Gelsenkirchen. Verliert der FC Schalke 04 seinen Abwehrchef? Champions-League-Sieger Liverpool ist ernsthaft an Innenverteidiger Ozan Kabak interessiert.
Weihnachten 2018 erhielt Ozan Kabak ein ganz besonderes Geschenk. Er freute sich so sehr, dass er ein Foto davon bei Instagram postete. Es ging um ein Trikot von Virgil van Dijk, Abwehrspieler des FC Liverpool. „Er ist“, schrieb der damals 18-jährige Kabak, „einer der besten Innenverteidiger der Welt.“ Inzwischen ist Kabak in der Bundesliga bei Schalke 04 beschäftigt – und es könnte sein, dass er bald mit seinem Idol zusammen spielt. Denn der englische Meister hat bei den Königsblauen nach Informationen dieser Redaktion sein Interesse an einem Transfer hinterlegt. Schalke 04 wollte die Personalie, über die zuerst Bild berichtet hatte, auf Anfrage dieser Redaktion nicht kommentieren.
In der vergangenen Saison gab es auf Schalke viele Verlierer. Kabak aber war einer der wenigen Gewinner. In 26 Bundesligaspielen traf er dreimal, er überzeugte als zweikampf- und kopfballstarker Verteidiger, der sich in jedem Spiel wehrte. Kabak ist der bisher beste Transfer von Sportvorstand Jochen Schneider und Kaderplaner Michael Reschke, die ihn für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart holten und mit einem Fünfjahresvertrag ausstatteten. Sie betrachteten Kabak von Beginn an als Investment.
Kabak könnte Schalke 2021 für 45 Millionen Euro verlassen
Deshalb enthält der Vertrag eine Ausstiegsklausel, die schon im Sommer 2021 greift. Für 45 Millionen Euro könnte der türkische Nationalspieler dann gehen. Nach der tollen Saison galt es auf Schalke als sicher, dass in einem Jahr ein Top-Klub zuschlagen wird. Nur in diesem Sommer, so hatte es Schalke nach Informationen dieser Redaktion vor, sollte Kabak bleiben, um den Neuaufbau als prägende Figur mitzugestalten.
Durch die Corona-Pandemie ist nun aber vieles anders. Aus der Vereinsspitze heißt es: Unverkäuflich ist niemand mehr. Und bei einem unmoralischen Angebot kann jeder gehen – auch wenn Schalke andere Stammspieler wie Weston McKennie (21) und Amine Harit (23) eher ersetzen könnte als Ozan Kabak.
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Der könnte in Liverpool direkt neben seinem Vorbild van Dijk zum Zug kommen. Abwehrspieler Dejan Lovren (31) steht vor einem Wechsel nach Russland, Trainer Jürgen Klopp sucht einen jungen Nachfolger. Dass er dabei sofort auf Kabak kommt, verwundert nicht. In der Bundesliga kennt sich Klopp bestens aus. Und wenn er wissen möchte, wie sich Kabak in einer Mannschaft verhält, müsste er einfach nur seinen Freund und Trauzeugen anrufen: Das ist bekanntlich Schalke-Trainer David Wagner.
Schalke: Schwolow-Transfer hakt
Noch ist kein Schalker Spieler gegangen. Kabak nicht – aber auch keiner der Verkaufskandidaten. Am liebsten würde Schalke Nabil Bentaleb (25) abgeben, der sein vorerst letztes Spiel für Newcastle United bestritt und nach einem halben Jahr Leihe zurückkehrt. Newcastle könnte Bentaleb für etwa zehn Millionen Euro kaufen – doch die Gehaltsforderungen des Algeriers sind offenbar noch zu hoch. Sie sollen, wie die englische Zeitung The Chronicle schreibt, bei 4,5 Millionen Euro liegen. Auch andere Spieler, die nach Leihen zurückkehren, könnten bei einem passenden Angebot sofort gehen – etwa Hamza Mendyl (zuletzt Dijon), Cedric Teuchert (zuletzt Hannover 96) oder Pablo Insua (zuletzt SD Huesca).
Da die Transfer-Aktivitäten der Profiklubs aber fast stillstehen, hakt auch die Verpflichtung von Torwart Alexander Schwolow vom SC Freiburg. Wenn die Sommerpause am Freitag endet und sich Schalkes Profis dem ersten Corona-Test unterziehen, sollte der 28-jährige Torwart eigentlich dabei sein. Er ist sich mit Schalke einig, die Freiburger haben bereits einen Nachfolger verpflichtet. Bevor Schalke aber einen neuen Mann holt, muss erst ein Spieler abgegeben werden – wie beim Domino. Ein Stein muss erst kippen, dann folgt der nächste.
Nun könnte es sein, dass Kabak der erste Stein wird. Für ihn ginge ein Traum in Erfüllung. Bei seiner Vorstellung auf Schalke sagte er über Virgil van Dijk: „Ich versuche, mir etwas von ihm abzuschauen. Er macht kaum Fehler.“ Möglich, dass er van Dijk künftig nicht mehr nur vor dem TV-Gerät zuschauen muss.