Essen. Schalke meldet den dritten Corona-Fall. Doch das Spiel gegen Hertha BSC soll stattfinden. Viele macht das wütend. Ein Kommentar.
Um das Coronavirus loszuwerden, haben wir uns in den vergangenen eineinhalb Jahren an viele Einschränkungen gewöhnt. Wir verzichten auf Treffen mit Freunden und Familie, verzichten auf Händeschütteln und Umarmen, auf eine geregelte Kinderbetreuung und Ausbildung. Wir verzichten auf Ausflüge, auf Urlaub. Es ließe sich so Vieles anführen. Was wir bekommen: Die Aussicht auf ein normales Leben, auf ein Ende des Schreckens.
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Der Profi-Fußball hat sich auch an Vieles gewöhnt. Er verzichtet auf Fans, verzichtet auf triumphale Feiern nach großen Erfolgen, verzichtet auf viel Geld. Was er bekommt: Die Fortsetzung seines Geschäftsmodells.
Für Spielverlegungen in der Liga ist keine Zeit mehr
Jetzt geht die Saison auf das Ende zu, für Spielverlegungen ist keine Zeit mehr. Direkt im Anschluss ziehen die Nationalmannschaften ihre Teams für die EM zusammen. Darum hat die Deutsche Fußball-Liga ein Quarantäne-Trainingslager empfohlen. Am Mittwoch, am Tag des Beginns, meldete der FC Schalke 04 den dritten Corona-Fall, insgesamt sieben Personen müssen in Quarantäne. Das Spiel am Abend gegen Hertha BSC Berlin kann trotzdem stattfinden. Warum?
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Nach eineinhalb Jahren der Einschränkungen fällt es immer schwerer, das zu verstehen. Sicher: Der millionenschwere Profi-Fußball hat weitaus mehr Ressourcen, ein Hygienekonzept zu erstellen, als eine Schule oder ein Restaurant. Der penibel ausgearbeitete Plan, der viele Sicherheitsbarrieren vorsieht, macht die Fortführung des Spielbetriebs möglich. Was auf den ersten Blick ungerecht erscheint, ist eine Folge des Vertrauens, das Verantwortliche in die Klubs setzen.
Der Fall Schalke hinterlässt ein wütendes Gefühl
Und dennoch hinterlässt der Schalke-Fall ein wütendes Gefühl: Weil man der eigenen Einschränkungen müde geworden ist und sich die kühnsten Träume auf einen Regelbetrieb in der Schule oder eine Pizza in einem italienischen Restaurant erstrecken, während Bundesliga-Mannschaften von Ort zu Ort jetten und Fußball spielen. Nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie sind die Nerven strapaziert.
Der Fußball musste sich oft eine Sonderrolle vorwerfen lassen. Er sollte aufpassen, dass er sie am Ende der Pandemie nicht einnimmt.