Gelsenkirchen. Borussia Dortmund hofft, dass Jadon Sancho wieder funktioniert. Auf Schalke aber steht ein Talent vor einer Leihe. Ein Kommentar.

Talente und ihr Werdegang – ein interessantes Feld. Warum gelingt es einigen jungen Fußballern, durchzustarten und die hohen Erwartungen zu erfüllen, während andere auf der Stelle treten oder gar zurückfallen?

Der beste Experte, den man dazu befragen kann, ist Norbert Elgert. Schalkes langjähriger U19-Trainer hat Generationen von Spielern ausgebildet, er formte sogar die späteren Weltmeister Benedikt Höwedes, Manuel Neuer, Mesut Özil und Julian Draxler. Aber Norbert Elgert sah auch Hoffnungsträger scheitern.

„Einstellung ist alles“, hat er im Interview mit dieser Redaktion gesagt, „Talent wird überschätzt.“ Denn Talent sei die Grundvoraussetzung. „Ohne Talent geht nichts, aber Talent stellt dich nur in die Tür. Charakter, Einstellung und Fleiß bringen dich hindurch.“

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Von Andreas Ernst und Krystian Wozniak

BVB hofft auf Ende von Sanchos Durststrecke

Wir wissen, was Jadon Sancho kann, Borussia Dortmunds englischer Jungnationalspieler hat es schon gezeigt. Aber er hat gerade eine längere Durststrecke hinter sich, die mit dem Tor gegen Wolfsburg ein Ende gefunden haben könnte. Darauf hofft der BVB natürlich. Doch nur wenn Sancho versteht, was ein Norbert Elgert meint, wird er auch den nächsten Schritt machen und zu den Großen der Branche aufsteigen können. Sollte Sancho den BVB nur als Durchgangsstation interpretieren, was bei ihm zu befürchten ist, wäre schon dies ein schwerer Fehler.

Bei Ahmed Kutucu liegt der Fall anders. Der Schalker, ebenfalls erst 20 Jahre jung, ist kein Hochbegabter wie Sancho, dafür aber ein Fußballer mit Herz. Dass er in seiner Entwicklung stagniert und die tollen Anfänge nicht bestätigt, muss noch nicht viel bedeuten. Das kann vorkommen in diesem Alter. Sicher erschwert es den Weg eines solchen Jungen, dass der Verein in einer Krise steckt und auf persönliche Probleme derzeit wenig Rücksicht nehmen kann. Schalke sollte aber bloß nicht den Fehler machen, ihn aufzugeben.

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Ahmed Kutucu, Typ Draufgänger, ist in Gelsenkirchen geboren, und mit jedem Wort hat er sich stets zu diesem Verein bekannt. Deshalb ist er schon jetzt ein Fanliebling, deshalb hätte er perspektivisch das Zeug zur dauerhaften Identifikationsfigur. Verleihen: okay. Aber bloß nicht mit Kaufoption. Was passieren kann, wenn man sein Aufgebot mit zu vielen Spielern ohne Bezug zum Verein füllt, sieht Schalke 04 ja gerade überdeutlich.