Gelsenkirchen/ Edewecht. Jeweils zwölf Jahre auf Schalke und in Bremen haben Oliver Recks Karriere geprägt. Vor dem Duell seiner Ex-Klubs äußert er sich besorgt.

Wenn Schalke am Samstag (18.30 Uhr/Sky) den SV Werder empfängt, kann Oliver Reck gar nicht hinschauen – das hat jedoch einen erfreulichen Grund: „Am Samstag bin ich bei der Hochzeit meines Neffen, da kann ich natürlich nicht Fußball gucken“, verrät der 55-Jährige. „Die Zusammenfassung am nächsten Tag werde ich mir aber ganz sicher anschauen.“ Im Vorfeld äußert Reck auch schon mal einen persönlichen Ergebniswunsch für das Duell zwischen dem Tabellenschlusslicht und dem Drittletzten: „Normalerweise gönne ich, wenn Schalke auf Bremen trifft, die Punkte demjenigen, der sie gerade dringender benötigt. Nach dem 1. Spieltag stehen jedoch beide Vereine enorm unter Druck, deshalb setze ich ganz diplomatisch auf ein 1:1.“

Große Erfolge mit beiden Vereinen

Wer mit Oliver Reck über das bevorstehende Duell zwischen Königsblau und Grün-Weiß spricht, spürt, dass ihm seine ehemaligen Vereine noch immer am Herzen liegen. „Ich habe in Bremen und auf Schalke jeweils mehr als ein Jahrzehnt verbracht“, erklärt der ehemalige Nationalkeeper (1 A-Länderspiel), „außerdem habe ich bei beiden Vereinen einiges zum Erfolg beigetragen.“ Zwei Meisterschaften, zwei DFB-Pokalsiegen und dem Europacup der Pokalsieger (1992) mit Werder stehen immerhin zwei Pokalsiege mit den Knappen (2001 und 2002) gegenüber. „Außerdem durfte ich in Bremen und auf Schalke unter absoluten Koryphäen wie Otto Rehhagel und Rudi Assauer arbeiten, von denen ich sehr viel für mich und meinen weiteren Weg mitnehmen konnte. Zum Beispiel ein Gespür, wie man mit Menschen umgeht.“

Seine Erfahrungen aus insgesamt 24 Jahren Bundesliga als Spieler und Mitarbeiter im Trainerstab lässt Reck aktuell beim Nord-Regionalligisten SSV Jeddeloh II einfließen, wo er seit Ende 2019 Chefcoach ist. Doch bevor Missverständnisse aufkommen: Reck trainiert dort nicht etwa eine 2. Mannschaft; viel mehr sind Jeddeloh II und Jeddeloh I verschiedene Stadtteile im niedersächsischen 22.000-Seelenort Edewecht. Und der viertklassige SSV Jeddeloh II ist nicht nur der Stolz der Stadt, sondern der gesamten Region Ammerland. „Nachdem die vergangene Saison Corona-bedingt abgebrochen wurde, wollen wir als einer der kleinsten Klubs der Liga erneut auf einem Nicht-Abstiegsplatz landen“, verrät Reck das Nahziel. Und seine persönlichen Ambitionen? „Natürlich bin ich ein Kind der Bundesliga“, sagt der diplomierte Fußballlehrer mit Zweitliga-Erfahrung aus Duisburg und Düsseldorf. „Aber ich bin auch Realist: Mit meinen 55 Jahren bin bereits auf der anderen Seite der Berges ...“

Dabei hat Oliver Reck durchaus schon als Cheftrainer in der deutschen Elite-Spielklasse gewirkt – und zwar beim FC Schalke 04: Am 12. Dezember 2005 ernannte das damalige Manager-Duo Andreas Müller und Rudi Assauer den bisherigen Torwarttrainer Reck zum Interims-Nachfolger des gefeuerten Ralf Rangnick. Das darauffolgende letzte Hinrundenspiel beim VfB Stuttgart verlor Schalke mit 0:2. Dennoch sollte „Olli“ den Klub auch in die Rückrunde führen – dachten alle. Doch zum Trainingsauftakt Anfang Januar stellte Königsblau plötzlich den bisherigen Co-Trainer Mirko Slomka als neuen Übungsleiter vor und machte Reck zu dessen Assistenten.

Vom Torwart bis zum Interims-Trainer

„Gerade auf Schalke habe ich in vielen Funktionen gearbeitet“, erinnert sich Reck an teils turbulente Jahre – und an ein weiteres Kuriosum: Im September 2007 durfte der damals 43-Jährige erneut für ein Spiel als Chefcoach ran, weil Mirko Slomka beim Champions-League-Vorrundenspiel gegen den FC Valencia eine Sperre aus der vorangegangenen Europacup-Saison abbrummen musste. Reck führte die Knappen gegen Fernando Morientes, David Villa & Co. zu einem „0:0 der besseren Art“.

Aktuell dürfen weder die Schalker, noch die Bremer von der Königsklasse träumen. „Beide hatten letzte Saison enorme Probleme und sind alles andere als erfolgreich in die laufende Spielzeit gestartet“, analysiert Reck, dessen Hauptwohnsitz noch immer in Meerbusch (40 Kilometer südlich von Schalke) liegt. „Bremen hat mit dem 1:4 gegen Hertha quasi da weitergemacht, wo sie letzte Saison aufgehört hatten. Und Schalke wartet jetzt schon seit 17 Ligaspielen auf einen Sieg. Dabei würde ich das 0:8 in München gar nicht so hoch hängen, denn Bayern ist derzeit eine absolute Übermannschaft. Trotzdem wäre es für Schalke enorm wichtig, nicht auch noch das zweite Saisonspiel zu verlieren.“ Dasselbe gelte natürlich für Bremen, fügt „Olli“ an – „oder sagen wir es lieber so: Beide Mannschaften haben nun die große Chance, die Saison zum Positiven hin zu wenden.“

Wem er diesen Befreiungsschlag eher zutraut, kann oder will Oliver Reck nicht sagen. Die jüngsten Duelle auf Schalke sprächen jedoch für die Gäste aus Norddeutschland, wie der 471-malige Bundesligaspieler vorrechnet: „Bremen hat zuletzt dreimal in Folge in der Veltins-Arena gewonnen. Das allein sollte den Schalkern eine Warnung sein. Andererseits: Oftmals gehen Spiele zwischen zwei Teams, die mit dem Rücken zur Wand stehen, unentschieden aus. Wobei ich glaube, dass ein Punkt für beide zu wenig ist. Gerade fürs Selbstvertrauen müsste ein Sieg her.“