Essen. Seit rund einem Jahr fehlen die Zuschauer in den Stadien. Das schmerzt - und ist doch zur Gewohnheit geworden. Die Geisterspiel-Erkenntnisse.

Als die ersten Geisterspiele in der Bundesliga vor knapp einem Jahr angepfiffen wurden, die trostlose Stimmung langweilte, da konnte man sich kaum vorstellen, dass dieser Zustand solange anhalten würde. Und dass es sich irgendwann fast normal anfühlen würde, dass bei einem Tor nur der Jubel der Ersatzspieler zu vernehmen ist.

Doch im März 2021 fehlen die Anhänger immer noch in den Stadien, weiterhin lähmt die Corona-Pandemie die Gesellschaft und somit auch den Fußball. Es ist nicht abzusehen, wann wieder Fans zu den Spielen strömen dürfen. Im Mai? Im Juni? Oder erst im kommenden Jahr?

Es gehört jedoch zur Wahrheit, dass die Geisterspiele in den vielen, vielen Monaten ihren Schrecken verloren haben. Als die Bundesliga im Verlauf des ersten Lockdowns im Mai 2020 wieder starten durfte, da wurde noch hitzig darüber debattiert, wie sich die fehlenden Zuschauer auf das Geschehen auswirken würden und auch, ob Fußball ohne Fans überhaupt Sinn ergebe. Mittlerweile drehen sich die Debatten wieder meist um das sportliche Geschehen, Trainer werden angezählt, Spieler kritisiert.

Geisterspiele: Haaland fasziniert - auch ohne Zuschauer

Das zeigt, dass das Spiel an sich auch fasziniert. Die Wucht eines Erling Haalands zu bestaunen, das lockt die Menschen weiterhin vor den Fernseher. Der Fußball kann am Wochenende von der Pandemie ablenken, selbst wenn man ihn nur alleine auf Couch verfolgen darf.

Dies funktioniert aber nur, weil die Vereine für ihr Umfeld stehen. Das Derby zwischen dem BVB und Schalke lässt sich auch ohne Anhänger im Stadion als knisterndes Derby verkaufen, weil dieses Duell in der Vergangenheit durch die Menschen, die mit den Revierkonkurrenten mitfiebern, mit Bedeutung aufgeladen wurde. Die Bundesligavereine erzählen weiterhin Geschichten. Würden die Fans allerdings noch lange fehlen, würden die Klubs irgendwann ihre Einzigartigkeit verlieren.

Ja, die Geisterspiele haben ihren Schrecken verloren, doch auf Dauer wäre der Fußball ohne seine Anhänger so dröge, trostlos, dass sich die Zuschauer abwenden würden. Übrigens: Wer weiß, wie die Schalke-Saison verlaufen wäre, wenn die Gelsenkirchener Arena regelmäßig ausverkauft gewesen wäre.