Gelsenkirchen. Streit und Strömungen, Ärger und Eitelkeiten – Schalke 04 muss im Fall Rangnick zielführend arbeiten: für den Verein. Ein Kommentar.

Und weiter geht die wilde Fahrt. Ganz Schalke ist in Aufruhr, seit am Freitag eine Interessengemeinschaft den Aufsichtsrat damit überraschte, dass sie hinter den Kulissen Ralf Rangnicks grundsätzliche Bereitschaft einholen konnte, als Sportvorstand nach Schalke zurückzukehren. Der Überbringer dieser guten Nachricht war ein Aufsichtsratsmitglied. Die Folge: Stefan Gesenhues sieht sich nun dem Verräter-Vorwurf ausgesetzt.

Man kann die Reaktion seiner Kollegen aus dem Gremium sogar verstehen, das Vorgehen musste sie auf die Palme bringen. Wer lässt sich schon gerne überrumpeln? Und wie steht der Aufsichtsrat jetzt da? Da kommen Leute von außen und präsentieren für Schalkes enorme sportliche Probleme eine mögliche Lösung, die besser nicht hätte sein können. Aber: Bedeutende Mitglieder der Gruppe hatten vorher ihre Hilfe anbieten wollen, doch sie rannten vor verschlossene Türen, sie baten vergeblich um Rückrufe. Also handelten sie selbst, weil ihnen die Zukunft des Vereins nicht egal ist.

Viele Schalke-Fans sehen in Ralf Rangnick einen Hoffnungsträger

Viele Fans reagierten begeistert, sie sehen in Ralf Rangnick einen Hoffnungsträger. Mit Argwohn wird allerdings beäugt, dass sich die Mitglieder der Interessengemeinschaft noch nicht aus der Deckung gewagt haben. Diese Taktik haben sie gewählt, weil einige von ihnen im Juni selbst in den Aufsichtsrat gewählt werden möchten und der Wahlausschuss unvoreingenommen entscheiden können solle. Dennoch wäre es ratsam, sich bald offen zu erkennen zu geben, um Verschwörungstheorien den Nährboden zu entziehen.

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Der Aufsichtsrat mit Jens Buchta an der Spitze ist nun natürlich erheblich unter Druck geraten. Die Vereinsmitglieder würden es den Entscheidungsträgern nicht verzeihen, wenn sie die Idee mit Rangnick aus verletzter Eitelkeit nur halbherzig aufgreifen oder gar vom Tisch wischen würden.

Der Schalker Aufsichtsrat sollte mit der Gruppe und mit Rangnick reden

Deshalb wäre es klug, persönliche Befindlichkeiten komplett beiseite zu schieben. Buchta und seine Partner sollten zügig mit der Gruppe reden – und unbedingt danach auch mit Rangnick. Platzt der Deal, was nicht auszuschließen ist, wären alle Beteiligten Verlierer. Vor allem der mittlerweile ans Verlieren gewöhnte Verein.