Moskau. Trainer Domenico Tedesco blickt ohne Groll zurück. Seinen Ex-Klub verfolgt er immer noch - ein Schalke ohne Tönnies findet er aber “seltsam“.
Trainer Domenico Tedesco drängt nicht auf eine baldige Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. „Einen Karriere-Plan gibt es nicht. Aber wenn ich in die Bundesliga hätte gehen wollen, wäre ich jetzt dort“, sagte der Trainer des russischen Rekordmeisters Spartak Moskau im Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Es gab einige konkrete Anfragen in den letzten Monaten, aber ich bin in Moskau und fühle mich hier wohl.“
Auch interessant
Seine überraschende Entscheidung für Spartak vor neun Monaten habe sich als „absolut richtig“ erwiesen, sagte der 34-Jährige, der den FC Schalke 04 2018 zur Vizemeisterschaft geführt hatte, im März 2019 aber entlassen worden war. "Ich habe nach der emotionalen Zeit auf Schalke erst mal abgeschaltet und mir keine Gedanken über den nächsten Step gemacht. Es gab einige Anfragen und bei der von Spartak hat es gepasst." Spartak führte er von Rang zwölf auf Platz sieben und ins Pokal-Halbfinale, von daher sei er auch sportlich „für's Erste zufrieden“. Die neue Saison beginnt bereits am kommenden Samstag, Tedesco hatte nur fünf Tage Urlaub.
Kein Neid mit Blick auf Schalke-Trainer Wagner
In den knapp zwei Jahren in Gelsenkirchen sei „alles drin und alles dran“ gewesen, sagte Tedesco im Rückblick. "Zuerst kamen der Erfolg und ein Hype. Dann kam eine schlechte Phase und viel Kritik. Das muss man akzeptieren." Neid auf den aktuellen Trainer David Wagner, der trotz 16 Spielen ohne Sieg bleiben darf, verspürt er nicht. „Ich habe damals auch sehr viel Kredit bekommen“, sagte Tedesco: „Manager Christian Heidel hat bis zum Schluss hinter mir gestanden. Ich hatte genug Möglichkeiten auf Schalke, es noch zu drehen. Deshalb empfinde ich keinen Neid. Was ich schade finde, ist die Schwarz-Weiß-Denke, die vielerorts herrscht. Denn auch in der zweiten Saison war nicht alles schlecht. Wir standen beispielsweise in der Champions League im Achtel- und im Pokal im Viertelfinale."
Auch interessant
Den Restart der Bundesliga und den Absturz des FC Schalke in der Rückrunde verfolgte Tedesco genau mit. "Als wir in der Vorbereitung auf den Restart waren, lief die Bundesliga schon", erzählt er. "So konnte ich viele Spiele sehen. Und ich habe schon mitgelitten."
"Seltsam, Clemens nicht mit in verantwortlicher Schalke-Position zu sehen"
Auch die Folgen der Saison, den Abgang von Pressechef Thomas Spiegel, Finanzchef Peter Peters und dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies bekam der frühere Trainer von Erzgebirge Aue im fernen Moskau mit: "Dass Thomas Spiegel abgesetzt wurde, tat mir extrem leid", sagt er. "Wir haben sehr eng zusammengearbeitet, er ist menschlich und fachlich top und trägt S04 im Herzen. Aber auch mit Peter und Clemens hatte ich ein enges Vertrauens-Verhältnis."
"Alles, was drumherum passiert ist" möchte Tedesco mit Blick auf Tönnies, der erst über einen Rassismus-, dann über einen Corona-Skandal in seinem Fleisch-Unternehmen stolperte, "nicht beurteilen". Dafür sei er in den vergangen Monaten zu weit weg gewesen. "Aber es ist schon seltsam, Clemens nicht mehr in verantwortlicher Position auf Schalke zu sehen", findet er. (fs/dpa)