Gelsenkirchen. Schalke sucht einen Sportdirektor – der soll vor allem bei der Kaderplanung Verantwortung übernehmen. So ist der Stand.
Vielleicht war Andreas Müller der Erste, nur war die Berufsbezeichnung damals noch eine andere. Als der verdiente Eurofighter seine Karriere im Jahr 2000 im Alter von 37 Jahren beendete, holte ihn Rudi Assauer zu sich ins Büro – offiziell sollte Müller der Manager-Legende mal ein wenig über die Schulter schauen, um vom großen Assauer zu lernen. Andy Müller übernahm Aufgaben rund um die Mannschaft, er beobachtete potenzielle Neuzugänge und entdeckte für Schalke einen, von dem man heute noch schwärmt. Geführt wurde Müller damals in der Saison 2000/ 2001 als Teammanager. Heute würde man ihn wohl Sportdirektor nennen.
Darum gibt Knäbel die Kaderplanung an den Sportdirektor ab
Müller war somit vor 20 Jahren der Erste auf Schalke für eine Position, die gerade wieder zu vergeben ist: Heute sucht Peter Knäbel einen Sportdirektor, der ihn entlastet – vor allem auch auf dem Gebiet der Kaderplanung, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Knäbel, seit dem 31. März auf Schalke Vorstand für Sport und Kommunikation, sieht seine eigenen Stärken im Bereich der Organisation: Strategien entwickeln, Strukturen schaffen, den Verein nach außen vertreten. Dem will sich Knäbel vor allem widmen. Den Schalker Vereinsmitgliedern verdeutlichte er bei der Diskussionsrunde MitGEredet digital, dass er damit hinreichend beschäftigt sei. „Und dann macht man noch Kaderplanung?“, fragte er: „Das ist einfach zu viel.“ Deswegen möchte er einen Vertrauten an seiner Seite installieren.
Gesucht wird dabei mehr als nur ein Schattenmann für Peter Knäbel. Das Anforderungsprofil mit der Kaderplanung, argumentiert der 54-Jährige, biete „Raum für einen starken Sportdirektor, der auch Verantwortung übernimmt“.
Bisher war das auf Schalke eher ein Job im Hintergrund
Bisher arbeiteten die Sportdirektoren auf Schalke meist im Hintergrund, sie galten eher als Assistenten des jeweiligen Sportvorstands. Aber mit mit Ausnahme von Felix Magath, der seiner Umgebung ja prinzipiell wenig Vertrauen schenkte, hatten in den vergangenen 20 Jahren alle Sportchefs einen solchen Assistenten. Bei Andy Müller, der 2006 Assauer als Manager ablöste, war es Eric Stoffelshaus, der zuvor in der Knappenschmiede war und dann zum Teammanager der Profis aufrückte. Horst Heldt (ab 2011) holte als Sportdirektor Gerhard Zuber (zuvor Scout beim VfB Stuttgart). Und Christian Heidel (ab 2016) brachte Axel Schuster aus Mainz mit, dem er den Titel Sportdirektor verlieh: Schuster war aber mehr fürs Organisatorische zuständig, bei der Kaderplanung verließ sich Heidel lieber auf sein eigenes Näschen.
Erst Jochen Schneider (ab 2019) holte mit Michael Reschke einen eigenen Kaderplaner – keine gute Wahl, wie man heute weiß, weil beide unterschiedliche Auffassungen hatten. Reschke musste nach eineinhalb Jahren wieder gehen, und Schneider stand bei der Kaderplanung im Winter allein da.
Auch die Knappenschmiede bleibt wichtig
Wen Peter Knäbel jetzt für diese Position engagiert, steht noch nicht fest. Zwar wird Mathias Schober (45), derzeit Sportlicher Leiter der Knappenschmiede, als Favorit gehandelt, aber ein Automatismus ist diese Beförderung nicht. Denn es gibt auf Schalke noch andere wichtige Aufgaben: So soll die Knappenschmiede keinen Qualitätsverlust erleiden. Hier war Knäbel bisher als „Technischer Direktor Entwicklung“ der Boss – eine Stelle, die es so in Zukunft nicht mehr geben wird. Durch den Stopp des Bauprojekts Berger Feld fällt ein organisatorisches Aufgabengebiet weg, aber in der Nachfolge von Knäbel wird es auch in Zukunft einen Chef der Knappenschmiede geben.
Schober und Schmedes werden gehandelt
Zunächst aber geht es um den Sportdirektor bei den Profis: Neben Schober gehandelt wird noch Benjamin Schmedes (36), derzeit Geschäftsführer Sport beim Zweitligisten VfL Osnabrück. Auch ihn kennt Knäbel gut, beide haben früher zusammen beim Hamburger SV gearbeitet. Denkbar aber auch, dass es noch einen weiteren Kandidaten gibt, dessen Name noch nicht bekannt ist. Knäbel bestätigt nur: „Die Suche nach einem Sportdirektor läuft, aber die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“
Sollte es Mathias Schober werden (Knäbel: „Schobi spielt eine Rolle, weil ich weiß, dass ich ihm zu 100 Prozent vertrauen kann“), hätten die Königsblauen wieder einen echten Schalker in dieser Position. Schober ist genauso Eurofighter wie Andreas Müller, der sich vor 20 Jahren schnell nach oben gearbeitet hat. Noch bevor er zum Teammanager berufen wurde, entdeckte er in Belgien einen gewissen Emile Mpenza für Schalke...