Gelsenkirchen. Im ersten Durchgang unterirdisch, in der zweiten Halbzeit etwas verbessert. Trotzdem reicht es für Schalke nicht zum ersehnten Befreiungsschlag.
Auch der Torwart-Wechsel kann Schalkes schlimmen Niedergang aktuell nicht stoppen: Mit Alexander Nübel im Tor kassierten die Königsblauen am Samstag eine verdiente 0:1-Heimniederlage gegen den Tabellenvorletzten Werder Bremen. Es war bereits das elfte (!) sieglose Bundesligaspiel für Schalke in Folge - eine solche Negativ-Serie hatte es zuletzt in der Saison 1996/97 für Schalke in der Bundesliga gegeben. Doch das war damals nur eine Randerscheinung, weil die Mannschaft in derselben Saison den Uefa-Cup gewann. 23 Jahre später ist Schalkes Lage nur noch: Trostlos.
Es war die vierte Niederlage im vierten Spiel nach der Corona-Pause. Und alarmierend: Die jüngsten drei Pleiten hat Schalke ausnahmslos gegen Abstiegskandidaten kassiert (Augsburg, Düsseldorf, Bremen). Insgesamt hat Schalke in den jüngsten elf Spielen jetzt sieben Niederlagen (bei vier Unentschieden) und ein Torverhältnis von 3:25 kassiert - beschämend.
Alexander Nübel streckt sich vergeblich
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Das Spiel war eine gute halbe Stunde alt, da streckte sich auch Alexander Nübel das erste Mal vergeblich: Bremens Leonardo Bittencourt traf mit einem gekonnten Schlenzer aus 20 Metern zur Werder-Führung - zu halten war da nichts. Kein Vorwurf an den Bald-Bayern Nübel, den Schalkes Trainer David Wagner wie erwartet wieder anstelle von Markus Schubert ins Tor gestellt hatte. “In den letzten Spielen konnte Schubi der Mannschaft leider nicht helfen und die Sicherheit geben, die wir uns erhofft und erwartet haben. Für ihn persönlich ist es eine schwierige Situation”, sagte Wagner vor dem Spiel bei Sky. Von Nübels Rückkehr erhoffte er sich nun wieder mehr Stabilität: “Wir hatten im ersten halben Jahr, sogar bis Februar ein sehr stabiles Torhüter-Paar.”
Doch die Null konnte Nübel gegen Werder auch nicht halten - weil der ebenfalls neu in die Elf gekommene Jean-Clair Todibo sich zuvor im Mittelfeld einen überflüssigen Ballverlust leistete und damit die Bremer Führung einleitete. Todibo ließ sich auf ein sinnfreies Dribbling gegen gleich drei Werderaner ein und blieb an Klaassen hängen, der schließlich den Angriff einleitete. Über Rashica kam die Kugel zu Bittencourt - und der ließ Nübel in der 32. Minute keine Chance.
Bremen mit verdienter Führung
Die Führung war verdient, gar keine Frage. Schalke spielte in der ersten Halbzeit genauso wie drei Tage zuvor bei der 1:2-Niederlage in Düsseldorf: Die Mannschaft war ultra defensiv und auf Vorsicht eingestellt - zeitweilig hatte Werder über 80 Prozent Ballbesitz! Wagner sah auch im Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten dies als probates Mittel an, um nach zuvor zehn sieglosen Bundesligaspielen in Folge wieder auf Kurs zu kommen.
Personelle Konsequenzen hatte er nach dem Spiel in Düsseldorf zwar auch gezogen, diese insgesamt aber mehr mit der Belastung in der Englischen Woche begründet und weniger mit der akuten Formschwäche. Neben Torwart Markus Schubert verloren auch die bislang gesetzten Abwehrspieler Matija Nastasic und Bastian Oczipka sowie Stürmer Guido Burgstaller ihren Platz in der Startelf. Für sie kamen Nübel, Todibo, Linksverteidiger Juan Miranda und Angreifer Michael Gregoritsch neu in die Startelf.
Kein Mut, keine Ideen, keine Chancen
Trotzdem war Schalkes Fußball in der ersten Halbzeit wieder fürchterlich unansehnlich: Kein Mut, keine Ideen, keine Chancen - den ersten S04-Abschluss gab es nach 37 Minuten, als ein Kopfball von Weston McKennie am Tor vorbeiging. Der US-Amerikaner sah später seine fünfte Gelbe Karte und ist nun beim Auswärtsspiel bei Union Berlin gesperrt. Auffälligste Szene war lange Zeit ein Foulspiel von Gregoritsch an Bremens Vogt, für das der Schalker bereits in der dritten Minute die Gelbe Karte sah. Selbst das Kämpfen klappte nicht. McKennie musste in der 55. Minute sogar wegen akuter Rot-Gefahr gegen Boujellab ausgewechselt werden.
Bereits in der Halbzeitpause hatte Wagner zweimal gewechselt: Oczipka kam für den ebenfalls mit Gelb bedachten Todibo, Benito Raman für den völlig wirkungslosen Rabbi Matondo. Und immerhin zeigte Schalke danach, dass man sich nicht völlig willenlos ergeben wollte: Raman prüfte Werder-Torwart Jiri Pavlenka das erste Mal (53.) - bis dahin wäre es gar nicht aufgefallen, wenn die Gäste ohne Torwart angetreten wären. Und eine Direktabnahme von Gregoritsch verfehlte wenig später knapp das Tor. Doch letztlich war es nur ein Strohfeuer - die Niederlage war absolut verdient.
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