Gelsenkirchen. Schalkes Verhandlungen mit dem Mannschaftsrat über einen Gehaltsverzicht ziehen sich. Das gestundete Geld wurde noch nicht zurückgezahlt.

Die Probleme beim FC Schalke 04 sind nach dem ersten Spieltag vielfältig. Nach dem 0:8-Debakel bei Bayern München steht Trainer David Wagner vor einem Siegen-oder-fliegen-Spiel gegen Werder Bremen (Samstag, 18.30 Uhr/Sky). Wenig deutet darauf hin, dass die Mannschaft aktuell in der Verfassung ist, sich zu einer großen Leistung aufzuraffen. Weitere Verstärkungen sind nicht in Sicht – und dann gibt es da noch die Diskussion um einen neuen Gehaltsverzicht. Von einer Einigung sind Verein und Spieler noch weit entfernt.

Schalke: 70 Personen beteiligten sich im März

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Im März, als die Corona-Krise begann, hatten sich Vereinsführung und der Mannschaftsrat um Omar Mascarell und Benjamin Stambouli zusammengesetzt. Die Initiative, betonte der Klub, sei von den Profis ausgegangen. Einfach waren die Gespräche nicht, aber ein Kompromiss wurde gefunden. Am 27. März sagte Sportvorstand Jochen Schneider stolz: „Dass die Spieler sich ihrer großen Verantwortung in dieser Art und Weise bewusst sind und ihre totale Solidarität zugesagt haben, ist ein großartiges Zeichen der Loyalität.“ 70 Personen beteiligten sich – auch das Trainerteam und Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Von März bis Juni sparte Schalke pro Monat 2,5 Millionen Euro -- insgesamt 10 Millionen Euro. Die Einigung sah einen teilweisen Gehalts- und Prämienverzicht vor, aber auch eine Stundung, das heißt: eine prozentuale Aussetzung der Bezüge.

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Zurückgezahlt werden soll das Geld, sobald die Stadien wieder komplett gefüllt sind. Eine hohe Summe müssen die Schalker deshalb noch zurückhalten – auch das ist Geld, das in der Personalplanung für die kommende Saison fehlt.

Dennoch reden die Schalke-Bosse seit Beginn der Vorbereitung mit den Führungsspielern über einen erneuten Gehaltsverzicht. Im Spielerkreis ist dies ein großes Thema. Und ein Abschluss der Gespräche ist nicht in Sicht. Wie unsere Redaktion erfuhr, rechnen die Schalker erst im Oktober mit einem Ergebnis – wenn die Transferperiode beendet ist und der ganze Kader feststeht.

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Doch das ist nicht das einzige Problem. Den Verzicht im März begründeten die Spieler mit ihrer Sorge um die 600 Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Durch den Verzicht der Profis konnte deren Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent des üblichen Gehalts aufgestockt werden. Irritiert zeigten sich die Spieler zum Beispiel, als die Diskussionen um die 24 altgedienten Fahrer entstanden war, die freigestellt worden waren.

In der neuen Saison gibt es allerdings nun einige Hardliner in der Mannschaft, die aktuell nicht bereit sind, erneut auf Gehalt zu verzichten. Für die meisten Spieler geht es maximal um eine erneute Stundung. Vorschläge der Vereinsführung gibt es: zum Beispiel eine vorzeitige Rückzahlung des gestundeten Gehalts bei sportlichem Erfolg. Vorschläge, über die das Team erst noch nachdenken muss.

Schalke: Bosse und Spieler halten sich zurück

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Mit öffentlichen Äußerungen halten sich Bosse und Spieler aktuell sehr zurück. Im Trainingslager in Herzlake, eine Woche nach Vorbereitungsbeginn Anfang August, hatten sie sich erstmals zusammengesetzt. Schneider, so formulierte er es in einem Sky-Interview, hoffte auf „erneut harmonische Gespräche“. Trainer David Wagner war nach dem 5:1-Testspielsieg gegen Zweitligist VfL Osnabrück skeptisch: „Das kann nicht husch-husch gehen.“ Während der Vorbereitung ging es wenig voran. Anfang September sagte Linksverteidiger Bastian Oczipka: „Es geht nicht immer so, dass es innerhalb von fünf Minuten geregelt ist. Aber wir werden da eine Lösung finden, zu 100 Prozent.“

Jochen Schneider sagt zu diesem Thema inzwischen gar nichts mehr. Er will erst Stellung beziehen, wenn ein Kompromiss steht.