Gelsenkirchen. 100 Bewerberinnen spielten beim ersten Sichtungstraining für die beiden neuen Schalker Frauen- und Mädchenfußballteams vor.
Fast 250 Kilometer ist Leonie mit ihrem Vater gefahren, um 90 Minuten zu laufen, passen und ein wenig zu kicken. Es ist allerdings nicht irgendein Spielchen hier an diesem Samstag, 18. Juli.
Der FC Schalke 04 hat zum Sichtungstraining für seine neu gegründete Frauen- und Mädchenfußball-Abteilung gebeten. Über 200 Bewerbungen sind seit dem 1. Juli eingegangen, die Marcel Neuer sorgfältig geprüft und bearbeitet hat.
Vorspielen auf dem S04-Trainingsgelände
100 Mädchen und Frauen im Alter zwischen zwölf und 45 Jahren sind an diesem Tag zum Vorspielen aufs Schalker Trainingsgelände gekommen. Viele aus Gelsenkirchen und Umgebung, manche aber auch mit einer halben Tagestour hinter sich. „Ich wollte mal etwas neues ausprobieren“, sagt Leonie.
Die 14-Jährige kickt seit ihrem achten Lebensjahr Fußball, bisher bei MF oder beim RSV Göttingen. Um für Schalke zu spielen, ist manchen kein Weg zu weit. An den kommenden beiden Samstagen finden zwei weitere Sichtungstrainings für weitere über 100 Bewerberinnen statt, die besten 50 dürfen bleiben und ab Mitte September im königsblauen Trikot um Punkte spielen.
Start ganz unten – in der Kreisliga
„Wir wussten ja vorher nicht, wer sich bei uns anmeldet und sind sehr positiv überrascht, sowohl von der Resonanz allgemein als auch von dem Niveau beim Sichtungstraining hier“, betont Boris Liebing. „Da sind sogar einige dabei, die in der Jugend-Bundesliga gespielt und anscheinend nur darauf gewartet haben, ihre Karriere jetzt auf Schalke fortsetzen zu können.“
Der 42-Jährige, im Verein unter anderem auch für die Walking-Footballer zuständig, wird die erste Frauenmannschaft des FC Schalke 04 trainieren. Außerdem geht zur Saison 2020/21 ein Perspektivteam in den Spielbetrieb. Beide fangen ganz unten an, in der Kreisliga.
Schalke hat einen Ruf zu verteidigen
Rein sportlich steckt der Klub dann wohl in einer Zwickmühle. Zwar will man den Amateurvereinen in Gelsenkirchen wie Horst 08, SSV Buer oder Erle 08 mit ihren Frauen- und Mädchenfußball-Abteilungen nicht das Wasser abgraben, aber als Schalke 04 hat man halt einen gewissen Ruf zu verteidigen. „Wenn wir haushoch gewinnen, ist es komisch. Wenn wir haushoch verlieren, natürlich auch“, nickt Boris Liebing.
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Ob sich die 14-jährige Leonie gleich für das Schalker Perspektivteam empfehlen konnte, wird sich erst nach dem 1. August entscheiden. Ansonsten muss sie vielleicht noch einmal den weiten Weg von Göttingen nach Gelsenkirchen auf sich nehmen, um beim Bolzplatztraining dabei zu sein. Ob gar ein Umzug von Niedersachsen ins Revier in Frage käme, um für Schalke zu spielen? „Warum nicht?“, sagt sie und ihr Papa lächelt.