Gelsenkirchen. Nach schwierigen Monaten ist Ralf Fährmann auf Schalke endlich wieder wichtig. Nun spricht der Torwart über seine neue Rolle bei Königsblau.
Soeben war die schlimme Serie von 30 Bundesliga-Spielen in Folge zu Ende gegangen, der FC Schalke 04 hatte die TSG Hoffenheim mit 4:0 besiegt, da rief Ralf Fährmann seine Teamkollegen zu einem Kreis zusammen und ergriff das Wort. „Ich habe die Mannschaft zu diesem guten, wichtigen Schritt beglückwünscht – aber gesagt, dass wir trotzdem demütig bleiben müssen“, erzählt Fährmann. Es waren Momente der Befreiung für Schalke – und nach einer knapp zwei Jahre langen Leidenszeit das Happy End für den Torwart.
In der ersten Jahreshälfte 2018 hatte Fährmann noch zu den begehrtesten Schalkern gehört. Er war Kapitän, führte das Team zur Vizemeisterschaft, viele Experten und Fans auch anderer Klubs forderten seine Nominierung für die WM 2018. Fährmann war bekannt, extrovertiert, ging an kaum einer Kamera vorbei. Nun hat sich das geändert, ruhig ist es um ihn geworden. Am Mittwoch äußerte er sich zum ersten Mal seit seiner Rückkehr im Juli 2020 außerhalb der Vereinsmedien öffentlich. „Meine Rolle“, sagt er, „muss es nicht sein, immer vor der Kamera zu stehen. Wichtig ist die Rolle, die ich hinter der Kamera abgebe.“ In den sozialen Netzwerken gibt er inzwischen nur noch zwei Dinge über sich preis: Dass er einen Cane-Corso-Hund besitzt, der Manni heißt, und dass er durch und durch ein Schalker ist.
Schalke: Hinter Ralf Fährmann liegen schwierige Jahre
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Doch was hat sich geändert? Hinter Fährmann liegen turbulente Jahre. Keine Achterbahnfahrt, denn dort geht es ja auch mal nach oben. Zunächst verbannte ihn im Januar 2019 Trainer Domenico Tedesco auf die Bank und setzte fortan auf Alexander Nübel. Nur im Champions-League-Achtelfinale gegen Manchester City durfte Fährmann spielen – in zwei Partien kassierte er zehn Gegentore.
Fährmann floh im Sommer 2019 auf Leihbasis zu Norwich City, nachdem der damalige Trainer David Wagner Nübel zum Kapitän gemacht hatte. Doch in der Premier League vertrat Fährmann nur einmal Stammkeeper Tim Krul. Im Winter 2019/2020 zog er nach Norwegen weiter. Doch für Brann Bergen kam er nicht zum Einsatz, da der Saisonstart wegen der Corona-Pandemie verschoben wurde.
Im Sommer 2020 also wieder Schalke. Doch die sportliche Leitung der Königsblauen wollte weiter nicht auf den Torwart setzen, der schon als 15-Jähriger nach Gelsenkirchen gekommen war. Zu schwach sei Fährmann im Spielaufbau, hieß es stets. Nachdem aber Wunsch-Kandidat Alexander Schwolow (SC Freiburg) aus finanziellen Gründen nicht kommen konnte, gewann Fährmann in der Vorbereitung den Zweikampf um den Stammplatz gegen Markus Schubert – aber er rechnete immer damit, dass noch ein neuer Torwart in der Sommer-Transferperiode zum Team stoßen würde.
Schalkes neuer Trainer Christian Gross setzt auf Ralf Fährmann
Das war auch so: Frederik Rönnow kam Anfang Oktober von Eintracht Frankfurt und wurde von Wagners Nachfolger Manuel Baum zur Nummer eins ernannt. Wieder verließ Fährmann enttäuscht eine Trainer-Kabine. Gern blickt er auf diese schwierige Zeit nicht zurück: „Die kann ich nicht ändern, da möchte ich nicht allzu sehr herumkramen. Manchmal muss man auch Entscheidungen akzeptieren, die einem nicht so gut gefallen. Das habe ich immer getan.“ Doch leise blieb er dabei nicht immer. Gerade mit Baum war er schwer aneinander geraten, als der sich für Rönnow entschieden hatte. Das Verhältnis galt als zerrüttet.
Seit Baums Rauswurf ist Fährmann wieder fröhlicher. Denn der aktuelle Trainer Christian Gross setzte von Beginn an auf seine Dienste. „Es ist wichtig, dass man Vertrauen eines Trainers bekommt. Dass man weiß, dass man sich einen Fehler, einen Fehlpass erlauben darf, ohne sofort angezählt zu werden. Dieses Vertrauen hat mir Christian Gross ausgesprochen“, sagt Fährmann. Und er bedankte sich mit einer tadellosen Leistung. Zum ersten Mal seit dem 16. Februar 2019, als Schalke gegen Freiburg nicht über ein 0:0 hinauskam, blieb er sogar ohne Gegentor. Am Sonntag soll nun bei Eintracht Frankfurt (18 Uhr/Sky) der nächste Sieg gelingen. „Eine aggressive Mannschaft, die körperbetont spielt“, sagt Fährmann.
Schalke: Ralf Fährmann denkt noch nicht an einen möglichen Abstieg
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Sollte Schalke am Ende absteigen, könnte Fährmann den Weg in die 2. Bundesliga mitgehen. In Recklinghausen fühlt er sich inzwischen zu Hause, sein gut dotierter Vertrag gilt bis Juni 2023 – auch in der 2. Bundesliga. Doch daran mag Fährmann nicht denken: „Ich beschäftige mich mit den nächsten beiden Spielen, die sind entscheidend. Über alles Weitere können wir in der Sommerpause diskutieren. Ich hoffe, dass wir dann in einer komfortableren Situation sind.“
Sein Vertreter Rönnow darf vorerst nur im DFB-Pokal ran, zum Beispiel am 3. Februar im Achtelfinale beim VfL Wolfsburg. „Das ist für mich völlig okay“, sagt Fährmann. Eine Meinung, die er 2018 noch nicht hatte. Doch inzwischen weiß er, wie hart das Leben als Ersatztorwart sein kann.