Gelsenkirchen/Bochum. Der Trainer des VfL Bochum erinnert sich an gemeinsame Zeiten mit dem Neu-Schalker. Er glaubt: Für Grammozis ist S04 eine „große Chance“.
Bei seiner Vorstellung am Berger Feld brachte es Dimitrios Grammozis auf den Punkt. „Schalke ist nicht der Tiki-Taka-Klub. Hier steht harte Arbeit im Vordergrund“, sagte der neue Trainer der Königsblauen am Mittwochmittag. Arbeit sei eine Tugend, die man den Spielern „immer vermitteln kann“, so der 42 Jahre alte Deutsch-Grieche weiter.
Allein diese Aussagen zeigen: Leidenschaft und die Bereitschaft, sich aufzuopfern, spielen in der Fußball-Philosophie von Dimitrios Grammozis eine große Rolle. Das bewies er bereits bei seinen bisherigen Trainerstationen in der Jugend des VfL Bochum und bei Darmstadt 98 in der 2. Bundesliga – aber auch als aktiver Profi.
Reis sieht Schalke als "große Chance" für Dimitrios Grammozis
Auch interessant
„Als Trainer ist sein Ansatz vergleichbar mit der Art und Weise, wie er früher selbst gespielt hat“, sagt Thomas Reis im Gespräch mit dieser Redaktion. „Seine Mannschaften kommen gern über Zweikämpfe ins Spiel. Die Mentalität ist ihm sehr wichtig. Als Aktiver hat er es selbst vorgelebt, jetzt will er seinen Mannschaften diese Leidenschaft einimpfen“, führt der Trainer von Zweitliga-Spitzenreiter VfL Bochum aus. Seiner Meinung nach könnte diese Einstellung derzeit gut zu den kriselnden Schalkern passen. Zumindest besser als ein "Tiki-Taka-Ansatz". In der bedrohlichen Lage des Tabellenletzten sei es „normal, dass er nicht damit anfängt, spielen zu lassen wie der FC Barcelona. Dafür sind die Köpfe der Spieler in der aktuellen Lage wahrscheinlich nicht bereit“, erklärt Reis.
Und Reis weiß, wovon er spricht, er kennt Grammozis seit vielen Jahren. Zunächst betreute er den Neu-Schalker 2012/13 als Co-Trainer, während Grammozis in der zweiten Mannschaft des VfL seine aktive Karriere ausklingen ließ. Anschließend coachten beide zusammen im Jugendbereich der Bochumer. „Er ist sehr direkt, lässt sich nichts gefallen und spricht an, was ihn stört“, charakterisiert Reis den 42-Jährigen. Die Zusammenarbeit in Bochum hat er als „sehr gut“ in Erinnerung. „Wir haben voneinander einiges mitnehmen können.“
Zuletzt allerdings waren die beiden Trainer Kontrahenten in der Zweiten Liga, als Grammozis zwischen Februar 2019 und Juni 2020 Darmstadt 98 trainierte. Die Zeiten, in denen Grammozis am beschaulichen Darmstädter Böllenfalltor an der Seitenlinie steht, sind vorbei – zumindest vorerst. Zwar gilt sein bis 2022 datierter Vertrag auf Schalke auch im Falle eines Abstiegs, doch bevor Grammozis an die Zweite Liga denkt, warten auf ihn und die Königsblauen elf richtungsweisende Spiele im Fußball-Oberhaus. Den Anfang macht der Abstiegskampf-Gipfel gegen Mainz 05 an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN). Für den jungen Trainer eine Feuertaufe, gleichzeitig aber auch eine „große Chance“, wie Thomas Reis erklärt.
Bochums Reis: Bei Schalke ist der Druck auf den Trainer enorm
Der 47 Jahre alte Erfolgscoach des VfL weiß, dass der Schalke-Job für den gebürtigen Wuppertaler Grammozis eine Herzenssache und deshalb „sehr reizvoll“ ist. „Aber auch sehr schwierig“, stellt Reis klar. „Schalke ist ein riesiger Traditionsverein, bei dem der Druck auf den Trainer enorm ist.“
Auch interessant
Denn die königsblaue Trainerbank glich in den vergangenen Monaten einem Schleudersitz. Das mussten in der laufenden Saison schon David Wagner, Manuel Baum und Christian Gross feststellen, die wegen anhaltender Erfolglosigkeit allesamt freigestellt worden sind. Zählt man auch Interimstrainer Huub Stevens hinzu, ist Dimitrios Grammozis 2020/21 bereits der fünfte Schalke-Trainer.
Grammozis soll auf Schalke das Unmögliche möglich machen
Wegen der miserablen Punkteausbeute von Grammozis‘ Vorgängern in der Bundesliga steht Schalke nach 23 Spieltagen mit nur neun Zählern abgeschlagen auf dem letzten Rang. Ein Abstieg in die Zweite Liga scheint kaum noch abwendbar zu sein. „Viele haben Schalke schon abgeschrieben“, glaubt Thomas Reis. Seinem langjährigen Weggefährten Grammozis drückt der 47-Jährige trotzdem die Daumen für die Aufgabe in Gelsenkirchen: „Ich wünsche ihm auf jeden Fall nur das Beste. Vielleicht schafft er es ja, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.“
Wie Dimitrios Grammozis diese wohl schwierigste Aufgabe seiner bisherigen Trainerkarriere meistern will, liegt auf der Hand: Mit harter Arbeit.