Gelsenkirchen. Die vom FC Schalke 04 geplante Gehaltsobergrenze für neue Spieler wird gerade heftig diskutiert. Am Dienstag segnet sie der Aufsichtsrat ab.

Die Spieler des FC Schalke 04 verabschieden sich an diesem Dienstag in den Sommerurlaub. Wann sie wiederkommen, ist noch unklar: Der Saisonstart ist noch nicht terminiert, ebenso der Beginn der Vorbereitung. Die Verantwortlichen der Königsblauen aber können sich noch nicht an den Strand legen. Der Vorstand plant etwas, das bundesweit für Aufsehen sorgt: eine Gehaltsobergrenze. Kein Spieler, der ab sofort auf Schalke unterschreibt, soll mehr als 2,5 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Schalke muss sparen.

Im vergangenen Jahrzehnt war Schalke bekannt dafür, hohe Gehälter zu zahlen. Auch im vergangenen Jahr gehörten die Königsblauen noch zu den Top Sechs. Die Personalkosten betrugen 123,7 Millionen Euro – nur geringfügig weniger als 2018 (124,8 Millionen Euro). Nicht nur die Top-Stars verdienten mehr als drei Millionen Euro im Jahr. Die geplante Selbstverpflichtung würde kostspielige Transfers oder teure Vertragsverlängerungen ausschließen – zum Beispiel bei Nationalspieler Suat Serdar (22), der noch bis Juni 2022 unter Vertrag steht.

Aufsichtsratssitzung wohl mit Tönnies

Auch interessant

Richtig greifen würde die Obergrenze aber erst in zwei bis drei Jahren. Denn die meisten der Spieler, die aktuell unter Vertrag stehen, beziehen bereits höhere Gehälter. Sportvorstand Jochen Schneider gab Amine Harit und Weston McKennie sehr gut dotierte Verträge bis Juni 2024. Als Vizemeister hatte Matija Nastasic 2018 einen neuen Vertrag bekommen – üppig ausgestattet. Auch einige Leihspieler, die zurückkehren könnten, überschreiten die Grenze: Ralf Fährmann, Mark Uth, Nabil Bentaleb und Sebastian Rudy.

Entsprechend zurückhaltend reagieren Spielerberater auf die Schalker Ankündigung. Jörg Neblung beispielsweise, der einst Robert Enke beriet, schrieb bei Twitter: „In Zeiten klammer Kassen und großer Empörung gewinnt Symbolik eben wieder an Bedeutung.“ Die Spielergewerkschaft VdV antwortete auf Nachfrage dieser Zeitung nüchtern. „Die Klubs sind selbst für ihre Ausgaben verantwortlich. Das gilt auch für die Höhe der Spielergehälter“, sagte Geschäftsführer Ulf Baranowsky.

Ein Verein führte bereits eine interne Gehaltsobergrenze ein: RB Leipzig. 2016, als der Klub gerade in die Bundesliga aufgestiegen war, betrug die Grenze drei Millionen Euro. Unter Sportdirektor Ralf Rangnick fixierte RB die Grenze aber nicht schriftlich. Und noch innerhalb des ersten Jahres, als das Team in der Liga oben mitspielte, schaffte Rangnick die Grenze wieder ab. „Es sollen auch diejenigen die Chance haben, davon zu profitieren, die mit dazu beigetragen haben, dass wir da sind, wo wir jetzt sind“, sagte er im November 2016. Spielerberater Neblung twitterte deshalb, Leipzigs Fall zeige, dass sich eine Obergrenze „marktsituativ“ anpassen ließe.

Schalker Fans blicken kritisch auf Tönnies-Pläne

Auch interessant

Und wie reagieren die Fans auf die Ankündigung? Einer der kritischen Schalke-Anhänger, Stefan Barta, sagte der dpa: „Die Entscheidung ändert nichts an dem Protest. Es geht um das System Tönnies.“ Barta hatte am Samstag die Demonstration mitorganisiert, bei der etwa 1000 Fans gegen die Vereinspolitik von Vorstand und Aufsichtsrat protestierten.

Klubchef Tönnies plant, an diesem Dienstag ins Vereinsleben zurückzukehren. Nach Informationen dieser Zeitung findet eine virtuelle Sitzung des Aufsichtsrats statt. Die elf Mitglieder schalten sich in einer Videokonferenz zusammen. Gesprochen wird dort offenbar auch über Tönnies‘ Rolle und die Proteste. Entlassen kann das Gremium den Chef nicht, maximal als Vorsitzenden abwählen. Dazu wäre laut Satzung aber eine Zweidrittel-Mehrheit nötig – was angesichts etlicher Tönnies-Befürworter im Rat als wenig wahrscheinlich gilt.

Caligiuri-Wechsel nach Augsburg

Auch interessant

Klar ist aber: Auf der Sitzung wird die Gehaltsobergrenze abgenickt, damit diese am Mittwoch verkündet werden kann – von Schneider und Trainer David Wagner. Eine Personalie wird dann übrigens kein Thema mehr sein. Daniel Caligiuri, nach dem Liga-Neustart Schalke-Kapitän, wechselt ablösefrei zum FC Augsburg.