Gelsenkirchen. Kolasinac und Huntelaar verlassen Schalke 04 – beide sind beliebt bei den Fans. Warum die Entscheidung dennoch korrekt ist. Ein Kommentar.
Es scheint, als würden die traurigen Tage beim FC Schalke 04 gar nicht aufhören. Viele, viele Niederlagen, große finanzielle Sorgen, Abstieg in die 2. Bundesliga, Trainerwechsel – all das haben die Fans inzwischen überstanden und akzeptiert. Überraschend kam die Nachricht, dass Sead Kolasinac und Klaas-Jan Huntelaar kein neues Vertragsangebot bekommen, nicht mehr. Aber wenn Legenden gehen, schmerzt das richtig. Und doch: Die Entscheidung der Bosse ist korrekt.
Was hat dieser Klaas-Jan Huntelaar nicht alles für Schalke 04 geleistet? 2011 war er beim DFB-Pokalsieg dabei, 2012 erhielt er die Torjäger-Kanone, spielte mit Königsblau dauerhaft international – und im Januar 2021, als S04 schon dem Abstieg entgegentaumelte, beschloss er, lieber auf Schalke seine Karriere zu beenden als mit Ajax Amsterdam Meister zu werden. Ein großer Schalker wie er gehört möglichst schnell in die Ehrenkabine.
Auf Schalke hat man gelernt "Nein" zu sagen
Ganz so weit ist Sead Kolasinac noch nicht. Aber auch er, von allen Schalkern „Seo“ genannt, verliebte sich als Zugereister – er ist in Karlsruhe geboren – schnell in den wilden, chaotischen, liebenswerten Achterbahn-Klub aus dem Ruhrgebiet mit dem Gespür für das große Drama. Er hatte Kontakte zur aktiven Fanszene, selbst, als er für ein üppiges Gehalt beim FC Arsenal spielte, war er oft auf Schalke zu Gast. Wie Huntelaar wäre auch Kolasinac durchaus bereit gewesen, mit in die 2. Bundesliga zu gehen – und das zu geringen Konditionen. Zu schlecht hatte er gespielt, er wollte helfen, die Schmach Abstieg zu reparieren.
Dass sich Schalke dagegen entschieden hat, den beiden Profis Angebote zu unterbreiten, zeigt drei Dinge. Erstens: Die neuen Klub-Bosse haben es gelernt, ,Nein‘ zu sagen. Sie wirtschaften aktuell so vernünftig es geht. Und so sehr sie Idole wie Kolasinac und Huntelaar auch binden wollen – es wäre finanzielles Harakiri, das gilt selbst für geringe Konditionen.
Schalke mit Patt-Situation auf dem Transfermarkt
Zweitens: Aktuell sind nicht einmal zwei Plätze im Schattenkader frei (hier gibt es alle Infos zur Schalker Personalplanung). Schalke muss erst einmal Profis verkaufen, um überhaupt shoppen gehen zu können. Und das kann dauern. Die Vereine Europas wissen, dass sie auf Schalke für möglicherweise wenig Geld gute Spieler bekommen können. Die Schalker wollen aber keinen Profi verschenken. Eine Patt-Situation, die sich vor Mitte, Ende August in vielen Fällen kaum lösen lässt.
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Und drittens: Auf den Positionen von Huntelaar und Kolasinac stehen schon genug Spieler auf der Kaderliste. Schalke hat bereits zwei Linksverteidiger und drei defensive Mittelfeldspieler unter Vertrag – Kolasinac wird da gar nicht benötigt. Gleiches gilt für Huntelaar: Sieben Stürmer stehen unter Vertrag, darunter Torjäger Simon Terodde (Neuzugang vom Hamburger SV), ein ähnlicher Typ wie der „Hunter“, nur jünger. Schalke braucht offensive Außenspieler, einen Spielmacher.
Deshalb müssen Kolasinac und Huntelaar nun gehen. Im Falle von Huntelaar ist es ein Abschied für immer – als Spieler wird er nicht mehr zurückkehren. Kolasinac ist erst 27 – einer wie er wird den Kontakt zu den Schalkern immer halten.