Gelsenkirchen. Schalkes neuer Trainer Dimitrios Grammozis setzt auf Kampf. Er übernimmt S04 im zweiten Anlauf und soll retten, was kaum noch zu retten ist.

Wenn Schalke 04 einen neuen Trainer vorstellt, muss man auf alles gefasst sein - diesmal menschelte es sogar ein wenig. Denn Dimitrios Grammozis, der neue Mann, der jetzt das Kommando am Berger Feld übernommen hat, erzählte von der Braut, die nun zum Mann gekommen sei. Fairerweise sollte man hinzufügen: Er war auf einen solchen Vergleich angesprochen worden. Es ging darum, dassSchalke im September ja schon einmal mit Grammozis angebandelt hatte, sich damals aber für Manuel Baum als neuen Trainer entschied. Manch einer würde bei der nächsten Kontaktaufnahme dann sagen: Die können mich mal.

Zumal die Braut, die Rede ist von Schalke 04, in der Zwischenzeit ja nicht unbedingt hübscher geworden ist. Eigentlich ist das Kind vor der Vermählung ja sogar schon in den Brunnen gefallen, und Dimitrios Grammozis hat eine schier unlösbar scheinende Aufgabe übernommen. Es geht darum, Schalke 04 wiederzubeleben. Am besten noch in dieser Saison. Ersatzweise auch bei einer Zukunft in der Zweiten Liga. Aber damit wollte sich der neue Trainer bei seiner Vorstellung am Mittwoch noch gar nicht beschäftigen. Ihm geht es nur um einen guten Start am Freitag (20.30 Uhr/ DAZN) im Heimspiel gegen Mainz 05. Alles andere werde sich dann ergeben.

Dimitrios Grammozis: Schalke ist "kein Tiki-Taka-Klub"

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Man kann Schalkes neuem Trainer zugute halten, dass diese Politik der ganz kleinen Schritte das einzig Vernünftige ist bei einer Mannschaft, die in dieser Saison erst eines von 23 Bundesligaspielen gewonnen hat. In vielen Gesprächen will er bis zum Freitag herausfinden, warum das so war - eigentlich sieht er in der Schalker Mannschaft “eine enorme Qualität”. Vieles wird er in der Kürze der Zeit nicht ändern können, aber von einem ist er überzeugt: “Harte Arbeit, Zusammenhalt und Miteinander: Das ist immer etwas, was man den Jungs vermitteln kann.” Schalke ist für den 42-Jährigen “kein Tiki-Taka-Klub”, sondern einer, bei dem es gilt, angemessen aufzutreten. Grammozis nennt das “Schalke-like - und dafür werden wir jetzt alles tun.”

Schalkes neuer Trainer Dimitrios Grammozis (links) mit Spielermacher Amine Harit.
Schalkes neuer Trainer Dimitrios Grammozis (links) mit Spielermacher Amine Harit. © firo

Manche Beobachter meinen, dass Grammozis schon allein durch seine Herkunft viel besser zu den Königsblauen passt als alle seine Vorgänger zusammen: Schließlich stammt er aus der Gegend und hat viele Jahre beim VfL Bochum in der Nachwuchsabteilung gearbeitet, ehe er beim Zweitligisten Darmstadt 98 über eineinhalb Jahre Erfahrungen als Profi-Trainer sammelte. Alte Freunde aus Bochum haben ihm viele Nachrichten geschickt, dass er nun auf Schalke gelandet ist - wenn seine Mission einen guten Verlauf nimmt, wäre gegen den VfL ja sogar ein Treffen in der Relegation noch möglich. Aber das interessiert Grammozis erst einmal wenig: “Unser Ziel muss ein gutes Spiel gegen Mainz sein. Alles andere ist noch zu weit weg.”

Dimitrios Grammozis unterschreibt bei Schalke 04 bis 2022

Mit dieser Beharrlichkeit hat Grammozis an seinem ersten Tag auf Schalke auch alle Dinge abgewehrt, die sich bereits jetzt um die neue Saison und einen möglichen Neuaufbau in der Zweiten Liga drehen. Er hat einen Vertrag bis Juni 2022 und beschäftigt sich “gar nicht” mit der Frage, ob Schalkes künftiger Sportvorstand womöglich andere Pläne auf der Trainerposition haben könnte: “Ich habe einen klaren Ansprechpartner, und das ist Peter Knäbel. Über alles, was in der Zukunft passiert, mache ich mir im Moment keine Gedanken.”

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Peter Knäbel ist derzeit Schalkes Sportchef auf Zeit - er hat Grammozis ausgewählt in der Überzeugung, dass der Grieche der richtige Mann für die verbleibenden elf Erstligaspiele ist und zugleich auch der Mann der Zukunft. Die Braut Schalke, um im eingangs erwähnten Bild zu bleiben, hat sich nun getraut, und Grammozis selbst hatte ohnehin niemals Zweifel, dass er nach dem Korb im September immer noch nach Schalke will. “Ich weiß, worauf ich mich einlasse”, sagt er: “Wichtig ist, dass man dranbleibt, wenn man von der Braut überzeugt ist.”