Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Gross garantiert dem Hoffnungsträger einen Einsatz heute in Bremen. Die Sturm-Legende der Königsblauen soll Tore schießen

Das Trikot der Königsblauen trug Klaas-Jan Huntelaar zum bisher letzten Mal am 20. Mai 2017. Es war ein bedeutungsloser Sommerkick beim FC Ingolstadt, der 1:1 endete. Und Huntelaar, der als damals 33-Jähriger als Auslaufmodell bei Schalke 04 galt, wurde fünf Minuten vor Schluss eingewechselt. Mehr als dreieinhalb Jahre sind seitdem vergangen – und wenn Schalke heute (15.30 Uhr/Sky) bei Werder Bremen antritt, ist der inzwischen 37 Jahre alte Stürmer der große Hoffnungsträger. „Erfreulicherweise reist er mit“, sagte Schalkes Trainer Christian Gross gestern und ergänzte: „Er wird mit Sicherheit einen Teileinsatz haben.“

Huntelaar hatte sich bei seinem letzten Einsatz für Ajax Amsterdam eine Wadenverletzung zugezogen, die Spiele gegen den 1. FC Köln (1:2) und Bayern München (0:4) konnte er nur von der Tribüne aus verfolgen. Zwei weitere Niederlagen, die den Rückstand zum Relegationsplatz auf acht Punkte anwachsen ließen. „Gegen Köln hätten wir nicht verlieren dürfen“, sagte er gestern. „Wir waren besser, das tat weh. Auch gegen Bayern München hatten wir Chancen. Man sieht, dass man gegen jede Mannschaft etwas holen kann. Das ist wichtig für unsere Moral, für unser Team.“

Abstiegskampf statt Europapokal

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Aussagen wie diese zeigen, was Huntelaar in den letzten fünf Monaten bis zum Ende seiner Karriere noch leisten soll. In seiner ersten Periode auf Schalke war er Stürmer Nummer eins, erzielte 126 Tore in 240 Pflichtspielen. 2011 wurde er mit S04 Pokalsieger, 2012 Torschützenkönig, in jedem Jahr spielte er international. Nun geht es aber für Schalke nicht um Europa, sondern darum, das Schlimmste zu verhindern: den Gang in die 2. Bundesliga. Mit Ajax Amsterdam hätte Huntelaar niederländischer Meister werden können. Doch er hilft Schalke.

Gross verriet, was er von seinem Sturm-Senior sehen möchte: „In erster Linie erwarten wir Tore von Klaas-Jan. Ich bin überzeugt, dass er die für uns schießen wird.“ Im aktuellen Trainingsbetrieb hört sich Gross gerne Huntelaars Meinung an. „Es wäre unklug, wenn wir nicht auf seine Erfahrung zurückgreifen würden. Er hat nicht nur eine Schalke-Vergangenheit, sondern internationale Erfahrung.“ Ganz besonders für Sturm-Talent Matthew Hoppe (19) sei Huntelaars Hilfe wertvoll. Hoppe hatte in den letzten vier Spielen fünf Tore erzielt, ist einziger Schalker Shootingstar in dieser dramatisch schwachen Saison.

Hoppe schaut auf Huntelaar

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„Insbesondere für Matthew könnte er eine wichtige Bezugsperson werden. Ich habe Matthew gesagt, dass er möglichst viel von Klaas-Jan abschauen soll“, sagte Gross. Und auch die Rolle des Lehrmeisters nimmt der Niederländer gern an: „Er zeigt gute Ansätze, man schießt nicht einfach so fünf Tore in so kurzer Zeit. Seine Mentalität ist super, er macht gute Laufwege – er hat eine schöne Zukunft vor sich, wenn er so weitermacht.“

Huntelaar: "Wir müssen bestimmen, wie das Spiel geht“

Damit sich die Mentalität verbessert, will Huntelaar die Atmosphäre in der Kabine verbessern. Die sei ganz anders als bei Ajax, verriet er: „Das alles ist Kopfsache. Wenn man immer verliert, dann ist man nicht so gut drauf. Wenn man meistens gewinnt, ist vieles leichter. Und diese Leichtigkeit müssen wir wieder in jedem Spiel mitbringen. Wir müssen bestimmen, wie das Spiel geht.“

Und wenn er spielt, sollen ihm zwei weitere Neue die Flanken liefern: William (kam vom VfL Wolfsburg) feiert als Rechtsverteidiger ebenfalls in Bremen sein Debüt. Auf der linken Seite kehrt Sead Kolasinac (kam vom FC Arsenal) nach kurzer Verletzungspause zurück.

Und auch Kolasinac, ebenfalls ein Profi mit einem großen Schalker Herz hatte seinen Anteil an Huntelaars Rückkehr. „Mit ihm habe ich oft telefoniert, auch, als er noch bei Arsenal war“, sagte Huntelaar. Gemeinsam wollen sie Schalke retten – nicht bei einem Sommerkick, sondern mitten im Winter. In Bremen soll es schneien.