Gelsenkirchen. Der von Schalke 04 umworbene Torwart Alexander Schwolow wechselt zu Hertha. Grund: Schalke konnte die Ablöse an den SC Freiburg nicht stemmen.
Am Dienstagnachmittag wurde innerhalb weniger Minuten noch einmal überdeutlich, in welcher Lage sich der FC Schalke 04 in diesem Jahr befindet. Erst erfuhr diese Redaktion, dass Schalke aus finanziellen Gründen auf die Verpflichtung von Wunsch-Torwart Alexander Schwolow verzichten muss. Und dann gab es die Bestätigung, dass der Freiburger Schlussmann zu Hertha BSC wechselt. Die Berliner können sich mit dem vielen Geld von Investor Lars Windhorst viel mehr leisten. Die acht Millionen Euro Ablösesumme, die Hertha an den SC Freiburg zahlt, waren für Schalke nicht zu stemmen.
Mit Schwolow selbst war sich Schalke lange einig – im Umfeld des Keepers war man davon ausgegangen, dass der Wechsel nach Gelsenkirchen in dieser Woche über die Bühne gehen würde. Doch Schalke konnte keinen Vollzug melden, weil sich auf der eigenen Verkaufsseite bisher nichts Nennenswertes getan hatte und der Klub sich selbst auferlegt hat, nicht mehr die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Da wurden Transfers auf Pump getätigt. Jetzt, sagt Sportvorstand Jochen Schneider, geht es für Schalke darum, „Aufwand und Ertrag in Einklang zu bringen – das ist uns in den letzten Jahren nicht gelungen“.
Schalke muss nun auf Torwartposition umdenken
Der 28 Jahre alte Schwolow soll in Berlin den bisherigen Stammkeeper Rune Jarstein ablösen, für Bruno Labbadia ist er eine Verpflichtung nach Wunsch. Dem Hertha-Trainer war sehr daran gelegen, einen Torwart zu finden, der auch „fußballerisch stark“ sei, „weil das für unsere Spielidee wichtig ist“. Aus den gleichen Gründen hatte auch Schalke auf Schwolow gehofft, aber in Berlin kann man das mit frischen Millionen umsetzen – in Gelsenkirchen nicht mehr.
Schalke muss auf der zentralen Position des Torwarts jetzt umdenken. Auf dem Markt wäre Bayerns bisheriger Ersatz-Keeper Sven Ulreich, der auf der Suche nach einem neuen Verein ist – in München sind seine Perspektiven hinter den früheren Schalkern Manuel Neuer und Alexander Nübel überschaubar.
Stambouli erhält neuen Vertrag
Im Kader hätte Schalke auch noch seinen langjährigen Stammtorwart Ralf Fährmann. Die Vorbehalte, die Schalke offenbar bisher davon abgehalten haben, den 31-Jährigen wieder zur Nummer eins zu machen, kann der frühere Schalker Torwart und Torwart-Trainer Holger Gehrke nicht nachvollziehen: Er traut Fährmann immer noch die Nummer eins auf Schalke zu. Gerade in Zeiten, in denen die Königsblauen das Geld zusammenhalten müssen und froh sein können, wenn wenigstens bewährtes Personal an Bord bleibt.
So wie Abwehrspieler Benjamin Stambouli, der einen neuen Vertrag erhalten hat. Der alte war ausgelaufen, der neue gilt bis 2023. „Wir sind wirklich froh und glücklich, dass Benji auf Schalke bleibt“, sagt Schneider: „Sein Stellenwert geht über seine sportlichen Qualitäten hinaus.“ Klar ist: Auch Stambouli, von Ex-Manager Christian Heidel 2016 mit einem großzügigen Vertrag ausgestattet, muss nun Abstriche beim Gehalt in Kauf nehmen.
Zweiter Wunschkandidat: Stürmer Andersson
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Einen echten Neuzugang hat Schalke noch nicht präsentieren können, zweiter Wunschkandidat neben Torwart Schwolow war Stürmer Sebastian Andersson von Union Berlin. Nicht auszuschließen, dass es da ein Déjà-vu gibt: Andersson ist auch deshalb interessant, weil er dank Ausstiegsklausel relativ günstig zu haben ist – aber nur noch bis zum Wochenende.