Gelsenkirchen. Auch Benito Raman rätselt, warum Schalke nicht mehr gewinnen kann: „Wir wissen es nicht“. Aber der Stürmer hat Qualitäten, die S04 jetzt braucht.

Das erste Bundesliga-Tor von Benito Raman liegt zwar schon einige Zeit zurück, aber Manuel Baum kann sich trotzdem noch gut daran erinnern. Es war am ersten Spieltag der Saison 2018/19, als Raman, damals noch bei Fortuna Düsseldorf, dem FC Augsburg früh einen einschenkte. Manuel Baum war zu dieser Zeit Trainer der Augsburger und hat nicht vergessen, was für ein guter Knipser dieser Raman eigentlich sein kann. So möchte er den Stürmer auch auf Schalke erleben: Das hat Baum kurz nach seinem Wechsel zu den Königsblauen bereits gesagt.

Einer muss jetzt für Schalke die Tore schießen

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Nun wird diese Rolle des Hoffnungsträgers aktueller denn je: Denn durch den langfristigen Ausfall des am Knie operierten Goncalo Paciencia und die Vertragsauflösung mit Vedad Ibisevic mangelt es Schalke jetzt auch an Stürmern, die ihre Treffsicherheit in der Bundesliga schon nachgewiesen haben. Raman (bisher 15 Tore in 63 Bundesligaspielen) und Mark Uth (38 Tore/ 128 Bundesligaspiele) sind die potenziell besten Kandidaten. Dass sie es können, haben sie am vergangenen Samstag bewiesen: Da erzielte Raman mit einem technisch anspruchsvollen Volleyschuss das Schalker Tor zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich bei Borussia Mönchengladbach (Endstand 1:4). Die Vorarbeit kam von Uth mit einem gechippten Pass, der so gar nicht wie Abstiegskampf aussah.

Raman sagt: „Das gibt etwas Hoffnung“

Ein Tor wie ein heller Hoffnungsschimmer im so dunklen Schalker Herbst. Ein Tor, das auch zeigte: Es geht doch, wenn man sich nur etwas zutraut. Auch Benito Raman sagt, trotz der Niederlage in Mönchengladbach: „Zuletzt wurde es besser, das gibt etwas Hoffnung.“

Was mit Schalke passiert ist, ist auch für den 26-jährigen Belgier ein Rätsel, das er nicht lösen kann – da geht es ihm so wie allen, die sich fragen: Wie kann eine Mannschaft nur so abstürzen? Raman stellt den Vergleich an mit der Situation vor einem Jahr, als Schalke auf Champions-League-Kurs war: „Wenn du die Mannschaft von diesem und vom letzten Jahr siehst, ist das fast das gleiche Team.“ Er schlussfolgert daraus: „Wir wissen, dass wir Fußballspielen können.“ Nur abrufen können sie es nicht, und man darf auch Profis durchaus glauben, dass sie das gerne ändern würden, wenn sie es könnten – keiner lässt sich gerne 25 Bundesligaspiele lang vorführen. Raman: „Jeder fragt: warum ist es nicht möglich, ein Spiel zu gewinnen? Und jeder gibt die gleiche Antwort: wir wissen es nicht.“

Einfach mal ein Schalke-Sieg – egal wie

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Im Training, versichert Raman, würde ja vieles funktionieren. Aber im Spiel traut sich keiner mehr etwas zu – ein Tor wie nach seiner Co-Produktion mit Mark Uth ist die Ausnahme; das kann man nicht auf Knopfdruck produzieren, wenn im Kopf die Angst vor der nächsten Niederlage steckt und einem die Leichtigkeit raubt. Eigentlich gibt’s für Schalke nur einen Ausweg. Raman sagt es so: „Ich glaube, wir müssen einfach mal ein richtig schlechtes Spiel gewinnen. Egal wie: Wir müssen ein Spiel gewinnen.“

Die nächste Chance: Am Sonntag (18 Uhr) in der Arena gegen Leverkusen. Versuch Nummer 26.

Ein Rüffel von Trainer Manuel Baum

Benito Raman kann zumindest sein Tor aus Mönchengladbach als Erfolgserlebnis mit auf den Platz nehmen. Zwischenzeitlich, in der Rückrunde der vergangenen Saison oder in der Endphase unter David Wagner, schien der frühere Düsseldorfer mit Schalke fast schon abgeschlossen zu haben – so uninspiriert wirkte er. Unter Manuel Baum ging es für ihn etwas besser, wenn auch nicht reibungslos. Nach dem Pokalspiel gegen Schweinfurt (4:1 – ein Raman-Tor) bekam er vom Trainer einen Rüffel für seine fehlende Defensivarbeit („ich muss meine Position halten und darf nicht da herumrennen, wo ich will“). Insgesamt hat ihm Manuel Baum inzwischen aber klar gesagt, was er von ihm erwartet – er kennt ihn ja als einen, der Tore schießen kann.

Schalke: „Es ist fünf nach zwölf“

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Theoretisch könnte Raman jetzt in der Zeit ohne Paciencia und den erkrankten Ahmed Kutucu auch in der Sturmspitze aushelfen, aber davon geht er nicht aus: „Einer muss ja auch links spielen. Wir haben für vorne noch zwei neue Jungs – wir werden sehen, was passiert.“ Matthew Hoppe (19) und Luca Schuler (21), die Angreifer aus der U23, zählen weiter zum Kader, der frühestens im Januar noch einmal verstärkt werden kann – wenn das finanziell überhaupt drin ist.

„Jeder kennt die Situation des Klubs“, sagt Benito Raman: Auch wenn keine neuen Spieler kommen sollten, müsste es eben so gehen – ohne Ausreden und ohne Umschweife. Bei ihm zu Hause in Belgien würde man das so ausdrücken: „Es ist nicht fünf vor zwölf, es ist schon fünf nach zwölf.“

Also: Mehr als höchste Zeit.