Gelsenkirchen. Teil 21 der Schalke-Serie: Peter Peters berichtet, wie die Champions League Schalke 2013 Kraft gegeben hat. Es kam Goretzka – und Boateng.
Die letzten Minuten der Saison hat Peter Peters da verbracht, wo er sonst nie sitzt: Auf der Ersatzbank. Kurz vor Schluss verließ der Finanzvorstand zusammen mit Manager Horst Heldt seinen Tribünenplatz im Freiburger Stadion und ging herunter in den Innenraum. Was er dort gespürt hat, war ein richtig schönes Gefühl, von dem er lange gezehrt hat: „Nach all’ den bitteren Erfahrungen in den Jahren zuvor war es eine Genugtuung, dass es auch mal funktionieren kann.“ Schalke hatte 2013 wieder die Champions League erreicht, zumindest die Qualifikationsrunde.
Es war ein direktes Endspiel zwischen Freiburg und Schalke um Platz vier der Bundesliga – im Falle einer Niederlage im Breisgau wären die Millionen wieder futsch gewesen und der Sport-Club hätte sich bei den Play-Offs im August für die Königsklasse qualifizieren können. Schalke gewann mit 2:1 und durfte sich so auch darin bestätigt fühlen, bereits eine Woche zuvor den auslaufenden Vertrag mit Trainer Jens Keller verlängert zu haben. Um ein Haar wäre nämlich Stefan Effenberg der neue Trainer geworden.
Effenberg als Trainer? Deswegen machte Schalke einen Rückzieher
Auch mit Effenberg hatte sich Schalke, so wie es damals üblich war, auf dem Anwesen von Clemens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück getroffen. Details vom Haus am See sind nicht überliefert – wohl aber verrät Peters: „Wir hatten uns fast schon geeinigt.“ Kaputt ging der Wechsel vor allem, weil Effenbergs Frau Claudia das Wasser nicht halten konnte. Peters sagt, die Schalker hätten noch auf der Rückfahrt nach Gelsenkirchen einen Beitrag von Claudia Effenberg in den sozialen Medien entdeckt, aus dem man einen Bruch der vereinbarten Vertraulichkeit über den bevorstehenden Trainer-Wechsel habe ableiten können: „Wir haben daraufhin einen Rückzieher gemacht.“
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Heute erklärt Peters, was die Schalker von dem Experiment mit Effenberg abhielt: „Es hat uns Sorgen bereitet, was mit ihm medial auf uns zukommen würde.“ Effenberg wäre ein Trainer für den Boulevard gewesen – so kann man das wohl übersetzen.
Bochum, Goretzka und die Ablösesumme
Dennoch war der Sommer 2013 ein Sommer des Aufbruchs: „Der Sieg in Freiburg war etwas, was uns Kraft gegeben hat nach den Tiefschlägen in den Jahren davor“, erklärt Peters. Seinem Vorstandskollegen Horst Heldt gelang ein viel beachteter Coup, als er den umworbenen Leon Goretzka mit der Aussicht auf die Champions League im Rücken für einen Wechsel nach Schalke begeisterte.
Kompliziert waren die Verhandlungen mit dem VfL Bochum, der durch seinen Vorstand Christian Hochstätter darauf bestand, bei einem Weiterverkauf von Goretzka an der womöglich fetten Ablösesumme partizipieren zu können. Er setzte einen entsprechenden Passus durch, doch wie man heute weiß, war das vergebene Liebesmüh’: Goretzka wechselte 2018 ablösefrei zu den Bayern – Bochum ging genauso leer aus wie Schalke...
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Das Geld für die Champions League ging für Boateng drauf
Der Transfer-Wunsch von Clemens Tönnies in diesem Sommer war aber noch spektakulärer: Er wollte unbedingt Kevin-Prince Boateng als Führungsspieler für die junge Mannschaft nach Schalke holen. Den ganzen Sommer über blieb das tatsächlich eine geheime Kommandosache, denn Schalke hatte das Geld für einen so teuren Transfer gar nicht. „Wirtschaftlich war das für uns nur machbar, wenn wir die Champions League erreichen“, erklärt Peter Peters.
So blieb der geplante Transfer unter Verschluss, bis sich Schalke Ende August in den Play-Offs gegen Saloniki tatsächlich für die Königsklasse qualifiziert hatte. Direkt danach kam Boateng, und Peters sagt heute: „Das führte dazu, dass wir das Geld, was wir durch die Champions League verdient haben, sofort wieder ausgegeben haben.“