Gelsenkirchen. Schalke denkt über einen Verkauf der E-Sport-Lizenz nach – die könnte Millionen bringen. Denn sie ist offenbar werthaltiger als so mancher Profi.

Es ist wie ein kleiner Schatz, den Schalke 04 noch im Depot liegen hat – man könnte es schlicht und einfach auch Tafelsilber nennen. Als Schalke vor Jahren begann, sich auf Betreiben von Marketing-Vorstand Alexander Jobst am Sport mit Computerspielen (E-Sport) zu beteiligen, da rümpften viele Traditionalisten die Nase. Doch nun könnte sich dieses Engagement tatsächlich als wichtiger Baustein erweisen, damit Schalke für die kommende Fußball-Saison einen ordentlichen Lizenzspieler-Etat auf die Beine stellen kann.

So will Schalke den Etat für die Zweite Liga stemmen

Rund 30 Millionen Euro möchte Schalke nach einem Abstieg in die Zweite Liga in den Personaletat stecken, um die Voraussetzungen für den direkten Wiederaufstieg zu schaffen – Geld, das Schalke so noch nicht hat. Nach WAZ-Informationen sind aus eigenen Mitteln circa 20 Millionen Euro gesichert, auch durch die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Gazprom – der Rest muss durch Verkäufe aufgebracht werden. Und weil aktuell niemand weiß, welche Einnahmen für die Abstiegs-Profis auf dem Transfermarkt in Corona-Zeiten zu erzielen sind, kommt an dieser Stelle die E-Sport-Sparte ins Spiel. Denn die ist offenbar werthaltiger als so mancher Fußballer, der mit Schalke die Erwartungen in der Bundesliga um Längen verfehlt hat.

Fußball am Computer: So kann man sich das vorstellen. Für Schalke 04 offenbar ein lohnendes Investment.
Fußball am Computer: So kann man sich das vorstellen. Für Schalke 04 offenbar ein lohnendes Investment. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Der größte Schatz, den Schalke im Sport mit Computerspielen hält, ist wohl die Lizenz für die europäische League-of-Legend-Liga LEC – so sagen es zumindest Eingeweihte. Hier ist die Teilnahme auf zehn Teams beschränkt: Als Schalke sich 2018 die Lizenz für diesen Kreis sicherte, setzte man sich unter anderem gegen Paris Saint-Germain durch. Für die Beteiligung soll Schalke damals acht Millionen Euro bezahlt haben, Alexander Jobst setzte auf eine Wertsteigerung. Und die ist dem Vernehmen nach eingetreten, weil andere Interessenten inzwischen viel Geld für den Schalker Startplatz bieten könnten.

Man munkelt von 20 Millionen Euro, die ein Verkauf bringen kann

Hinter vorgehaltener Hand wird auf Schalke gemunkelt, dass ein Verkauf dieser Lizenz nun 20 Millionen Euro einbringen könnte – einen Teil davon würde der Klub in den Profi-Etat für die kommende Saison stecken, damit hier die angestrebten 30 Millionen Euro erreicht werden können.

Schalke-Vorstand Jobst spricht von einem „großen Gewinn für Schalke 04“

Noch hat sich Schalke offiziell nicht dazu geäußert, ob ein Verkauf der E-Sport-Lizenz wirklich zustande kommen wird. Aber bei einer digitalen Diskussionsrunde für Vereinsmitglieder bestätigte Jobst schon vor Wochen diese Gedankenspiele: „Sollten wir diese schmerzhafte Entscheidung treffen“, sagte er, „wird es einen großen Gewinn für Schalke 04 geben. Es kann durchaus sein, dass es passiert, aber langfristig wäre das unternehmerisch schade.“ Denn Jobst ist von weiteren Steigerungen in diesem Markt überzeugt, von denen Schalke dann nicht mehr profitieren würde.

Den aktuellen Wert der Lizenz wollte Jobst nicht beziffern, er erklärte lediglich, dieser liege mit großer Wahrscheinlichkeit „höher als der damalige Wert des Einstiegs“.

Schalke war 2016 der erste Bundesligaverein, der sich am Sport mit Computerspielen beteiligte: Alexander Jobst hatte sich damals vehement dafür eingesetzt, weil dieses Engagement dem Klub auch in Sachen Vermarktung neue Möglichkeiten eröffnen sollte – für Traditionalisten nur schwer zu verstehen. Jetzt aber ist man froh, in schlechten Zeiten noch ein Stück Tafelsilber in der Hinterhand zu haben. Die Entscheidung über einen Verkauf der Lizenz soll im Mai fallen.