Gelsenkirchen. Mit dem Spiel in Köln nimmt Schalke am Samstag Abschied von der Bundesliga. Und danach: Abstiegs-Trümmer oder Aufbruchstimmung?

Mike Büskens atmet schwer – er ist erschöpft, aber er hat es geschafft. 82,5 Kilometer hat Schalkes 53 Jahre alter Co-Trainer mit dem Spinning-Rad zurückgelegt und dabei über Instagram für einen guten Zweck auch Fragen von Schalker Fans beantwortet. Büskens ist ein Freund der Symbolik: Die auf dem Rad virtuell abgestrampelte Distanz entspricht der Strecke von Gelsenkirchen nach Köln, wo an diesem Samstag (15.30/ Sky) Schalkes vorerst letztes Bundesligaspiel stattfindet. Mike Büskens hat es geschafft.

Schalke der schlechteste Absteiger seit Einführung der Drei-Punkte-Regel?

Das Spiel in Köln ist Schalkes 1024. Bundesligaspiel seit dem Wiederaufstieg vor 30 Jahren: Von den bisherigen 1023 wurden 410 gewonnen, 332 verloren, 281 endeten unentschieden – fast alle waren sportlich viel bedeutsamer als dieses nun noch verbleibende im Rhein-Energie-Stadion. Man muss schon sehr tief in der Statistik-Kiste kramen, um festzustellen: Mit einem Sieg könnte Schalke es so eben noch abwenden, als schlechtester Absteiger seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Jahr 1995 in die Geschichte einzugehen.

In der Saison 2004/2005 wurde der SC Freiburg mit 18 Punkten Letzter. Schalke hat derzeit 16, könnte durch einen Sieg beim 1. FC Köln noch auf 19 kommen und damit diese Negativmarke verhindern. Doch dieser x-te Rekord einer verheerenden Saison ist nicht gerade das, was die Menschheit bewegt. Interessant dennoch die lakonische Antwort von Trainer Dimitrios Grammozis: „Seitdem ich diesen Job angetreten habe, arbeite ich gefühlt jede Woche gegen einen Negativ-Rekord. Von daher: einer mehr oder weniger ist auch egal.“

Wo er recht hat...

Darum geht es für Schalke in Köln noch wirklich

Worum es für Schalke beim letzten Spiel in Köln noch geht, sind andere Dinge. Zum einen, um einen fairen Saisonabschluss: Der 1. FC Köln (30 Punkte) will mit einem Sieg gegen Schalke den Abstieg vermeiden – die Mitkonkurrenten Werder Bremen (31 Punkte) und Arminia Bielefeld (32) dürfen wenigstens erwarten, dass Schalke das Spiel nicht kampflos abschenkt. Ob der seit dem Frankfurt-Spiel am Unterschenkel verletzte Klaas-Jan Huntelaar dabei mitwirken kann, ist sehr fraglich: „Bei Klaas war der Schlag auf den Unterschenkel schon sehr heftig“, berichtet der Trainer.

Trümmer oder Aufbruchstimmung?

Eine ordentliche Leistung, betont Grammozis, dürften aber auch die Schalker Fans erwarten, „die dieses Jahr sehr mit uns gelitten haben“. Auch hier würde es sicher nicht so toll ankommen, wenn sich Schalke vom Vorletzten der Tabelle noch einmal vorführen lassen würde.

Der Maßstab ist die Leistung vom Spiel vor einer Woche gegen Frankfurt (4:3). Grammozis: „Da haben wir gegen eine starke Mannschaft nicht nur gewonnen, sondern auch mit einer guten Art und Weise gewonnen: Das hat uns alle noch mal angefixt.“ Der Trainer spricht sogar von spürbarem Rückenwind und sagt: „Wir wollen in Köln die gleiche Leistung aufs Feld bringen.“

Kurzer Urlaub? Die Spieler sind ja selbst schuld

Vor allem aber geht’s im letzten Spiel auch darum, mit welchem Gefühl Schalke in die Pause geht: Das liegt zwischen den Trümmern des Abstiegs (im Fall einer erneuten Enttäuschung) und der zaghaften Hoffnung auf einen Wiederaufbau (im Fall einer ordentlichen Vorstellung). „Man will sich mit einem guten Ergebnis aus der Liga verabschieden“, erklärt Grammozis: „Auch die Spieler müssen mit einem positiven Gefühl in den Urlaub fahren, damit sie dann auch gestärkt zu Vorbereitungsbeginn ankommen werden.“

Die Pause ist sehr kurz in diesem Sommer: Da die Zweite Liga schon am 23. Juli beginnt, ist der Trainingsauftakt für den 14. Juni vorgesehen. Die Spieler bekommen nur drei Wochen Urlaub – sie sind selbst schuld.