Gelsenkirchen. Der Kicker vermeldet, der umworbene Weston McKennie könnte Schalke-Kapitän werden. Doch ist da wirklich etwas dran? Ein Faktencheck.

Darüber diskutieren die Fans des FC Schalke 04: Der Kicker brachte in der aktuellen Ausgabe Weston McKennie (21) als Kapitän ins Gespräch. In den Überlegungen von Trainer David Wagner, so hieß es, würde er in dieser Frage eine wichtige Rolle spielen. Der US-Amerikaner wird gerade von mehreren Klubs heftig umworben, bei einem passenden Angebot würde ihn Schalke trotz eines bis Juni 2024 gültigen Vertrages sofort verkaufen. McKennie als Kapitän? Hier ist unser Faktencheck:

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Erstens: Die Bosse finden: Schalke hatte zuletzt zwei gute Kapitäne. In der Winterpause der vergangenen Saison übernahm Omar Mascarell vom zurückgetretenen Alexander Nübel die Binde. Nübels Stellvertreter war eigentlich Benjamin Stambouli, doch für den Franzosen war die Saison nach einer schweren Verletzung bereits frühzeitig beendet. An der Entscheidung für Mascarell zweifelte niemand. Mascarell ist keine spektakuläre Persönlichkeit, sondern ein ruhiger Mann des Ausgleichs, angesehen in der Mannschaft. Nach Mascarells schwerer Verletzung wechselte die Binde in der Saison-Endphase zwischen Daniel Caligiuri und Bastian Oczipka. Caligiuri ist weg, Oczipka kein Mann für die erste Reihe. Sie kommen nicht infrage. Mascarell kehrt in Kürze aber zurück. Und Stambouli, sollte er doch noch verlängern, wäre als bei Trainer, Mitspielern, Fans und Verantwortlichen sehr beliebter Spieler der Top-Kandidat - im Gegensatz zum wankelmütigen Talent McKennie.

Nübel trat nach sechs Monaten als Schalke-Kapitän zurück

Zweitens: Einen Spieler zum Kapitän machen zu wollen, um ihn langfristig zu halten - das hat auf Schalke schon zweimal nicht funktioniert. Vor Beginn seines letzten Vertragsjahrs lockte Schalke Leon Goretzka mit der Aussicht, Kapitän werden zu können. Goretzka wurde Stellvertreter von Ralf Fährmann - und ging. Im Sommer 2019 wurde dann Torwart Alexander Nübel zum Kapitän ernannt. Nachdem er im Winter 2019 seinen Wechsel nach München verkündet hatte, trat er dann zurück. Kaum vorstellbar, dass Schalke zum dritten Mal in kurzer Zeit die K-Frage mit dem langfristigen Verbleib eines Spielers verknüpfen wird, zumal McKennie schon angedeutet hat, mittelfrlstig seine Zukunft in England zu sehen. Kapitän auf Abruf? Keine gute Idee.

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Drittens: Trainer Wagner hat gerade ganz andere Probleme, als sich darum zu kümmern, wer die Binde trägt. 16 Spiele in Folge blieb Schalke in der Rückrunde sieglos, stürzte auf Platz zwölf ab. Drängende Fragen sind zum Beispiel: Wie gestaltet Wagner das Training? Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem neuen Athletik-Trainer? Wie löst er das Torwartproblem? Auf welche Taktik setzt er? Welche Spieler werden rechtzeitig fit? Bekommt Schalke einen neuen Top-Stürmer? Und, und, und. Die K-Frage drängt nicht.

Viertens: Viele Kapitäne der Schalker in den vergangenen 20 Jahren waren Identifikationsfiguren: Ralf Fährmann, Benedikt Höwedes, Manuel Neuer, Marcelo Bordon, Ebbe Sand, Tomasz Waldoch, Olaf Thon. Es ist den Fans nicht egal, wer der Binde trägt. Es können auch junge Spieler sein - Höwedes war zum Beispiel erst 23 Jahre alt. Er war aber schon reif genug für dieses Amt - McKennie ist es noch nicht.

Ergebnis

McKennie als Kapitän? Nichts deutet darauf hin und es auch nicht vorstellbar.