Gelsenkirchen. An diesem Freitag bricht Schalke ins erste Trainingslager nach Herzlake auf. Im Vergleich zum Camp im Sommer 2019 ist diesmal vieles ganz anders.

Es ist etwas mehr als ein Jahr her, da verließ ein Tross des FC Schalke 04 zufrieden das kleine Städtchen Herzlake im Emsland. Der im Sommer 2019 noch neue Trainer David Wagner verkörperte nach erfolgreich überstandenem Abstiegskampf den Neuanfang. Er lockerte die Stimmung auf und sorgte für einen Team-Spirit, der Schalke durch den Rest der Vorbereitung und eine starke Hinrunde trug.

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An diesem Freitag reist Schalke wieder zum ersten Trainingslager der Vorbereitung nach Herzlake. Wagner ist immer noch der Trainer. Doch vieles ist diesmal anders.

Schalkes neuer Athletiktrainer Leuthard führt das Kommando

Das fängt bei den äußeren Bedingungen und den Trainingseinheiten an. Bis zur Abreise am Montag sind Temperaturen bis 34 Grad prognostiziert – auf den Platz geht es sehr früh und sehr spät. Die Mittagspause wird lang sein. Bei einigen Einheiten führt der neue Athletiktrainer Werner Leuthard das Kommando. Teammanager Sascha Riether, der Leuthard aus gemeinsamen Zeiten in Wolfsburg kennt, sagt: „Der Härteste, den ich je hatte." Auch er, sagte Riether auf unsere Anfrage, sei gefragt worden, als es darum ging, ob Leuthard kommen soll oder nicht. Mit einem Augenzwinkert sagt er: "Er hat sich gewundert, dass ich nicht Nein gesagt habe."

Leuthard soll dafür sorgen, dass sich nicht mehr so viele Spieler verletzen. Wagner würde sich das wünschen. Der Trainer ist aber nicht mehr derselbe Typ. 2019 lief er beschwingt über den Platz. Doch seit 16 Liga-Spielen hat Schalke nicht mehr gewonnen, dieses Reisegepäck ist zu schwer, um einen Neuanfang starten zu können. Dass Wagner überhaupt weitermachen darf, verdankt er der Fürsprache von Sportvorstand Jochen Schneider. Lange darf diese Negativserie nicht weitergehen. Wagner weiß das.

Helfen würde eine Mannschaft, die ähnlich wie 2019 direkt einen Teamgeist entwickeln könnte. Doch das hinzubekommen, dürfte eine schwierige Aufgabe werden. Externe Zugänge gibt es noch nicht, mit Ausnahme der zurückgekehrten Leihspieler ist das zuletzt erfolglose Aufgebot noch zusammen. Fest steht aber, dass sich bis zum ersten Pflichtspiel Mitte September noch einiges tun soll – auf der Zu- und Abgangsseite. Und deshalb ist das Team nach den ersten Trainingstagen in mehrere Grüppchen zerfallen, wie zu hören ist.

Auf Schalke gibt es etliche unzufriedene Spieler

Zufrieden sind derzeit vor allem einige Schalke-Fans in der Mannschaft – Spieler wie Timo Becker, Steven Skrzybski, Ahmed Kutucu und Benjamin Stambouli, die sich sehr mit dem Verein identifizieren. Auch die ganz jungen Spieler wie Can Bozdogan, Malick Thiaw, Levent Mercan, Nassim Boujellab oder Nick Taitague meckern nicht – sie sind dankbar, auf Schalke eine Chance in der Bundesliga zu bekommen. Doch bei diesen zufriedenen Gruppen bleibt es nicht.

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Denn es gibt etliche unzufriedene Spieler. Da wären die Torhüter: Ralf Fährmann (31) und Markus Schubert (22) sind frustriert, weil ihnen Alexander Schwolow (28) vor die Nase gesetzt werden sollte. Fährmann geht es aktuell etwas besser als Schubert - schließlich ist Schalke sein Heimatverein. Einige haben erfahren, dass sie sich einen neuen Verein suchen können. Dazu gehört Guido Burgstaller, aber auch der eine oder andere, der nach einer Leihe zurückgekehrt ist. Besonders verärgert ist Stürmer Mark Uth (28), der schon in der Rückrunde der vergangenen Saison betonte, am liebsten beim 1. FC Köln bleiben zu wollen – und seine Meinung nicht geändert hat. Im Mannschaftskreis verkündet Uth das sehr offen. Auch Kölns Sport-Geschäftsführer Horst Heldt erklärte, Uth unbedingt verpflichten zu wollen. Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein.

McKennie will Schalke unbedingt verlassen

Auch Weston McKennie (21) sieht sich nur noch als Schalker auf Abruf und erzählt das seinen Teamkollegen. Der US-Nationalspieler wird von vielen Vereinen aus dem In- und Ausland umworben – England ist sein bevorzugtes Ziel. Schalke erhofft sich bis zu 25 Millionen Euro Transfereinnahme für McKennie.

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Auf der Liste der Verärgerten steht auch Spielmacher Amine Harit (23). Er wechselte in diesem Sommer seinen Berater – und der sucht gerade in den größten europäischen Ligen nach möglichen Interessenten. Auf eine weitere turbulente Saison mit Abstiegskampf hat Harit keine besondere Lust.

Das gilt aber nicht nur für Marokkaner, sondern für alle Schalker. Ob es Trainer Wagner am Wochenende gelingt, für positive Stimmung zu sorgen, dürfte am Sonntag zu sehen sein, wenn Schalke in einem nicht öffentlichen Test auf den Zweitligisten VfL Osnabrück trifft. Der erste Test einer Vorbereitung ist eigentlich immer unbedeutend – für Schalke diesmal nicht.