Gremium in der Winterpause der Abstiegssaison für Zugänge gewährte, nutzte Schalke nur unzureichend. Die Außendarstellung war vielfach indiskutabel. Buchta selbst war im Gegensatz zu Tönnies kein Mann fürs Rampenlicht. Er hätte sich in dieser großen Krise häufiger zeigen können. Viele Schalker hätten Zuspruch gebrauchen können.

Buchta wollte Krösche nach Schalke holen

Buchtas großer Coup sollte die Verpflichtung von Sportvorstand Markus Krösche werden, den er RB Leipzig beinahe abgeluchst hätte. Monatelang hatte er mit Krösche im Geheimen verhandelt. Es war nicht nur Pech, dass er es dann mit einer Opposition zu tun bekam, die ihm vorsetzte, Ralf Rangnick sei bereit, einzuspringen. Buchta hatte nicht nur Gesprächsangebote der Gruppensprecher ignoriert. Er musste auch zugeben, selbst nicht auf die Idee gekommen zu sein, Rangnick zu kontaktieren. Beschimpft und bedroht wurde Buchta dafür - unverzeihlich und unter der Gürtellinie. Auch deshalb ist sein Rücktritt nachvollziehbar.

Mit seinen letzten Entscheidungen hat Buchta die sportliche Richtung der Königsblauen noch bestimmt: Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder sollen die Mannschaft formen, die den Wiederaufstieg schaffen soll. Ob das richtig war, wird sich erst in einigen Monaten zeigen.

Buchta wird das als Fan verfolgen - nun rückt die nächste Schalke-Generation nach. Einfacher ist die Lage aber nicht geworden.