Gelsenkirchen. Nach dem Spiel in Bielefeld kann Schalkes Abstieg feststehen. Trainer Grammozis baut schon jetzt an der Mannschaft für die Zweite Liga.

An guten Ratschlägen mangelt es Dimitrios Grammozis nicht in diesen Tagen, in denen der Abstieg der Schalker Fußballer bereits so gut wie besiegelt ist. Nur eine Niederlage in den verbleibenden fünf Bundesligaspielen fehlt noch, dann steht Schalke als Zweitligist fest. Und nimmt man den frischen Eindruck vom vergangenen Samstag, als Schalke 0:4 in Freiburg verlor, dann könnte es bereits an diesem Dienstag soweit sein: Um 20.30 Uhr steht das Spiel beim kampfstarken Aufsteiger Arminia Bielefeld an. Verlaufen die 90 Minuten auf der Alm so, wie es nach dem Auftritt in Freiburg zu befürchten steht, dann ist Schalke am späten Abend des 20. April 2021 als erster Absteiger dieser Saison zu führen.

„Vom Kopf nicht da“: Wie eine schallende Ohrfeige für Schalkes Profis

Selbst Trainer Grammozis tat sich am Montag noch schwer mit Erklärungen, was am Samstag in Freiburg nur in seine Mannschaft gefahren sei: „Mit dieser Leistung konnte ich nicht rechnen“, räumte er ein – nichts habe darauf hingedeutet. Seine Beobachtung ist wie eine schallende Ohrfeige für eine Mannschaft, die eigentlich um ihr Überleben kämpfen sollte: „Ich finde, dass wir vom Kopf nicht da waren. Das hat man von Anfang an gemerkt, dass wir dieses Spiel nicht so angenommen haben, wie es zuvor der Fall war.“ Und wenn man mit dem Kopf nicht bei der Sache sei, dann würde eben eine solche Vorstellung dabei herauskommen.

Eine Beschreibung, die zu dem Ratschlag führt, der seit dem Freiburg-Spiel von allen Seiten an den Verein herangetragen wird: Wenn Schalke ohnehin nicht mehr zu retten ist, dann sollte der Trainer ab sofort nur noch die Spieler aufstellen, die mit Schalke auch in die Zweite Liga gehen wollen, um dort den Schaden zu reparieren.

Konsequenzen sind nicht auszuschließen

So ganz auszuschließen sind personelle Konsequenzen nicht. Am Montag sagte Grammozis auf die Frage, ob er für die Partie in Bielefeld groß durchwechseln werde oder ob sich die Spieler dort für ihren Auftritt in Freiburg rehabilitieren dürften: „Ich habe mich noch nicht festgelegt, welche Mannschaft ich auf den Platz schicke.“ Er wollte auch das letzte Training beobachten, „wie sich die Jungs präsentieren.“

Im Grunde genommen hat dieses Aufräumen mit Blick auf die Zukunft jedoch schon längst begonnen. Grammozis, seit sieben Wochen auf Schalke, setzte vom ersten Tag an verstärkt auf junge Spieler (Kerim Calhanoglu, Mehmet Aydin, Malick Thiaw, Timo Becker, Can Bozdogan). Andere wie Alessandro Schöpf (Vertrag läuft aus) oder Bastian Oczipka (Vertrag wird nach dem Abstieg ungültig) werden kaum noch berücksichtigt. Im Tor entschied sich Grammozis für Ralf Fährmann (bleibt auch in der Zweiten Liga) und gegen Frederik Rönnow (geht zurück nach Frankfurt).

Zuletzt starteten nur vier Spieler ohne Perspektive für die Zweite Liga

Beim Spiel in Freiburg standen mit Benjamin Stambouli, Omar Mascarell, Suat Serdar und Amine Harit nur noch vier Spieler in der Startelf, die man sich kaum in der Zweiten Liga vorstellen kann. Bei Sead Kolasinac und Klaas-Jan Huntelaar prüft Schalke zumindest die Möglichkeit einer Weiterverpflichtung, die anderen fünf (Fährmann, Becker, Thiaw, Aydin, Bozdogan) sind fest für die Zweite Liga eingeplant.

Grammozis bereitet somit schon die neue Saison vor. Wie lange er dabei aktuell noch auf Spieler wie Mascarell oder Stambouli setzt, hängt auch von Alternativen ab, die er in der defensiven Zentrale benötigt – Mustafi wird Schalke ja auch verlassen, Sané ist noch nicht zu 100 Prozent fit. Und für Serdar und Harit will Schalke im Sommer ja noch eine Ablösesumme kassieren.

Der Auftritt von Freiburg wird nicht einfach hingenommen

Ohnehin glaubt Schalkes Trainer: „Ich kann auch nach dem Spiel gegen Freiburg nicht behaupten, dass uns irgendein Spieler das Gefühl gibt, dass er nicht jeden Tag alles für den Verein gibt.“ Natürlich sei die Partie in Freiburg keine vertrauensbildende Maßnahme gewesen, aber die Spieler hätten ihr kollektives Versagen eingesehen – die anschließende Ansprache der Trainer soll deutlich gewesen sein. „Ich kann ihnen versichern“, sagt Grammozis, „dass so ein Spiel nicht so einfach hingenommen wird.“

Nur an der Ausgangslage wird sich eben nichts mehr ändern: Der Weg in die Zweite Liga ist eingeschlagen – die Frage ist nur, ob Schalke bereits an diesem Dienstag nach dem Spiel in Bielefeld dort ankommt. Grammozis würde es gerne noch hinauszögern, er sagt: „Ich bin Leistungssportler und als Trainer genauso gepolt: Ich möchte nicht verlieren. Das ist unser Hauptaugenmerk gegen Bielefeld.“ Dann würde der Tag des Abstiegs noch einmal aufgeschoben.