Gelsenkirchen. Der vierte Torwart-Wechsel der Saison auf Schalke wirft Fragen auf - sie betreffen auch Markus Schubert, der einen Karriereknick verkraften muss.

Interviews mit seinen Torhütern hat der FC Schalke 04 schon lange vor Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr zugelassen: Zu groß schien dem Klub die Gefahr, dass das Wechselspiel zwischen Alexander Nübel (23) und Markus Schubert (21) durch eine unbedachte Äußerung angeheizt werden könnte. Man kann also nur vermuten, wie es in den Köpfen der beiden Torhüter wirklich aussieht. Vermuten - oder auf das vertrauen, was Trainer David Wagner nach der 0:1-Niederlage gegen Werder Bremen berichtete. Da sagte er über den wieder aus dem Tor genommenen Schubert: „Markus hat die Entscheidung gefasst aufgenommen. Ich würde sogar sagen: Er war nicht überrascht.“

Tatsächlich hatte sich der erneute Torwart-Tausch auf Schalke ja spätestens am Tag vor dem Spiel angebahnt. Da hatte Wagner bereits klargestellt: „Jeder, egal ob Feldspieler oder Torwart, muss Leistung abrufen, um zu rechtfertigen, wieder spielen zu können.“ Schubert hatte in den ersten drei Spielen nach der Corona-Pause neun Gegentore kassiert und war bei zumindest drei Treffern mit in der Verlosung: Zweimal im Derby in Dortmund (0:4) und zuletzt auch einmal beim 1:1-Ausgleichstor in Düsseldorf - damit wurde die 1:2-Niederlage eingeleitet. Entsprechend wurde am Freitag der Torwart-Tausch intern beschlossen, den Wagner am Samstag dann erklärte.

Schalke-Trainer Wagner: „Für Schubi eine schwierige Situation“

„In den letzten Spielen konnte Schubi der Mannschaft leider nicht helfen und die Sicherheit geben, die wir uns erhofft und erwartet haben“, begründete Schalkes Trainer und fügte hinzu: „Für ihn persönlich ist es eine schwierige Situation.“ Denn der U21-Nationaltorwart muss nun einen Karriere-Knick fürchten. Zumindest muss er sich aus dieser Lage erst einmal wieder berappeln.

Dabei hat Schubert in seinem ersten Jahr auf Schalke schon mehr erreicht, als eigentlich geplant war. Schalke hatte sich das Torwart-Talent im vergangenen Sommer ablösefrei von Dynamo Dresden geschnappt - vorgesehen war er zunächst als dritter Torwart hinter dem erfahrenen Ralf Fährmann und dem aufstrebenden Alexander Nübel. Angedacht war anfangs sogar eine Ausleihe an einen anderen Klub, da Schubert auf Schalke kaum Aussicht auf Einsätze hatte - bis sich Ralf Fährmann im August an Norwich City ausleihen ließ. Da rückt Schubert zur Nummer zwei auf und wurde am 15. Dezember im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (1:0) das erste Mal in der Bundesliga eingewechselt, weil Nübel die Rote Karte sah. Viermal durfte sich Schubert in der Folge in der Bundesliga zeigen und machte seine Sache bis zum 0:5-Debakel Ende Januar bei Bayern München ordentlich. Danach hatte Nübel seine Sperre abgesessen und Schubert war obendrein verletzt - so verlor das Talent wieder seinen Platz. Weil jedoch auch Nübel bei den Spielen gegen Leipzig (0:5) und in Köln (0:3) von der Rolle war, machte Wagner den jungen Schubert Anfang März vorzeitig zur Nummer eins.

Schuberts Aufstieg zur Nummer eins auf Schalke kam früh

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Wahrscheinlich kam der Aufstieg für den 21-Jährigen jedoch noch zu früh - zumal in einer Phase, in der die Mannschaft im Sinkflug war und einen starken Rückhalt benötigte. Der soll nun wieder Nübel sein - beim Spiel gegen Bremen erlaubte sich der Bald-Bayern-Ersatztorwart keinen Patzer. „Alex hat der Mannschaft Ruhe und Stabilität gegeben“, urteilte Wagner. Auf die direkte Frage, ob er Schubert hingegen mit der erneuten Rückstufung möglicherweise „verbrannt“ haben könnte, antwortete der Trainer: „Nein, das würde ich nicht sagen.“ Aber Schubert, ein ausgesprochen sympathischer junger Kerl, muss jetzt damit klarkommen, in der Bundesliga erst einmal durchgefallen zu sein.

Bei der 0:1-Niederlage gegen Bremen saß Markus Schubert auf der Bank - kommentarlos. Wie es in ihm wirklich aussah? In den Zeiten, in denen man mit den Schalker Torhütern noch Interviews führen konnte, es war im frühen Januar, hat Schubert stets betont, dass er mit Nübel prima auskommt: „Wir verstehen uns immer noch gut.“