Gelsenkirchen. Schalke bereitet sich finanziell auch schon auf die 2. Bundesliga vor. Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers gibt Mitgliedern einen Überblick.

Die sportlichen Aussichten von Fußball-Bundesligist Schalke 04 sind düster. Nach 20 Spieltagen stehen die Königsblauen mir nur acht Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Mit Blick auf inzwischen neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz scheint der Abstieg in die Zweite Liga kaum noch abzuwenden.

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Finanziell haben die Planungen für die Zweitklassigkeit in Gelsenkirchen längst begonnen. „Wir müssen uns auf dieses Szenario einstellen“, sagte Schalkes Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers im Mitglieder-Format "mitGEredet". „Wir planen zweigleisig, für die Erste und Zweite Liga. Im Rahmen der Lizenzierung werden wir eine Planung für beide Ligen abgeben.“

Schalke im Abstiegsfall werden Kosten des Lizenzspielerkaders angepasst

Für die Schalker ist das so weit nichts Ungewöhnliches, denn jeder Bundesligist, der bei Abgabefrist für die Lizenzunterlagen für die 2. Bundesliga Mitte März rechnerisch noch absteigen kann, reicht diese Unterlagen bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ein. Rühl-Hamers: „Auch wir haben das schon das eine oder andere Mal gemacht.“

Schalkes Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers.
Schalkes Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers. © Schalke 04 | Unbekannt

Klar ist aus Sicht der Finanzvorständin, dass im Falle des Abstiegs vor allem die Kosten des Lizenzspielerkaders angepasst werden müssen. „Ein Kader im Zweitligaszenario wird sich extrem von einem Erstligakader unterscheiden“, sagte die 44-Jährige. Sie rechnet im Abstiegsfall mit „Transfererlösen und Einsparungen an Gehältern“. Dass es in der 2. Bundesliga Veränderungen im Kader geben wird, sei für Rühl-Hamers allerdings ein „ganz normaler Prozess“. Sie geht auch davon aus, dass „der größte Teil unserer Spieler kein Interesse hat, in der Zweiten Liga zu spielen.“

Schalkes Finanzvorständin Rühl-Hamers: „Die Zeit, offensiv zu investieren, ist einfach vorbei“

Aus finanzieller Sicht planen die Schalker in allen Szenarien – also auch im Abstiegsfall – alle fälligen Zahlungsverpflichtungen einzuhalten. Darunter unter anderem die Rückzahlung der ersten Tranche der Mittelstandsanleihe. 15,9 Millionen Euro werden dafür Anfang Juli fällig. „Das ist in all unseren Planungen berücksichtigt“, versichert Rühl-Hamers.

Um die Kostenstruktur für eine Zeit in der 2. Bundesliga zu senken, wird auf Schalke derzeit intensiv geprüft, welche langfristigen Projekte künftig noch umgesetzt werden. „Die Zeit, offensiv zu investieren, ist einfach vorbei“, stellt Rühl-Hamers klar. „Sowohl in den Kader als auch in andere Themen, die nicht zwingend notwendig sind. Die klare Fokussierung liegt aktuell auf dem Kerngeschäft. Einige Projekte könnten deshalb verschoben oder gestrichen werden.“

Ein Jahr 2. Bundesliga würde Schalke finanziell überstehen

Diskutiert wird im Zuge dessen auch über das Bauprojekt Berger Feld. Schon im Jahr 2015 wurde auf dem Schalker Vereinsgelände mit einem großangelegten Modernisierungsprojekt begonnen, das unter anderem den Umbau des Parkstadions, den Bau neuer Trainingsplätze, sowie die Errichtung moderner Funktionsgebäude und eine vergrößerte Geschäftsstelle umfasst. Erste Maßnahmen wurden hier bereits umgesetzt, weitere drohen nun erneut verschoben zu werden. „Die Rahmenbedingungen seit Anfang des Projekts haben sich enorm verändert“, weiß Rühl-Hamers. Daher wird man auf Schalke „überdenken“, ob man sich dieses „Großprojekt“ derzeit weiter leisten kann. Die Finanzvorständin spricht von einer der „schwierigsten“ Entscheidungen in den mittelfristigen Planungen des Klubs.

Sollte der sportliche Worst Case tatsächlich eintreffen, wäre Schalke kurzfristig auch für die Zweite Liga gerüstet. „Ein Jahr bekommen wir hin“, sagte Rühl-Hamers zusammenfassend. Jedes weitere Jahr im Unterhaus allerdings würde „stärkere Veränderungen“ im Verein mit sich bringen.