Dass trotz der langen Misserfolgsserie der Sport derzeit nicht das größte Problem ist, zeigt das ganze Schalker Drama auf. Ein Kommentar.
Borussia Mönchengladbach ist in die Champions League eingezogen. Ein Verein, der weder von einem Großinvestor noch von einem Werk im Rücken profitiert. In Gladbach wird einfach nur seit Jahren seriös und klug gearbeitet – das ist vor allem ein Verdienst von Sportdirektor Max Eberl. Was die Borussia auf die Beine stellt, kann so manchem anderen Verein als Vorbild dienen.
Zum Beispiel Schalke 04. Die Königsblauen, die am 15. Spieltag noch vor Bayern München auf Platz vier standen, sind in der Rückrunde beispiellos abgeschmiert. Es gelang ihnen gerade mal ein Sieg: im ersten Spiel nach der Winterpause, ausgerechnet gegen Mönchengladbach.
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Schneider geht mit Wagner ein hohes Risiko ein
16 Spiele nacheinander ohne Sieg – das muss man erst mal hinbekommen. Bei einer dermaßen langen Misserfolgsserie wäre gerade auf Schalke ein Trainerwechsel der übliche Reflex. Jochen Schneider aber will David Wagner die Mannschaft auch in der nächsten Saison anvertrauen. Damit geht der Sportvorstand ein hohes Risiko ein. Man male sich nur mal zwei Niederlagen zum Saisonstart aus.
Dass trotz eines Teams, das sich monatelang wie ein Absteiger präsentiert hat, der Sport derzeit nicht das größte Problem ist, zeigt das ganze Schalker Drama auf.
Der Druck auf den Aufsichtsrats-Chef wird immer größer
Die Schuldenlast ist erdrückend, es fehlt ein neuer Finanzchef.Dass der Vorstand eine Gehaltsobergrenze für Profis plant, ist ein Beleg für pure Not. Und was hat Clemens Tönnies vor? Der Aufsichtsratsvorsitzende ist nach dem Corona-Skandal in seinem Fleischunternehmen auch auf Schalke so umstritten wie nie zuvor. Sogar die ihm eng verbundene Bild-Zeitung schrieb: „Die eigentliche Galionsfigur entwickelt sich zunehmend zur Belastung.“ Proteste der Größenordnung vom Samstag werden Tönnies jedoch nicht zu einem Rücktritt bewegen können. Tönnies präsentiert sich immer als Kämpfer, er hat auch in seiner Firmenkrise betont, er werde sich „nicht aus dem Staub machen“. Aber kann er noch genügend Kraft für eine zweite Großbaustelle aufbringen?
Schalkes Zukunft bleibt ungewiss. Es gibt gute Gründe dafür, sich einen Umsturz zu wünschen. Doch da bliebe noch diese wichtige offene Frage: Und was dann?