Gelsenkirchen. Sebastian Rudy wechselt erneut von Schalke 04 zur TSG Hoffenheim. Zum zweiten Mal verlässt er damit die Königsblauen. Ein Kommentar.

In der Transfer-Geschichte des FC Schalke 04 gab es schon einige Missverständnisse - Namen wie Ze Roberto II, Carlos Grossmüller oder Albert Streit stehen für millionenschwere Fehler. Doch dass der erste und der zweite Versuch bei einem Profi krachend scheitern, dass ein Spieler verschenkt wird, um noch ein paar Gehalts-Millionen zu sparen - das gab es selbst bei den Königsblauen noch nicht. Sebastian Rudy wird zu einem der größten Flops der Klubhistorie. Dem aktuellen Sportvorstand Jochen Schneider ist davon aber nichts anzulasten.

Rudy - Wunschspieler von Ex-Schalke-Trainer Tedesco

Als Rudy im Sommer 2018 von Bayern München für 16 Millionen Euro Ablösesumme kam, fühlte sich Schalke groß und mächtig - fast unglaublich, dass dies erst zweieinhalb Jahre her ist. Schalke war gerade Vizemeister geworden, hatte Thilo Kehrer für viel Geld an Paris St. Germain verkauft. Trainer Domenico Tedesco wollte Rudy zum Fixpunkt einer neuen Strategie machen. Weg vom ergebnisorientierten Defensivfußball - hin zu etwas mehr Offensive. Rudy unterschrieb einen Vierjahresvertrag, Jahresgehalt: sechs Millionen Euro. Welch ein Paket.

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Doch schon nach fünf Spielen deutete sich an: Rudy und Schalke - das passt nicht. Nie kam der zurückhaltende Rudy mit der Mentalität des Ruhrgebiets zurecht - und Tedesco wechselte seine Strategie nach fünf Niederlagen zum Auftakt erneut. Es hieß: zurück zum Ursprung, Rudys Lieblingstaktik gab es nicht mehr. Er fühlte sich schnell zum Gesicht der Krise auserkoren, ein Jahr später floh er zurück zur TSG Hoffenheim - auf Leihbasis. Er wurde dort zum Rekordspieler. Doch eine Kaufoption ließ die TSG verstreichen.

Rudy kehrte zurück, ein Jahr später. Widerwillig. Versuchte, sich auf die neue Situation in einem nun finanziell und sportlich angeschlagenen Klub einzulassen. Doch auch der zweite Versuch schlug fehl. Rudy musste unter dem inzwischen freigestellten Trainer David Wagner auf der rechten Abwehrseite verteidigen - auch das ist nicht seine Lieblingsposition. Zurückschauen aufs verkorkste erste Jahr mochte er nicht mehr, doch nach zwei Auftakt-Blamagen kehrten die Vergleiche zurück.

Schalke: Trainer Baum kann sportlich auf Rudy verzichten

Nun endet Rudys Zeit auf Schalke zum zweiten Mal - wieder geht's nach Hoffenheim. Und diesmal bekommt der Europa-League-Teilnehmer seinen Rekordspieler für sehr wenig Geld zurück. Schalke geht es gar nicht mehr um eine Leihgebühr, wenn Top-Verdiener Rudy nur noch einen Teil seines Gehalts erhält, ist S04 schon geholfen. Jochen Schneider muss kreativ Geld zusammenkratzen. Anzulasten ist dieses Geschenk an die TSG dem aktuellen Vorstand aber nicht. Es wird ihm selbst nicht gefallen. Aber er hat Rudy im Sommer 2018 nicht diesen irrsinnigen Vertrag gegeben.

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Für den neuen Trainer Manuel Baum ist Rudy verzichtbar. Dass er ihn nicht auf der rechten Abwehrseite sieht, hat er direkt nach Amtsantritt klargestellt. Und im zentralen Mittelfeld haben andere Spieler die Nase vorn: Omar Mascarell, Nabil Bentaleb, Suat Serdar, Can Bozdogan, Benjamin Stambouli. Und für Ballbesitz-Fußball, wie Rudy ihn liebt, hat Schalke nicht den passenden Kader.

Und so endet Rudys Schalke-Zeit zum zweiten Mal. Das Ende muss das aber nicht gewesen sein. In einem Jahr steht er wieder auf der Matte, wenn die erneute Leihe endet.