Essen. . Nach dramatischen DFB-Pokal-Abenden wird über den Videobeweis diskutiert. Vor allem, weil zwei Ballberührungen unterschiedlich bewertet werden.

Jede Menge Dramatik und Überraschungen boten die Achtelfinal-Partien des DFB-Pokals. Und doch sorgte das wohl kontroverseste Thema im deutschen Profifußball für einen schalen Nachgeschmack: Immer wieder musste das Fernsehgericht tagen, um strittige Szenen zu klären. Die Einlassungen des Videoschiedsrichters (VAR) entschieden Partien, entzündeten aber auch hitzige Diskussionen über den Umgang mit dem Regelwerk. Zurück bleiben ratlose Trainer und ein DFB in Erklärungsnot.

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Denn nach diesen zwei Pokalabenden müssen sich die Anhänger mit englischen Begriffen wie „deliberate save“ und „deliberate play“ beschäftigen, die zur Erklärung herangezogen wurden, warum zwei Ballberührungen komplett unterschiedlich bewertet wurden. Borussia Dortmund profitierte, der 1. FC Köln ärgerte sich.

Kölner Treffer wird zurückgenommen

Mit 5:6 unterlag die Elf von Trainer Markus Gisdol im Elfmeterschießen Jahn Regensburg. Wären die Kölner nach 39 Minuten mit 3:1 in Führung gegangen, hätte die Partie möglicherweise einen anderen Ausgang genommen. Nach einer zunächst abgewehrten Ecke von Ondrej Duda und einem zu kurzen Klärungsversuch des Regensburger Verteidigers Scott Kennedy verlängerte Benno Schmitz Dudas Flanke per Kopf ins Tor. Doch Schiedsrichter Robert Hartmann versagte dem Treffer wegen Abseitsstellung die Anerkennung. „Warum, das habe ich immer noch nicht verstanden“, gestand Gisdol später. „Es ist eigenartig und fremd, dass der Gegner den Ball aus dem Sechzehner rausschießt, und dann heißt es, das Abseits wäre trotzdem gültig.“

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Referee Hartmann begründete dies nach Rücksprache mit dem Videoschiedsrichter so: „Die Berührung des Balles durch einen Spieler der verteidigenden Mannschaft hebt eine Abseitsstellung nur dann auf, wenn es sich dabei um ein absichtliches Spielen des Balles handelt, das nicht einer Abwehraktion entspringt.“ Die Abseitsstellung sei „jedoch dann strafbar, wenn ein Spieler den Ball aus einer Torabwehraktion eines Abwehrspielers erhält“. Eine Torabwehraktion werde gleich bewertet wie die Abwehraktion eines Torwartes. „Deliberate save“ heißt diese Regel.

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Sollte Paderborns Trainer Steffen Baumgart die Entscheidung verfolgt haben, wird er sich wohl noch einmal mächtig geärgert haben. So wie nach der knappen 2:3-Niederlage beim BVB. Da griff der Kölner Keller zweimal ein. Noch in der regulären Spielzeit hatte Schiedsrichter Tobias Stieler der Borussia erst per Videobeweis ein Tor aberkannt, im Gegenzug Paderborn einen Elfmeter zugesprochen. Den BVB-Siegtreffer in der Verlängerung aber ließ Stieler gelten, obwohl Erling Haaland dabei im Abseits stand. Denn zuvor habe ein Paderborner den Ball gestreift. Stieler gab an, diese Ballberührung gehört zu haben und bewertete sie als „deliberate play“, das das Abseits aufhebt. Er verzichtete darauf, die Szene auf dem Monitor am Spielfeldrand zu überprüfen, was Paderborns Trainer Steffen Baumgart in Rage brachte.

Der Videobeweis-Chef des DFB, Jochen Drees, widersprach Baumgart. Ein Schiedsrichter müsse sich eine Szene nur anschauen, „wenn der Video-Assistent dem Schiedsrichter einen bildlichen Beleg liefern kann, der die Wahrnehmung auf dem Feld eindeutig widerlegt. Dies war nicht möglich“.

Schalke ärgert sich über Elfmeter

Bei der Schalker 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg drehten sich Diskussion dagegen um ein Handzeichen von Schiedsrichter Felix Zwayer. Schalke-Profi William hatte den Wolfsburger Xaver Schlager vor das Schienbein getreten, Zwayer ließ zunächst weiterspielen, unterbrach erst eine halbe Minute später und entschied nach dem Studium der TV-Bilder auf Elfmeter. Jedoch war zunächst nicht ersichtlich, ob Zwayer vor der Video-Überprüfung das Spiel korrekt unterbrochen hat oder der Ball bereits wieder rollte. Denn in diesem Fall wäre das ein Verstoß. Zwayer hat aber wohl rechtzeitig den Arm gehoben.

Für Schalke-Trainer Christian Gross hat der Tritt von William allerdings so oder so eher nicht für einen Pfiff genügt. „Das ist ein sehr, sehr hart gepfiffener Elfmeter“, meinte er. Aufhören werden die Diskussionen also nicht.