Gelsenkirchen. Teil 25 der Schalke-Serie: 2017 holte Christian Heidel einen Trainer, den keiner kannte. Das war der Weg, den sich S04 von ihm versprochen hatte.
Das erste Treffen fand in Berlin statt, in einem Hotel in der Hauptstadt. Niemand auf Schalke kannte Domenico Tedesco bis dahin persönlich – niemand außer Christian Heidel, der den Weg dieses jungen Trainers schon ein wenig länger verfolgt hatte. Domenico Tedesco hatte zwar den Fußball-Lehrer mit Auszeichnung abgeschlossen, aber erst ganz wenige Monate im Profibereich gearbeitet. Er kam vom Zweitligisten Erzgebirge Aue – für das Ruhrgebiet auch nicht gerade der Nabel der Welt. Also machten sich die Schalker auf den Weg nach Berlin. „Da hat uns Christian Heidel Domenico vorgestellt“, sagt Peter Peters.
Eine typische Heidel-Idee
Es war im frühen Sommer 2017, Schalke hatte die erste Saison mit Christian Heidel auf einem enttäuschenden zehnten Platz abgeschlossen – der neue Manager hatte schnell erkannt, dass er mit seiner ersten Trainer-Wahl Markus Weinzierl daneben gelegen hatte.
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Mit Weinzierls Vita hatte er sich zuvor nicht hinreichend genug beschäftigt, das räumte er später selbst ein. Mit der von Domenico Tedesco schon. Diese Wahl passte auch viel besser zu dem, was man sich von Heidel auf Schalke versprochen hatte: Dass er eigene, kreative Wege finden würde, die sonst keiner kennt.
Den teuren, aus der Bundesliga bekannten Weinzierl hätte jeder holen können – der unbekannte Tedesco war eine typische Heidel-Idee. „Domenico hat uns gleich beim ersten Treffen erklärt, was er ändern will“, berichtet Peter Peters.
Der damals 31 Jahre junge Trainer war auf eine beeindruckende Art vorbereitet. Ob er da schon die Idee hatte, die Mannschaft ohne ihren Kapitän Benedikt Höwedes neu auszurichten, kann Peters nicht sagen – zur Sprache gebracht habe Tedesco dies beim ersten Treffen nicht. Aber in den Wochen danach, so Peters, „war schnell erkennbar, dass er nicht mit ihm plant“.
So erlebte Peter Peters dieses irre Derby
So schwierig und auch umstritten diese Entscheidung war, so schnell habe sich auf Schalke aber auch das Gefühl eingestellt: „Alles, was dieser Trainer anpackt, führt zum Erfolg.“ Das alles prägende Erlebnis war das Derby im November 2017, als Schalke einen 0:4-Rückstand aufholte und mit dem 4:4 ein Selbstwertgefühl wie lange nicht mehr erzielte.
Peter Peters erinnert sich noch gut daran, wie seine Ehefrau Sabine und sein Sohn Fabian das Dortmunder Stadion schon während der ersten Halbzeit verließen – er selbst harrte trotz des aussichtslos erscheinenden Rückstands aus, „was für mich ungewöhnlich ist“. Normal zieht sich der 58-Jährige in solchen Situationen allein in eine Ecke zurück, um die Enttäuschung mit sich selbst auszumachen. Diesmal erlebte er den Tag so, wie der liebe Gott es für Schalke wollte.
Christian Heidel hatte in seinem ersten Jahr auf Schalke oft davon erzählt, was seine Trainer-Entdeckungen Jürgen Klopp und Thomas Tuchel in Mainz alles bewegt hatten. Jetzt war auch Schalke davon überzeugt, dass dieser Manager wirklich ein besonderes Näschen für Trainer hätte: „Man hatte das Gefühl, als hätten wir Klopp Nummer zwei in Klein gefunden“, erinnert sich Peter Peters. Dieser kleine Deutsch-Italiener hatte die Menschen mit seiner Art fasziniert und Schalke mitgenommen auf eine Reise ins Glück. Peters drückt es so aus: „In diesem Jahr ist der Verein durch Domenico Tedesco wieder zu einer Einheit geworden.“
Peters schwärmt von Feier im Nordsternpark
Der damalige Finanzvorstand schwärmt noch heute von der internen Saisonabschlussfeier im Gelsenkirchener Hotel Heiner’s im Nordsternpark, als Domenico Tedesco sich in einer mehrsprachig gehaltenen Rede für diese Saison bedankte. Er erwähnt aber auch Dinge, die für den weiteren Verlauf des Jahres 2018 bedeutsam wurden.
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Peter Peters nennt den Tag des Derby-Rückspiels, als Tedesco nach dem Sieg in die Nordkurve stieg, weil ihn die Fans dort feiern wollten. „Nicht, dass es verkehrt war“, betont Peters, „aber das war ein Warnzeichen.“ Ein Warnzeichen, dass manche Entwicklungen in eine ungesunde Richtung gehen können.