Gelsenkirchen. Teil 11 der Schalke-Serie: 2003 begann eine Entfremdung von Rudi Assauer. Er war mit Simone Thomalla liiert und kümmerte sich weniger um Fußball.

Der Anruf kam am frühen Morgen, Peter Peters war an diesem Tag noch gar nicht im Büro. Auf der Geschäftsstelle würde Jens Weißflog sitzen, Rudi Assauer würde mit ihm übers Skispringen reden. Der Fußball-Manager hatte sich in eine neue Idee verguckt: Im alten Parkstadion, das nach dem Arena-Bau nicht mehr genutzt wurde, könnte der FC Schalke 04 doch künftig Skisprung-Events durchführen. Fünf Veranstaltungen im Jahr, je zwei an Weihnachten und Ostern sowie eine an Pfingsten, und die Sache würde sich rechen.

Assauer hatte eine Anleihe beim Biathlon genommen – seit 2002 veranstaltete Schalke einmal im Winter in der Arena die „World Team Challenge“, die damals noch anders hieß. Weil die Dachkonstruktion kein Skispringen in der Arena zuließ, wollte er damit die Ruine Parkstadion wiederbeleben, mit dem einstigen „Adler“ Jens Weißflog besprach er an diesem Morgen auf der Geschäftsstelle schon die Einzelheiten. Mit dem Wintersport wollte Assauer im Jahr 2003 ganz groß durchstarten – am Ende war’s aber dann doch eine Nummer zu groß.

American Football, Biathlon und sogar eine Oper in der Arena

Schalke 04 beobachtete diese Aktivitäten von Assauer mit zunehmender Sorge. Hatte sich der im Jahr 2003 59-Jährige seit seinem Comeback auf Schalke 1993 bis dahin mit vollem Einsatz und seinem überragenden Fußball-Verstand um den Sport gekümmert, so widmete er sich nun vorwiegend anderen Dingen. In der Arena fanden zahlreiche „Events“ statt: American Football mit Rheinfire Düsseldorf, Biathlon, Konzerte, ja sogar das Opernpublikum wurde umgarnt. Schalke sollten diese Dinge Geld in die Kasse bringen, um die Arena zu finanzieren, und das tat es ja auch.

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Nur blieb das Kerngeschäft mit dem Fußball auf der Strecke – das beackerte bereits jetzt vorwiegend Assauers späterer Nachfolger Andreas Müller. „Rudi hat sich um andere Dinge gekümmert, der Fußball wurde mehr zur Nebensache“, erinnert sich Peter Peters.

Den Grund sahen die Schalker auch in Assauers Veränderung im Privatleben: Seine Dauerbeziehung zu seiner Lebensgefährtin Beate Schneider, die ihm über viele Jahre Halt gab, war in die Brüche gegangen -- „Assi“ war seit dem Jahr 2000 mit der Schauspielerin Simone Thomalla liiert. Plötzlich spielten auch Stars und Sternchen in seinem Leben eine Rolle, nicht mehr nur Tore und Tritte. Im Fernsehen lief der Werbespot mit Veltins, in dem das prominente Paar sogar einen Einblick ins Schlafzimmer gewährte. Peters, der mit dem Manager seit zehn Jahren vertrauensvoll zusammenarbeitete, spürte, dass all’ dies etwas mit Assauer gemacht hatte. Heute sagt er nachdenklich: „Diese Dinge führten dazu, dass Rudi Gefallen gefunden hatte an dieser Glamourwelt. Dadurch hat er seine Bodenständigkeit verloren.“

So wurde Marketing gemacht: Assauer mit Thomalla.
So wurde Marketing gemacht: Assauer mit Thomalla. © firo | firo

Das tägliche Arbeiten mit dem großen Macher auf Schalke wurde dadurch nicht einfacher. Nachdem es 2001 bereits den Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats gegeben hatte, von Assauer-Freund Jürgen Möllemann zu Clemens Tönnies, „wurde es jetzt auch im Vorstand schwieriger“. Assauer sonnte sich gerne im Glanz der Arena und unterschlug, dass auch seine Vorstandskollegen Gerd Rehberg, Jupp Schnusenberg und Peter Peters ihren Teil zum Schalker Erfolg beigetragen hatten – der damalige Geschäftsführer Peters spricht heute von „ersten Rissen“ im Jahr 2003. Und bei dieser schleichenden Entfremdung habe die Beziehung zu Simone Thomalla „eine enorme Rolle“ gespielt.

Der Streit im Hotel war für jeden Mitreisenden zu sehen

Denn natürlich schlug das Privatleben auch auf die Arbeit durch – manchmal war das gar nicht zu übersehen. Mitreisende erinnern sich heute noch an einen Trip mit der Schalker Mannschaft Ende 2002 zum Uefa-Pokalspiel ins polnische Krakau: Auf dem Rückflug nach dem Spiel hatte Simone Thomalla die ganze Zeit geweint. Der Grund war ein heftiger Streit im Schalker Glamour-Paar am Tag des Spiels. Rudi Assauer hatte den Koffer seiner Lebensgefährtin tagsüber wütend aus dem Hotel-Fenster geworfen – die Wäsche von Simone Thomalla war über den ganzen Innenhof des Hotels verteilt.